Witten. . Die Betreiber des „Frikadellenkönigs“ wollen den Müll an ihrem Wittener Imbiss reduzieren. Eine Tüte gibt’s nur gegen Spende. Das ärgert Kunden.
Dass es im Supermarkt oder im Kaufhaus eine Plastiktüte nur noch gegen Gebühr gibt, daran hat man sich längst gewöhnt. Und, Hand aufs Herz, die meisten vermeiden den Kauf einer Tragetasche. Im Imbissbetrieb ist eine aufwändige Verpackung dagegen immer noch gängig. Das Ehepaar Gambalat, das als „Frikadellenkönig“ auf den Wochenmärkten Buletten verkauft, will da nicht länger mitmachen. Nicht immer kommt das gut an.
Eine Tüte gibt’s nur noch gegen eine Spende. Zehn Cent möge der Käufer in eine Spendendose werfen, zugunsten der Hilfsorganisation „Lichtblicke“, die Menschen in NRW unterstützt, denen ein schwerer Schicksalsschlag widerfahren ist. Heike Gambalat-Döll und Uwe Gambalat haben diese Idee im Sommerurlaub in Holland aufgegabelt. Dort müssen – per Gesetz – auch Markthändler eine Gebühr für die Tüte nehmen, in die eine Gurke oder eine Stück Käse getan wird. Manche Händler reichen die Tütengebühr an Hilfsorganisationen weiter.
Früher kam jede Bulette in eine Tüte
„Ausnahmslos jede Frikadelle und jedes Schnitzel, das wir früher zum Mitnehmen verkauft haben, wurde in Alufolie gewickelt oder in spezielle Folienbeutel für Fleischwaren. Und dann kamen sie zusätzlich in eine Plastiktüte“, sagt Uwe Gambalat. „Weil das im Imbissbereich nunmal so ist.“ Einen echten Grund gibt es nicht: „Die Frikadelle läuft nicht aus und sie hält so auch nicht länger warm.“
Und nun? Dienstags steht der „Frikadellenkönig“ auf dem Wickmann-Gelände in Annen. Rund 300 Hackfleischklöpse türmen sich vor Verkäuferin Laura. „Manche nehmen gleich zwanzig Stück – und was wir nicht verkaufen, geht zum Beispiel an Bäckereien“, sagt sie schmunzelnd. Eine Dame ordert zwei Frikadellen fürs Mittagessen daheim. Laura wickelt beide in Alufolie. „Geht’s so?“ Die Frau guckt erst irritiert – „aber klar, geht das.“
Mehr Diskussionen als erwartet
Nur noch zehn Prozent der Kunden wählen überhaupt noch eine Tüte, sagt Verkäuferin Laura. So lande zwar wenig in der Spendendose, aber es zähle der Umweltgedanke! Vor allem jüngere Leute spenden und verzichten trotzdem auf die Tüte. Bei den Älteren gäbe es dagegen Diskussionen – mehr als erwartet. Manche besorgen sich sogar demonstrativ im Supermarkt nebenan eine Tüte von der Gemüseauslage, um dann die Bulette in Alufolie hineinzutun.
Gambalat hofft, dass jetzt auch auf den Wochenmärkten ein Umdenken stattfindet und Nachahmer den Tütenverzicht zum Alltag verhelfen. „Mit vielen Händlern habe ich schon gesprochen. Es geht einigen gegen den Strich, dass man eine Gurke in eine Plastiktüte packen muss, obwohl die Kunden eine Einkaufstasche dabei haben.“
Manche Kunden bringen Tupperdosen mit
Die Gambalats haben übrigens noch einen anderen Trend festgestellt: Immer mehr Kunden bringen von zuhause ihre Verpackung mit, meist eine Tupperdose. Dann entfällt sogar die Alufolie – die beste Form der Müllvermeidung.
>>Mit der Tupperdose zur Wursttheke: Geht das?
Bei Tchibo kann man sich Kaffee in die mitgebrachte Tasse füllen lassen, bei Mc Donalds gibt es dafür sogar Rabatt: Für Getränke gibt es keine hygienerechtlichen Gesetze, die den Verkauf in Gefäßen des Kunden verbieten.
Anders sieht es bei Lebensmitteln aus: Laut Lebensmittel-Hygieneverordnung muss der Händler dafür sorgen, dass seine Ware nicht verunreinigt wird, sonst kann er für Schäden haftbar gemacht werden. Rewe wirbt damit, dass man an der Wursttheke mit Tupperdose einkaufen darf. Dazu wird ein spezielles Tablett benutzt. Bei boni ist dies nicht möglich, bei Edeka „noch nicht“, so eine Verkäuferin. „Aber es ist im Gespräch.“
In vielen Imbissbuden gehört die Verpackung zu jedem Kauf dazu. Auch im City Kebab Haus verzichten immer öfter Kunden auf die Tragetasche. „Aber nur, weil sie den Döner beim Gehen essen“, sagt Muesluem Akin.