Witten. Copyshops sind vom Aussterben bedroht. In der Wittener Innenstadt gibt es nur noch ein letztes Profigeschäft. Wo kann man sonst noch drucken?

Einsam und verlassen steht es da, in einer Nische im Untergeschoss der Stadtgalerie. Fast versteckt, fernab vom Trubel: ein Fotokopiergerät mit Münzeinwurf. Direkt daneben ragt ein Passfotoautomat in die Höhe. Der ist zwar nagelneu und wirkt doch irgendwie aus der Zeit gefallen. Früher standen solche Geräte noch prominent im Eingangsbereich – zum Beispiel bei Galeria Kaufhof oder in Fachgeschäften. Heute stehen sie versteckt am Notausgang. Das Drucken hat an Bedeutung verloren und mit ihm auch das Konzept des Copyshops. Aber es gibt Alternativen.

Das Geschäft ist nicht mehr wirtschaftlich

In Daniel Nagels Laden „ofCors!“ in der Oststraße ist das Kopieren nur Nebensache. Sein Geld verdient er mit Werbedruck. Statt einem DIN A4-Blatt druckt er gleich ganze Plakatwände, Folierungen für Ladenfronten oder Bandenwerbung. Das Kopiergeschäft ist für ihn nicht mal ein Beiverdienst: Er zahlt drauf. Wenn er mit einem Schwarz-Weiß-Druck Gewinn machen wolle, müsse er 92 Cent pro Ausdruck berechnen – er nimmt aber nur 30 Cent. „Vom reinen Druckgeschäft kann ich nicht leben“, sagt er. „Wenn ich die Werbetechnik nicht hätte, wäre ich auch schon längst weg.“

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Dass man mit Drucken und Kopieren allein keinen Reibach macht, zeigt sich auch im dm-Markt auf der Bahnhofstraße. Die Drogeriekette hat schon lange mit seinen Fotoautomaten den Fotostudios Konkurrenz gemacht, jetzt hat man das Copyshop-Geschäft auch noch übernommen. Im Drogeriemarkt werden nun zwischen Shampoos und Zahnbürsten Handyfotos auf verschiedenste Untergründe gedruckt – sogar Leinwände.

Einsam und verlassen steht der Münz-Fotokopierer – leicht versteckt – im Untergeschoss der Wittener Stadtgalerie.
Einsam und verlassen steht der Münz-Fotokopierer – leicht versteckt – im Untergeschoss der Wittener Stadtgalerie. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Aber auch die klassische Schwarz-Weiß-Kopie findet sich im Angebot. Von großer Bedeutung scheint das Geschäft mit dem Dokumentendruck nicht zu sein, in der Preisliste nimmt es einen der hinteren Posten ein. „Die meisten Leute lassen Fotos drucken“, bestätigt eine Mitarbeiterin. Große Dokumentenstapel bilden hier die Ausnahme. „Zum Glück! Der Druck würde ja ewig dauern.“

Drucken in der Bude nebenan

Der Bedarf bleibt trotzdem. So wie in Heven. Außer Supermärkten und Bäckern gibt es hier wenige Geschäfte, das Angebot ist eingeschränkt. Deshalb schließt der Hevener Kiosk die eine oder andere Versorgungslücke. Hier gibt es fast alles: von der gemischten Tüte, über die Packung Zigaretten bis hin zu einem Kaffee auf die Hand oder eine Schwarz-Weiß-Kopie.

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Die gibt es nur auf Kundenwunsch. Ältere Kunden hätten während der Pandemie des Öfteren nach einer Kopiermöglichkeit gefragt. Besitzer Thayakaran Makesapillai besorgte daraufhin für 80 Euro ein gebrauchtes Kopiergerät und stellte es in seiner Bude auf. „Viel bringt es nicht ein, aber die 80 Euro habe ich in den drei Jahren wohl wieder eingenommen“, ulkt er.

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Studenten drucken an der Uni

Und was machen die Studenten? Für sie gibt es Angebote direkt an den Lernorten. An der Uni Witten-Herdecke stehen Multifunktionsgeräte für Universitätsangehörige bereit. Die Bezahlung läuft über eine Smart-Karte. Die TU Dortmund verfügt über einen zentralen Druckservice. Hier können Studierende Bachelor- oder Projektarbeiten drucken lassen. Außerdem verfügen die Fachgebäude über öffentliche Multifunktionsgeräte. Auch die Ruhruniversität Bochum hat ein eigenes Druckzentrum für Studierende. Die Preise für Schwarz-Weiß-Drucke bewegen sich an allen Universitäten im unteren Centbereich. Damit kann kein normaler Copyshop konkurrieren.