Witten. 2023 hat dem Radverkehr in Witten einen Schub gegeben, mit roten Markierungen, neuer Brücke und Abstellanlage. Wird 2024 der Turbo eingeschaltet?
Die Fahrradlobby in Witten blickt positiv auf das Jahr 2023 zurück. Denn es gab einige „relevante Verbesserungen“, so die Verbände ADFC-EN, VCD- EN und Fahrradbotschaft. Auch 2024 steht einiges auf der Agenda.
So hat das städtische Baudezernat bereits zahlreiche Maßnahmen zugesagt: Eingerichtet wird unter anderem eine Linksabbiegespur an der Kreuzung Husemannstraße/Ruhrstraße. Es soll Markierungen an der Sprockhöveler Straße/Wannen bis Ruhrdeichkreisel mit der Freigabe des Gehweges in Richtung Innenstadt geben. Auch die verblassten Markierungen an der Kreuzung Ardeystraße/Husemannstraße/Dortmunder Straße werden erneuert.
Im Haushaltsentwurf finden sich mehrere größere Investitionen für den Radverkehr. So sind Mittel eingeplant für die Umsetzung des Radverkehrskonzeptes in Höhe von fast einer Million Euro. Dazu zählen die Neugestaltungen der beiden „Ruhrfenster“: Eine bessere Anbindung des Muttentals (Nachtigallbrücke) und eine neue Lakebrücke sollen kommen, der Ruhrtalradweg aufgewertet werden. Aktuell ist außerdem das Mobilitätskonzept Innenstadt in der Beschlussfassung, das neue Fahrradstraßen in Witten vorsieht.
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Witten und Radfahren - das war jahrelang wie Platten vorn und hinten gleichzeitig. Wer sich auf zwei Rädern durch die Ruhrstadt wagte, hatte wenig Spaß. Viel Lob gibt es nun für Verwaltung und Politik: „Wir haben eine sehr gute und konstruktive Basis erreicht“, schreiben Susanne Rühl (ADFC), Andreas Redecker (VCD-EN) und der Fahrradbotschafter Andreas Müller in einer gemeinsamen Mitteilung: „Es ist immer noch ein sehr langer Weg bis zur „Fahrradstadt Witten“. Aber – im übertragenen Sinne: Die Verwaltung hat jetzt von „Schieben“ auf „Tour“ hochgeschaltet!“
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Die wichtigste Verbesserung 2023 brachte ihrer Meinung nach die Umgestaltung der Wutkreuzung im Oktober: „Endlich können alle Radfahrende den bisher gefährlichsten Abschnitt des Wittener Radwegenetzes sicher und halbwegs komfortabel befahren.“
Weitere Punkte, die die positive Bilanz speisen: Im Juni wurde die lang ersehnte Brücke des Rheinischen Esel feierlich eröffnet. Am Hauptbahnhof wurde im März eine überdachte Abstellanlage fertiggestellt, eine Erweiterung ist geplant. Dort und an zahlreichen anderen Stellen im Stadtgebiet sind nun erstmalig auch in Witten 50 Fahrräder von Metropolrad Ruhr ausleihbar.
Gebrauchte Fahrräder gesucht
Im Frühjahr sollen wieder Kinder, deren Eltern es nicht selbst finanzieren können, mit Fahrrädern ausgestattet werden. Die Kinder von Gerichts-, Bredde- und Crengeldanzschule freuen sich schon. Die Fahrradaktiven von ADFC-EN, VCD-EN und Fahrradbotschaft sammeln dazu gebrauchte Räder: Dringend benötigt werden Fahrräder mit den Reifengrößen 24 und 26. Wer noch ein altes im Keller stehen hat, kann sich melden: info@adfc-en.de.
Rote Markierungen an Hörder Straße oder im Hammertal
Außerdem wurde der Pop-Up-Radweg an der Dortmunder Straße erneut markiert, eine Verlängerung bis zur Freiligrathstraße ist geplant. An der Hörder Straße wurde die Wahlfreiheit der Radfahrenden durch rote Farbe als erste von mehreren geplanten „Fahrradweichen“ deutlich markiert.
Im Hammertal wird durch eine Barriere dauerhaft das Parken auf dem Radweg verhindert, im weiteren Verlauf sind Neumarkierungen geplant. Und an der Wittener Straße entsteht gerade ein neuer beleuchteter Radweg.
Opposition sieht manche Maßnahmen als Geldverschwendung
Dass so viel in den Ausbau des Radverkehrs investiert wird, ist ein Schwerpunkt des aktuellen Stadtrats. Die Oppositionspartei WBG würde das Geld lieber für die maroden Straßen verwendet sehen. „Ich kann doch nicht allein den Fokus auf Radwege legen“, so WBG-Chef Siegmut Brömmelsiek. Als Geldverschwendung nennt er folgende Beispiele: 20.000 € für die Nachmarkierung des Pop-Up-Radwegs, der kaum genutzt werde, oder 300.000 Euro für die Beleuchtung des Radwegs Wittener Straße, „den kein Mensch braucht“. Unsinnig seien an einigen Stellen auch Abstellbügel (Stückpreis 800 bis 1000 €), etwa an der Kreuzung Gasstraße/Ruhrstraße oder am Eingang zu ev. Friedhof an der Pferdebachstraße.