Witten. Hollywood ganz nah: Peter Zengerle aus Witten war beim Dreh für die „Tribute von Panem“ als Komparse dabei – und bekam sogar eine kleine Rolle.
Wenn Lucy Gray bei den „Tributen von Panem“ der Tochter des Bürgermeisters eine Schlange ins Kleid steckt, dann hätte Peter Zengerle eigentlich eingreifen können. Denn der Wittener stand direkt daneben. Als Komparse in der neuen Mega-Produktion ist er den Hollywood-Stars ganz nahegekommen. Und durfte einmal sogar richtig mitspielen.
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Nein, Peter Zengerle ist kein Fan der Film-Reihe und wäre selbst auch nie auf die Idee gekommen, sich als Statist beim Film zu bewerben. Das hat seine Familie für den 75-Jährigen getan. Ehefrau Ursula hatte in der WAZ gelesen, dass Komparsen für die internationale Kinoproduktion gesucht wurden. „Schlanke, ältere Männer mit markanten Gesichtszügen: Da dachte ich gleich, das wäre doch was für den Alten“, erzählt sie schmunzelnd.
Wittener war einer von 2000 Komparsen im Film
Die Kinder – Zengerles wohnen mit den drei erwachsenen Söhnen und ihren Familien unter einem Dach – waren begeistert. Sie machten die Bewerbung fertig, schickten sie weg – und schon kurz darauf kam die Einladung. „Die haben mich sogar ohne Casting engagiert“, sagt der Wittener stolz. Keine Selbstverständlichkeit: Über 40.000 Menschen hatten sich für eine Rolle beworben, nur rund 2000 wurden für die Dreharbeiten an den verschiedenen Spielorten weltweit eingestellt.
Lange überredet werden musste Peter Zengerle daher nicht, als die Zusage kam. „Ich fand das ganz spannend. Aber als dann die ersten Informationen kamen, habe ich meine Familie doch verflucht“, sagt er. Der Grund: Drehbeginn in Duisburg war jeweils um 5.45 Uhr. Der 75-Jährige suchte sich daher ein günstiges Hotelzimmer, stellte sich den Wecker an seinen fünf Drehtagen auf vier Uhr und machte sich dann zu noch nachtschlafender Zeit mit dem ersten Bus auf den Weg Richtung Landschaftspark.
Kostüm wurde jeden Morgen genau kontrolliert
Nach Corona-Schnelltest – gedreht wurde im August 2022 – ging es dann jeweils zunächst in die Maske. Zur Vorbereitung hatte der Wittener sich Haare und Bart wachsen lassen müssen. „Ich sah aus wie ein Zausel“, erzählt er. Für seine Rolle als Schwarzmarkthändler, der Schrott verkauft, hatte Zengerle aus dem Kostümfundus ein grobes Hemd mit Weste, eine geflickte Hose und schwere Arbeitsschuhe zugeteilt bekommen. Ein Outfit, dass jeden Morgen bis auf den letzten Knopf kontrolliert und abgenommen wurde, bevor sich der 75-Jährige dann zusammen mit seinen Statisten-Kollegen auf den Weg zum Set machen konnte.
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Nicht nur beim Angriff mit der Schlange, auch bei zwei weiteren Szenen war der Wittener beteiligt. Als Händler auf dem Markt ist er im Hintergrund dabei, als Lucy Bird im Bunker singt. Und als die Kamera auf Schienen zwischen den Tischen durchfährt, kommt Zengerle sogar kurz ganz groß raus.
Wittener will mit der ganzen Familie zusammen ins Kino
„In der Szene werde ich von einer Frau angeflirtet. Ich gebe ihr einen Klaps auf den Hintern, sie klaut etwas von meinem Stand, läuft weg – und ich musste entsetzt hinterherschauen“, so der Wittener, der froh ist, dass er nach dem Filmstart jetzt endlich von seinen Erlebnissen erzählen darf. „Das war ja alles top secret.“ Ob es die Szene in den Film geschafft hat? Zengerle weiß es nicht, er hat das fertige Werk selbst noch nicht gesehen. „Wir wollen mit der ganzen Familie zusammen ins Kino gehen.“
Seinen dritten Auftritt hatte der 75-Jährige dann bei einer Galgenszene. Die wurde – wie auch die Sache mit der Schlange – im Freien gedreht. Stundenlang, noch mal und noch mal – und das bei 35 Grad im August. „Das war zwar sehr anstrengend, aber es wurden uns ständig Früchte und Getränke gereicht“, lobt er. Überhaupt sei das Filmteam „fürsorglich und unheimlich nett“ gewesen.
Gigantischer Aufwand für den Dreh
Zengerle ist insgesamt beeindruckt, wie gut geplant alles gewesen ist. Logistik, Ablauf, Organisation: „Da wurde nichts dem Zufall überlassen.“ Der Aufwand für den Dreh sei einfach gigantisch gewesen, nicht nur am Set selbst, auch in der Maske oder bei der Versorgung der vielen Darsteller. „Das hatte ich mir so nicht vorgestellt.“
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Der Wittener ist dankbar, dass er dabei sein durfte. „Es war ein tolles Erlebnis und ein großes Abenteuer für mich.“ Zusammen mit seinem neuen Freund Peter, den er bei den Dreharbeiten kennengelernt hat und der schon länger im Geschäft ist, wartet er nun auf weitere Angebote. „Ich würde auch was fürs Fernsehen drehen“, versichert Zengerle schmunzelnd. „Es muss ja nicht immer Hollywood sein.“