Witten. Der Baumdienst SKT in Witten verkauft heimisches Holz zu kleinem Preis. Das Prinzip „Holz to go“ ist einmalig in der Region – und kommt gut an.

Hauptsache Holz vor der Hütte! Angesichts der gestiegenen Energiepreise war Kaminholz schon im letzten Winter stark nachgefragt. Und auch für die kommende Heizperiode horten viele Menschen bereits Scheite. Ins Geschäft mit Brennholz ist vor Kurzem auch der Wittener Baumdienst SKT eingestiegen – nur läuft es auf dem Betriebsgelände im Wullener Feld anders als bei der Konkurrenz.

Die meisten Wittener mit Kaminöfen lassen sich in Scheite geschnittenes und getrocknetes Brennholz anliefern oder besorgen es sich im Baumarkt. Wobei das Holz häufig aus Osteuropa stammt. Im Wullener Feld dagegen wird das verkauft, was die 30 SKT-Mitarbeitenden täglich in der Umgebung fällen und absägen. Oft sind dies Bäume, die Städte als nicht mehr verkehrssicher erklären, Rodungen vor Bauarbeiten oder Gehölze aus Privatgärten. Witten, Bochum, Herne, Hagen, Hattingen gibt Kathi Krebs, die den Holzverkauf bei SKT regelt, als Herkunft für die Stammstücke an. Wenn zum Beispiel für den Neubau des Bildungsquartiers Annen gerodet wird, landen die Stämme auf dem Hof von SKT. Es ist ein bunter Mix an Holzsorten: Buche, Ahorn, Kirsche, Eiche und mehr.

Frisch geschlagenen Stammstücke landen auf einem Haufen

„In den letzten Jahren haben wir den Holzverkauf eher stiefmütterlich behandelt“, sagt dessen Gründer René de Torres Lacroze. Wenn jemand gefragt habe, bekam er das Holz. 2022 explodierten die Brennholzpreise, die Nachfrage nach heimischen Holz stieg extrem. „Dann haben wir versucht, irgendwie Struktur in unseren Holzverkauf zu bekommen“, sagt de Torres Lacroze.

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Baggerführer Sebastian schichtet die Stämme auf dem Gelände von SKT-Baumtechnik in Witten auf.
Baggerführer Sebastian schichtet die Stämme auf dem Gelände von SKT-Baumtechnik in Witten auf. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Der 45-Jährige betreibt seit September 2022 die Plattform „Holz to go“. Die frisch geschlagenen Stämme werden in Stücke von 30 bis 50 cm gesägt und auf einen großen Haufen geworfen. Interessenten können sich die Stücke und Baumsorte aussuchen und mitnehmen. Kofferraum oder Anhänger werden vorab von Kathi Krebs ausgemessen. Ein Raummeter kostet 50 Euro. Ihre Holzstücke müssen die Käufer freilich daheim noch selbst spalten und mindestens ein Jahr lang trocknen. Zum Vergleich: Manche Holzhändler rufen für fertiges Kaminholz bis zu 300 Euro pro Raummeter auf. „Natürlich könnten wir mehr Geld nehmen. Aber wir sind doch froh, wenn wir den Hof leerbekommen und nicht liefern müssen“, so René de Torres Lacroze. „Und ich finde es gut, dass Holz, das hier gefällt wird, in unmittelbarem Umfeld bleibt.“ Deswegen verkaufe er die Stämme nicht an die Brennholzwirtschaft weiter.

Verkaufssamstag: Autos stauen sich im Wullener Feld

Geöffnet ist das Betriebsgelände täglich bis 14.30 Uhr. Ab und zu gibt es aber Verkaufssamstage, wie jetzt am 21. Oktober. Die Mitarbeiter wappnen sich bereits: „Der Ansturm ist dann so groß, dass sich die Autos die ganze Straße lang stauen.“ Deswegen werden mobile Verkehrsampeln aufgestellt. Eigentlich läuft die Holzausgabe nach Terminvereinbarung. „Aber viele kommen auch einfach so“, sagt Kathi Krebs.

Das Markenzeichen von SKT-Baumtechnik in Witten: Der Stier, der im Eingangsbereich auf Firmengründer René de Torres Lacroze hinweist.
Das Markenzeichen von SKT-Baumtechnik in Witten: Der Stier, der im Eingangsbereich auf Firmengründer René de Torres Lacroze hinweist. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Und wer holt sich alles Holz? Ganz häufig: die Familien-Kombi aus Opa, Sohn, Enkel. Und viele ältere Ehepaare. „Die Frauen sagen mir häufig, wie froh sie sind, dass ihr Mann jetzt etwas im Garten zu tun hat.“ Die 26-Jährige schätzt: „Offenbar ist das hier ein Männer-Traum. Ein großer Männerspielplatz.“ Daneben würden viele kommen, die offenbar Existenzängste haben. „Die Leute wollen vorbereitet sein, falls ein Energieengpass kommt.“

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Bis vor der Ukraine-Krise übrigens ließen fast alle Privatleute, die von SKT einen Baum auf ihrem Grundstück fällen ließen, diesen auch abtransportieren. Dieses Geschäft „ist zu 80 Prozent eingebrochen“, sagt der Firmenchef. „Wir sollen den Leuten ihren Baum in Stücke sägen und liegenlassen. Denn irgendwie kennt jeder jemanden, der ganz dringend Brennholz benötigt.“

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SKT: Gegründet nach Orkan Kyrill

René de Torres Lacroze machte sich 2007, unmittelbar nach dem Orkan Kyrill selbstständig – als Dienstleiter für Seilklettertechnik, darum der Name SKT. Vier Jahre später gründete ein Freund eine Zweigstelle in Essen, vor sechs Jahren kam noch SKT Dortmund hinzu. Seit 2019 sitzt das Unternehmen am Wullener Feld 56. Vorab war es an der Pferdebachstraße beheimatet. Für die Sanierung musste SKT aber das dortige Betriebsgelände und den Holzhof (der ehemalige Sportplatz an der Alfred-Herrhausen-Straße) räumen. Vor seiner Hochzeit mit einer gebürtigen Argentinierin 2019 trug er den französischen Nachnamen Crosset.

Am Eingangstor zum Betriebsgelände hat René de Torres Lacroze den Schriftzug „Rocky Beach“ anbringen lassen, denn vieles hier erinnert an den Schrottplatz der Figur Justus Jonas aus der Kinderreihe „Die drei ???“. Alle Baumaschinen tragen lustige Namen, selbst die Säge heißt „Elke“.