Witten. Verfallene Schrebergärten in Witten nerven die Nachbarn. Sie fordern: Die Stadt soll einschreiten. Schließlich gehöre ihr das Gelände in Heven.
Seit Jahren gammeln Schrebergärten an der Sprockhöveler Straße /Ecke Fischertalweg vor sich hin. Überall liegt Müll herum und zieht Ungeziefer an. Mitunter landet der Dreck auch im vorbeifließenden Wannenbach. Der wird bei Unwetter häufig mit herabfallendem Äste verstopft. „Die Zustände sind unhaltbar“, beklagt Heidemarie Pfalz, der ein angrenzendes Mehrfamilienhaus gehört. Mieter haben sich schon wiederholt beschwert.
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Die Wittenerin kennt den heutigen „Schandflecken“ noch aus besseren Tagen. Die Lauben waren vor Jahren noch gut in Schuss, Beete und Anlagen sehr gepflegt. Die Eigentümerin hat die Bilder von damals bestens vor Augen. Eine Familie aus ihrem Haus hatte sich seinerzeit auch eine Parzelle gepachtet.
„Wie froh die damals waren, eine grüne Oase direkt vor der Haustür zu haben“, erinnert sich Pfalz. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit hätten Eltern und Kinder den Garten genutzt. Doch eines Tages erhielten sie die Kündigung. Eine bittere Enttäuschung. Bald darauf habe die Familie dann auch die Umzugskarton gepackt und sich eine neue Bleibe gesucht.
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Nach und nach verschwanden schließlich auch die übrigen Pächter der Gärten. Dafür nahmen Jugendliche oder Obdachlose die alten Holzhütten in Beschlag. Trinkgelage waren nach Angaben der Hauseigentümerin häufig an der Tagesordnung. „Hier haben sie auch schon mal Feuer gelegt“, sagt Heidemarie Pfalz. Sie zeigt auf eine verkohlte Fläche, bei der man sich fragt, was dort wohl mal gestanden haben mag.
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Leute laden ständig ihren Müll ab
Und wie das so ist, wenn sich keiner um eine solche Anlage kümmert, wucherte bald überall meterhoch das Unkraut. Neben dem Gestrüpp liegen heute auch Bauschutt und jede Menge Unrat herum. Manche Zeitgenossen verstehen ein solches Gelände schließlich als Einladung, ihren Abfall loszuwerden.
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Vor etwa einem Jahr fasste sich die Vermieterin schließlich ein Herz. Sie wandte sich an die Stadt als Grundstücksbesitzerin. „Damit sich hier endlich mal etwas ändert.“ Inzwischen hatte sie auch von anderen Anwohner gehört, die sich ebenfalls über die Missstände aufregen. „Man darf auch nicht vergessen, dass nur ein paar Meter entfernt eine Kita liegt, der St.-Franziskus-Kindergarten.“
Die Reaktionen im Rathaus fand sie nervig und enttäuschend zugleich. „So recht fühlte sich dort keiner zuständig“, sagt die Hevenerin. Bei ihren Anrufen sei sie von einem Amt an das nächste geraten. Ein kleiner Teilerfolg gelang ihr dann aber doch.
Die Stadt sperrte das gesamte Grundstück mit Bauzäunen. Die Jugendlichen können nun nicht mehr auf das Gelände. Doch andere Probleme bleiben. „Die Leute werfen nach wie vor ihren Müll hierhin“, sagt die Anwohnerin. Sie zeigt auf Eimer, Kanister und allerlei weiteren Unrat.
Verpachtung ab 2019 nach und nach beendet
Die Verpachtung der Gärten hat die Stadt laut Sprecher Jörg Schäfer ab 2019 nach und nach beendet. Einige Pächter hätten auch von sich aus mit Blick auf die geplante Sanierung der Sprockhöveler Straße und der Umgestaltung des Wannenbach gekündigt.
Zuletzt sei Ende 2022 die Neuverpachtung eines einzelnen verwilderten Gartens auch nicht mehr zustande gekommen, weil der Pächter nur an einer längerfristigen Nutzung, rund fünf Jahre, interessiert gewesen.
Bereits im vergangenen Jahr hatte das Planungsamt Heidemarie Pfalz per Mail mitgeteilt, dass der gesamte Bereich zwischen der Fischertalstraße, dem Wannenbach und der nahe gelegenen Hans-Böckler-Straße umgestaltet werden soll. Das Projekt sei Bestandteil des städtebaulichen Entwicklungskonzepts für Heven-Ost/Crengeldanz. Die Umsetzung hänge allerdings von verschiedenen Faktoren ab.
Dazu gehören laut Amt die Bewilligung von Förderanträgen, städtische Gelder oder auch personelle Kapazitäten. Ein genauer Zeitpunkt, wann das Projekt starten könne, lasse sich noch nicht genau benennen.
An den Plänen hält die Stadt nach wie vor fest, unterstreicht deren Sprecher Jörg Schäfer auf Anfrage. Man wolle einen Wannenbachpark entwickeln, der „mit einer attraktiven Grünfläche für Heven-Ost/Crengeldanz“ hohe Aufenthaltsqualität sowie Bewegungs- und Spielangebote für alle Generationen bieten soll. Angesichts der angespannten Haushaltssituation lasse sich aber nicht sagen, wann das Projekt starten könne.
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