Witten. Bei den Ruhrtalengeln werden wieder Päckchen für bedürftige Kinder gepackt. Drei Wittenerinnen erzählen, warum sie sich an der Aktion beteiligen.

Für zumindest eine Wittenerin hat die Adventszeit schon in dieser Woche begonnen. Denn kurz nachdem sie die Weihnachtsaktion der Ruhrtalengel in ihrem Handy-Status geteilt hatte, trudelten bei ihr auch schon die ersten Nachfragen ein. Jetzt geht es los mit dem Einkaufen und Päckchenpacken.

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Die 57-Jährige beteiligt sich seit Jahren mit Leidenschaft an der Weihnachtsaktion der Kinder- und Jugendküche in Annen. Mit ihrer Familie zusammen – Mutter und Kinder, alle machen mit – packt sie nicht nur selbst mehrere Päckchen für die bedürftigen Kinder. Sie verteilt die Karten mit den Wünschen der Kinder auch an Bekannte weiter. „Rund 30 waren es letzten Jahr bestimmt“, sagt die rührige Wittenerin, die ihren richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen will. „Es geht doch nur um die Kinder.“

Wittenerin half in der Küche der Ruhrtalengel mit

Deswegen hat sie bei den Ruhrtalengeln auch viele Jahre ehrenamtlich in der Küche geholfen. „Ich hatte einen guten Draht zu den Kindern“, erzählt sie. „Da kriegt man viel mit.“ Ärmliche Kleidung, kaputte Schuhe – die Bedürftigkeit der Kinder sei oft überdeutlich zu sehen gewesen. „Und wenn sie dann zu Weihnachten um ein Paar Socken bitten, dann frag ich mich: Ist das wirklich ein Herzenswunsch – oder einfach nur bitter nötig?“

Vor 14 Jahren hat Hans-Peter Skotarzik die Weihnachtsaktion der Ruhrtalengel ins Leben gerufen. Im Jahr 2022 wurden dabei fast 1500  Kinderwünsche erfüllt.
Vor 14 Jahren hat Hans-Peter Skotarzik die Weihnachtsaktion der Ruhrtalengel ins Leben gerufen. Im Jahr 2022 wurden dabei fast 1500 Kinderwünsche erfüllt. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Doch gleich ob Socken, Barbie oder Playmobil: Der Wunsch, der auf der Karte steht, wird erfüllt. Die schwierigen Besorgungen übernimmt sie selbst. Die einfachen gibt sie weiter. „Meine Mutter bekommt immer einen Geschenkewunsch, den sie problemlos in Witten kaufen kann.“ Dann werden die Päckchen gepackt. Die 57-Jährige legt etwas Süßes dazu, schreibt ein paar liebe Zeilen an das jeweilige Kind, von dem sie nur Namen und Alter kennt. Diese persönliche Ansprache ist ihr wichtig. Denn sie will nicht nur ein Spielzeug spenden. „Ich will Freude schenken.“

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Dass sie nicht dabei ist, wenn die Kinder die Päckchen auspacken, dass die Hilfe anonym ist, stört die Wittenerin nicht. „Mir genügt zu wissen, dass ich einem bedürftigen Kind einen Wunsch erfüllt habe.“ Für die zweifache Mutter ist das Ehrensache. „Wir leben doch recht gut. Da ist es wichtig, etwas an die abzugeben, die nicht so viel haben.“ Und bei den Ruhrtalengeln wisse sie eben, dass die Spende ganz direkt ankommt. „Das habe ich als Mitarbeiterin selbst erlebt.“

Wittenerin hat in der Kindheit selbst Armut erlebt

Diese Sicherheit, dass die Hilfe ankommt, ist auch Paulina Stefanski und ihrer Schwiegermutter Nicole Kleppe ganz wichtig. Deshalb haben sie sich ebenfalls auf der Spenderliste bei Hans-Peter Skotarzik eintragen lassen. Die beiden machen zum ersten Mal mit. „Aber ich habe schon häufiger Kleidungs-spenden hergebracht“, sagt die 55-Jährige. Das sei ihr lieber, als sie in einen Container zu werfen. „Bei den Engeln weiß ich, dass die Sachen wirklichen Bedürftigen zugute kommen.“

Von einer Bekannten hat Paulina Stefanski von der Weihnachtswunsch-Aktion gehört. Das Konzept hat sie überzeugt. „Ich komme selbst aus armen Verhältnissen“, sagt die gebürtige Polin. „Ich weiß, wie das ist, wenn man nichts hat.“ Ihre Mutter habe manchmal tagsüber gehungert, nur damit die Kinder was zu essen hatten. „Jetzt geht es uns gut und ich bin dankbar, dass ich anderen helfen kann.“ Klar, auch bei ihr könnte einiges besser sein. „Aber uns muss doch klar sein: Wenn wir meckern, dann auf ganz hohem Niveau.“

So funktioniert die Aktion

Und so funktioniert die Aktion: Der Verein der Ruhrtalengel in der Annenstraße sammelt die Wünsche ein. Einerseits werden Kinder bedacht, die in Einrichtungen leben – in Waisen- oder Frauenhäusern, Mutter-Kind-Heimen, Behinderten-Wohngruppen und der Flüchtlingsunterkunft. Andererseits können sich aber auch Eltern melden, denen es finanziell schwerfällt, ihren Kindern ein Geschenk zu machen. Nach Vorlage eines Bedürftigkeitsnachweises können sie dann die Wünsche ihrer Kinder (bis 16 Jahren) mit auf die Liste setzen lassen.

Kontakt zu den Engeln ist per Telefon oder Mail, über Facebook oder persönlich möglich. „Nur keine Scheu“, betont Fexhrije Rama, die neue Erste Vorsitzende des Vereins. Rund 1500 Wünsche hätten zwar im letzten Jahr erfüllt werden können, die Zahl der Bedürftigen in Witten sei aber noch deutlich höher. „Sie müssen sich nur melden.“

So kann man spenden

Wer sich an der Aktion mit einer Spende beteiligen will, kann sich auf den gleichen Wegen (Telefon, Mail...) einen der Wunschzettel abholen, das entsprechende Geschenk (bis 25 Euro) kaufen und dann nett verpackt zurück zu den Engeln bringen (spätestens bis zum 15.12.). Süßes darf mit rein ins Päckchen, ebenso ein kleines Schreiben. Wem das zu viel Arbeit ist: Möglich ist es auch, einfach Geld zu spenden. Dann flitzen die Engel vom Verein los und besorgen ein Geschenk. Übrigens: Es müssen nicht 25 Euro sein, auch weniger ist möglich.

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Der Großteil der Wünsche wird von Großspendern übernommen – Firmen, Uni, aber auch Schulen. Doch der Anteil der Privatleute, die sich beteiligen, wächst. Hans-Peter Skotarzik, der langjährige Engel-Chef, freut sich darüber: „Diese Hilfsaktion lebt davon, dass viele Menschen mitmachen.“

So erreicht man die Ruhrtalengel in der Annenstraße 83: 02302 2039672, Mail: oder über Facebook: Ruhrtal Engel e.V.