Witten/Herdecke. Hochzeitsgäste schicken Wünsche vor neun Jahren in Flaschenpost los. Nun ist eine Flasche aufgetaucht. Das steckt hinter der romantischen Aktion.
Sigrid Blaufuß aus Süderbrarup in Schleswig-Holstein hält beim Spaziergang immer die Augen offen, ob sie nicht etwas Schönes findet – nach der Sturmflut in dieser Woche erst recht. Und tatsächlich: Bei einem Bummeln durch Kappeln entdeckte sie am Samstag (21.10.) am Ufer der Schlei eine Flasche, in deren Hals etwas Weißes steckte. Die 70-Jährige fischte den Fund aus dem Wasser, schaute hinein und staunte nicht schlecht. Die Flaschenpost enthielt einen Brief mit Hochzeitsglückwünschen – aufgegeben vor fast neun Jahren.
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Außer dem Brief befand sich ein Zettel darin: „Lieber Finder dieser Flaschenpost, bitte sende den Brief an das Brautpaar.“ Die Flasche sah zwar aus wie neu, das Papier war trocken und die Adresse mit einer Wittener Anschrift gut zu lesen. Doch den Nachnamen konnte Sigrid Blaufuß nicht richtig entziffern. Deswegen ging sie auf die Suche nach dem Paar. Telefonisch machte sie Nachbarn ausfindig, erfuhr jedoch: Das Paar ist verzogen.
Finderin teilte Foto in Facebook-Gruppe „Witten“
Aber die Finderin gab nicht auf. Sie teilte bei Facebook ein Foto ihres Fundes, zunächst nur im Umkreis von Kappeln. „Und dann bin ich auf die Idee gekommen, einfach auch einer Wittener Facebook-Gruppe beizutreten.“ Am Dienstagmorgen (24.10.) schrieb sie den Post in „Witten“: „Suche Julia & Bastian Bar. aus Witten. Mehr Nachnamen habe ich nicht.“ Doch die Info reichte.
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Über 100-mal ist der Post in wenigen Stunden geteilt worden. Und er erreichte auch eine Bekannte des einstigen Brautpaars. Die kontaktierte die beiden sofort. „Seid ihr wohl gemeint?“ In der Tat: Die Flaschenpost war an Julia und Bastian Borm adressiert, die mit ihren Kindern inzwischen in Herdecke leben. „Übrigens immer noch glücklich verheiratet“, wie Ehemann Bastian (44) versichert.
Trauzeugen hatten sich die Überraschung ausgedacht
Am 6. Dezember 2014 hatten die beiden in Glücksburg, also im hohen Norden, geheiratet. Im „Pierspeicher“ an der Schlei wurde anschließend gefeiert. Dort starteten die Trauzeugen auch das Projekt Flaschenpost: „Alle Gäste haben ein paar Zeilen für uns geschrieben und die Flaschen dann ins Wasser geworfen“, erinnert sich Julia Borm.
Etwa ein Dutzend Flaschen hätten sich auf die Reise gemacht, drei oder vier wurden kurz darauf schon gefunden. „Es war total schön, die Nachrichten zu bekommen“, so die Braut von damals. Die Finder hätten immer auch noch selbst ein paar liebe Worte dazugeschrieben.
Doch nach einem Umzug nach Wetter war Schluss mit der Hochzeitspost. „Ich war total traurig, weil ich wusste, jetzt kann nichts mehr kommen“, so die 34-Jährige. Über die Jahre hatte sie die Aktion dann aber längst vergessen. Bis Dienstag – bis die Nachricht der Bekannten in der Witten-Gruppe aufpoppte. Einer Gruppe, in der Bastian Borm zufälligerweise selbst erst seit wenigen Tagen Mitglied ist.
Diamantene Hochzeit am gleichen Ort?
Über Facebook nahmen die Finderin der Flaschenpost und das Paar direkt Kontakt auf. Sigrid Blaufuß schickte sofort ein Foto von dem Brief, der in der Flasche gelegen hatte. „Der war von meiner Schwester und meinem Schwager geschrieben“, erzählt Julia Borm gerührt. Ganz viel Liebe habe in den Zeilen gesteckt – und die Hoffnung „dass wir uns zur Diamantenen Hochzeit am gleichen Ort wieder treffen“. Der Herdeckerin wurde warm ums Herz, als sie den Brief las. „Ganz wunderschön. Eine tolle Überraschung – und die kam einfach so aus dem Nichts.“
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Julia und Bastian Borm sind dankbar, dass sich die Finderin so viel Mühe gemacht hat, sie zu finden. Die gibt allerdings schmunzelnd zu, dass sie eigentlich vor allem wissen wollte, von wo die Flasche damals losgeschwommen ist. Nun steht fest: Offenbar ist sie gar nicht losgeschwommen. Sondern nach der Sturmflut am Wochenende genau da aufgetaucht, wo sie ins Wasser geworfen worden war. Was sie die letzten neun Jahre dort festgehalten hat, wird wohl ihr Geheimnis bleiben.