Witten. Alina Rose aus Witten hat Mut: Anderthalb Jahre lang will sie allein zu Fuß unterwegs sein, von Deutschland bis Nepal. Im Juli wandert sie los.
Eigentlich ist es wahnsinnig, wahnsinnig mutig: Alina Rose aus Witten möchte ganz alleine 12.500 Kilometer zu Fuß von Deutschland nach Nepal wandern. Im Juli wird die 23-Jährige ihren Rucksack packen, um im November 2024 am Fuß des Mount Everest anzukommen. Diesen Abenteuertrip unternimmt sie unter dem Slogan „as a woman“: Als Spendenaktion für Frauen in Afghanistan, aber auch, um der Welt zu beweisen: Auch als Frau kann man gewisse Dinge einfach machen.
Die Vormholzerin beschreibt ihre verrückte Reise so: „Ist ja im Grunde nur ein Spaziergang. Jeden Tag, nur halt für 1,5 Jahre.“ Wobei sie selbst zugibt, dass sie noch nie über längere Strecken gewandert ist, geschweige denn mit einem zig Kilo schweren Rucksack auf dem Rücken. Sie mag auch keine Spaziergänge, da fehlen ihr Sinn und Antriebslust. Aber dass sie Willenskraft hat, hat sie sich selbst bewiesen. Im Januar 2022 hat sie sich vorgenommen, zehn Monate später den Köln-Marathon zu laufen. „Ich habe mir gesagt: Wenn ich das hinkriege, schaffe ich auch die Nepal-Reise.“ Sie hat sich einen Trainingsplan auferlegt – und den Marathon geschafft. Ein Zeichen!
Wildcamping und Couchsurfen
Im Juni wird sie ihre Ausbildung zur Mediengestalterin beendet haben. Direkt danach soll es losgehen, anderthalb Jahre Detailplanung liegen dann hinter ihr. Dazu hat sie die Bücher, Podcasts oder Reisedokus anderer Abenteurer konsumiert. Jeden Tag ihrer Route hat sie über die App Komoot zusammengestellt. Etwa 30 Kilometer möchte sie am Tag gehen, an den Wochenenden wird gerastet, Wäsche gewaschen, eingekauft. Sie möchte unterwegs zelten (natürlich wild, irgendwo in der Natur) oder die Plattform „Couchsurfing“ nutzen. Dort bieten Menschen Reisenden eine kostenlose Übernachtung in ihrer Wohnung an. Ab und zu möchte sie sich ein Hostel leisten.
Alina startet ihren Trip am Rande Deutschlands, in Dresden – wegen des hiesigen Wildcamping-Verbots. Weiter geht es über Tschechien, ein Stück Österreich, die Slowakei, Ungarn, Serbien, Bulgarien und die Türkei. Allein drei Monate wird sie bis zur georgischen Grenze brauchen, 2328 Kilometer muss sie schaffen, denn danach liefe das Touristenvisum ab. Und: In dieser Zeit ist Winter.
Kasachstan, Usbekistan, Tadschikistan und China
Vielen wäre dies schon Spannung und Strapaze genug, für Alina Rose geht es jetzt erst richtig los. Auf Georgien folgen Russland und Kasachstan, durch ein kaum bewohntes Steppengelände am Aralsee. Danach möchte Alina quer durch Usbekistan laufen, durch Tadschikistan, wo sie den Pamir-Highway erklimmen will. Es geht weiter durch China, Pakistan, den Norden Indiens und Nepal zum Mount Everest Base Camp. Die Rückfahrt möchte sie mit Bus und Zug antreten, „um etwas vom Land zu sehen“. Ihr Eindruck: „Niemand reist heutzutage mehr, man macht nur Urlaub. Steigt ins Flugzeug, legt sich auf die Sonnenliege und bekommt nicht mit, wie groß die Welt ist.“
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Wie realistisch es ist, als Deutsche etwa durch das chinesische Uiguren-Gebiet zu laufen, kann Alina Rose nicht einschätzen. Notfalls müsse sie für solche Passagen oder Grenzübertritte dann ein Verkehrsmittel nehmen. Die schnellste Strecke, durch den Iran und Afghanistan hat sie wegen der politisch heiklen Situation sowieso ausgeschlossen. Hat sie denn nicht Angst, vor Straßenhunden, Bären, Schlangen, bösen Menschen? „Ja klar. Aber auch in Deutschland kann mir was passieren, wenn ich nachts aus dem Club komme“, sagt sie. „Ich kann mich nur gut vorbereiten und auf mein Bauchgefühl hören.“
Oma hofft, dass Enkelin abbricht
Ihre Eltern hätten nicht wirklich begeistert reagiert, als Alina ihnen ihre Pläne vorstellte. „Sie haben geahnt, dass ich etwas Großes plane. Aber nicht das.“ Die Oma hofft, dass ihre Enkelin irgendwann, am besten noch in Europa, aufgibt. „Das wäre für mich das Schlimmste. Ich möchte mit meinem Marsch ja etwas bewirken.“
Die Hardenstein-Abiturientin setzt darauf, dass möglichst viele Menschen ihr und ihrer Onlinespendenaktion für die Mädchen und Frauen in Afghanistan folgen. „Seit Sommer 2021 ist das Leben der Frauen dort fundamental eingeschränkt. Ich möchte meine Freiheit einsetzen, um den Frauen zu helfen“, sagt sie und hat sich deshalb der Organisation Medica Mondiale angeschlossen.
Reise auf Instagram und Youtube dokumentiert
Während ihrer Langstreckenwanderung wird sie täglich auf Instagram posten. Einmal pro Woche soll es ein Video auf Youtube geben. Im Anschluss möchte sie eine Reisedoku und bestenfalls ein Buch erstellen. Dank ihres Berufes hat sie das Zeug dazu – man schaue nur die selbst gebaute Homepage zur Aktion. Allerdings wird ihr Rucksack auch gut mit Technik gefüllt sein: Kamera, iPad, vielleicht eine GoPro-Actionkamera und eine Mini-Drohne.
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Noch fehlt Alina Rose ein großer Teil ihrer Ausrüstung. Sie sucht Sponsoren, um sich ein ultraleichtes Zelt, Rucksack oder Trailrunningschuhe leisten zu können. Noch mehr hofft sie auf Spenden für ihr Projekt – und dass ihre Message ankommt: „Als Frau heißt es immer: Das ist zu gefährlich. Man sollte aber den Mut haben, es einfach mal zu machen!“
So erreicht man Alina Rose: www.asawoman.org. Die Spenden sammelt sie über die Fundraising-Plattform betterplace.org.