Witten. Witten kann sich das Ziel, eine Großstadt zu werden, wohl abschminken. Die Einwohnerzahl sinkt weiter. Dabei gab es kurzzeitig einen Anstieg.
Witten wird weniger. Zumindest, wenn man nach der Zahl der Einwohner geht. So lebten zum Stichtag 30. Juni 98.575 Menschen in der Stadt. Ein halbes Jahr zuvor, also Ende Dezember 2022, waren es nach Angaben der Stadt noch 98.701 Personen.
Kurzzeitig war jedoch auch ein Anstieg zu verzeichnen. Im Juni 2022 meldete die Stadt nämlich nur 98.178 Einwohner. Diese Entwicklung hat insbesondere mit dem Ukraine-Krieg zu tun. „Man sieht ganz gut den Einfluss der Ukrainegeflüchteten auf die Einwohnerzahl unserer Stadt. In den Jahren zuvor sind die Einwohnerzahlen kontinuierlich gesunken, aufgrund der Zuwanderung der Geflüchteten konnten wir 2022 erstmals wieder einen Anstieg verzeichnen“, sagt Stadtsprecher Jörg Schäfer. Wenn sich die Zahl der Flüchtenden normalisiert, werde sich das Ganze aber absehbar wieder drehen und die Einwohnerzahl wieder sinken. Dieser Trend ist ja bereits im ersten Halbjahr 2023 zu erkennen gewesen.
Witten erlebt demografischen Wandel
Wie andere Kommunen ist also auch Witten vom demografischen Wandel betroffen. Die Zahl der Verstorbenen wächst, die Geburtenrate sinkt hingegen, weshalb logischerweise auch die Einwohnerzahlen zurückgehen. „Der demografische Wandel aber ist ein Phänomen, das sehr viele Kommunen in Deutschland erleben, manche noch stärker als Witten, manche auch weniger ausgeprägt“, so Schäfer.
Spannend werde es insbesondere, wenn die sogenannten „Baby-Boomer“, also die Generation, die etwa zwischen 1956 und 1965 geboren wurde, in den letzten Lebensabschnitt eintrete. Dann würden die Einwohnerzahlen noch weiter zurückgehen. Die Stadt hat bereits Mitte des Jahres errechnet, dass 2030 nur noch 96.317 Menschen in Witten wohnen werden, 2035 dann werden es nur noch 94.803 Einwohner sein und 2040 schließlich wird die Zahl auf 93.192 schrumpfen. Entwicklungen wie eine erneute Fluchtbewegung können dabei natürlich nicht berücksichtigt werden. Vom Ziel, eine Großstadt zu werden, kann Witten sich aber verabschieden.
Einwohnerzahl im Kreis fällt unter 325.000
Auch in den Städten im Umkreis sieht es ähnlich aus. Laut Statistischem Landesamt IT.NRW ist die Einwohnerzahl im gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis im ersten Halbjahr 2023 erstmals seit längerer Zeit unter 325.000 gefallen und lag Ende Juni bei 324.732. Dabei war in den Städten, Breckerfeld, Gevelsberg, Sprockhövel und Wetter sogar ein leichter Anstieg zu verzeichnen.
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Nach den Zahlen des Landesamts sieht die Entwicklung für Witten sogar noch düsterer aus. Demnach leben gerade einmal 95.722 Menschen in der Ruhrstadt. Der Unterschied in den Zahlen liegt darin, dass IT.NRW die Daten aus der Zensus-Erhebung 2011 als Grundlage nimmt. Die Statistikstelle der Stadt hingegen orientiert sich am aktuellen tatsächlichen Melderegister und bildet die tatsächliche Situation somit deutlich besser ab.
„Im nächsten Jahr werden die Zahlen des Zensus’ 2022 veröffentlicht, somit bekommt IT.NRW eine neue Berechnungsgrundlage. Nichtsdestotrotz gehen wir davon aus, dass sich auch diese Zahlen wieder von unseren unterscheiden werden, da sie auf dem Jahr 2021 basieren und zum Beispiel die Ukrainegeflüchteten nicht miteinschließen“, so Stadtsprecher Jörg Schäfer. Doch auch jetzt kann man im Normalfall schon davon ausgehen, dass Witten bis dahin wieder einige Einwohner verlieren wird.
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