Witten. Der demografische Wandel und Kirchenaustritte machen dem Ev. Kirchenkreis Hattingen-Witten zu schaffen. Auch Kitas könnten schließen müssen.
Der Evangelische Kirchenkreis Hattingen-Witten rechnet damit, bis 2060 nur noch die Hälfte der heutigen 59.600 Gemeindemitglieder zu haben. So viel weniger Protestanten bedeuten auch massive Einbußen bei den Kirchensteuern. Seit 2010 hat der Kirchenkreis schon über 10.000 Menschen verloren. Dies bleibt nicht ohne Folgen, sagt Superintendentin Julia Holtz.
Die schlechten Nachrichten basieren auf einer Studie des „Forschungszentrums Generationenverträge“ der Universität Freiburg von 2017. Das Zentrum hatte ermittelt, wie sich die Kirchenmitgliedschaftszahlen und das Kirchensteueraufkommen für die evangelische und die katholische Kirche in Deutschland langfristig entwickeln werden. Das Ergebnis: Bis 2060 ist mit einem Rückgang von rund der Hälfte der Mitglieder der evangelischen Kirche zu rechnen. In gleichem Maße werde die Kaufkraft der Kirche sinken. Zahlen, mit denen auch für den Kirchenkreis Hattingen-Witten zu rechnen sei, so Superintendentin Holtz.
Vor 25 Jahren gab es in Witten noch doppelt so viele Pfarrstellen
Sie betont, dass der hohe Rückgang an Protestanten in den kommenden rund 40 Jahren zum großen Teil auf den demografischen Wandel zurückzuführen ist. Meint: Es gibt mehr Sterbefälle als Geburten. Nur in einem Drittel der Fälle werde es sich beim Mitgliederschwund um Kirchenaustritte handeln. Die acht evangelischen Gemeinden in Witten zählen derzeit noch 31.146 Mitglieder. Für sie gibt es zehn Pfarrerinnen und Pfarrer. Vor 25 Jahren seien es noch doppelt so viele Pfarrstellen gewesen, sagt Holtz. Diese seien an die Mitgliederzahlen der Gemeinden gebunden. Für eine volle Stelle müsse eine Kirchengemeinde mindestens 3000 Mitglieder haben.
Die Folgen des schon jahrelangen Mitgliederschwunds: Hatte etwa die Johannisgemeinde vor einem Vierteljahrhundert noch vier Pfarrstellen, so sind es heute noch 1,75. Auch die Annener Gemeinde hatte einmal vier Stellen, heute noch zwei. Wenn dort Pfarrer Claus Humbert in den Ruhestand gehe, werde es keinen Nachfolger, keine Nachfolgerin geben, so die Superintendentin. Auch die Kirchengemeinde Bommern habe nur noch einen Pfarrer - Jürgen Krüger. Der zweite evangelische Theologe im Stadtteil, Michael Göhler, ging im vergangenen Jahr in Rente.
Kindergärten des Kirchenkreises könnten schließen müssen
Gespart werden muss wohl auch an anderer Stelle. Jeder dritte Euro des Etats des Kirchenkreises Hattingen-Witten fließe direkt und indirekt in die 22 evangelischen Kindergärten des Kirchenkreises, sagt Julia Holtz. Die Finanzierung der Kitas, 13 davon in Witten, war schon schon ein Thema auf der letzten Herbstsynode des Kirchenkreises. In konfessionellen Kindergärten sollten auch Glaubensinhalte vermittelt und Brücken zu den Gemeinden geschlagen werden. Holtz: „Das können unsere Gemeindepädagogen, Pfarrer und Pfarrerinnen aber nur bedingt leisten, bei der großen Zahl an Kindergärten.“
Und: 10,5 Prozent der Kita-Kosten müssten vom Träger Kirche selbst übernommen werden. Dies sei viel im Vergleich zu kommunalen Kindergärten oder welchen, deren Träger Wohlfahrtsverbände oder Elterninitiativen seien. Über eine Million Euro zahlt der Kirchenkreis jährlich für seine Kindergärten. Theologin Julia Holtz kann nicht ausschließen, dass welche geschlossen werden, beziehungsweise, dass für sie ein anderer Träger gefunden werden muss. „Wir werden uns das in der Bandbreite nicht mehr leisten können“ - obwohl die Kommunen darauf angewiesen seien, weil sie die Plätze benötigten.