Witten. Ist der unbeleuchtete Pfad neben dem Toom-Baumarkt als Schulweg geeignet? Nein, sagt eine Wittenerin. Sie fordert ein Busticket für ihren Sohn.

Unerfreuliche Nachrichten haben Katja Finck kurz vor den Sommerferien erreicht. Für das neue Schuljahr ist ihrem Sohn Janne der Zuschuss fürs Deutschlandticket-Schule, also das neue Schokoticket, gestrichen worden. Denn in der Oberstufe muss der Weg zur Schule mindestens fünf Kilometer lang sein, sonst gibt’s kein Ticket. Jannes Weg von Rüdinghausen zum Albert-Martmöller-Gymnasium (AMG) ist aber 110 Meter zu kurz – zumindest wenn man die Berechnung der Stadt zugrunde legt. Danach müsste der 16-Jährige allerdings einen ziemlich düsteren Fußweg nehmen. Viel zu gefährlich, meint seine Mutter. Sie hat umgehend Widerspruch eingelegt – und liegt seitdem mit dem Schulamt im Clinch.

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Dabei geht es der 44-Jährigen nicht um die Länge, die die Stadt gemessen hat. Sondern ausschließlich um die Wegführung. Denn die Strecke, die der AMG-Schüler demnach gehen soll, verläuft über den Weg, der zwischen Toom-Parkplatz und Mannesmannstraße zwischen hohen Hecken entlangführt. „Gruselig“, sagt Katja Finck. Dunkel sei es dort, kaum jemand unterwegs. Sie hätte Angst, wenn ihr Sohn dort entlang gehen müsste. „Für mich ist das eine No-Go-Area.“

Der Rheinische Esel wird nicht berücksichtigt

Nicht einsehbar, nicht beleuchtet, ziemlich einsam und im Winter nicht geräumt: Diese Argumente hat Katja Finck in ihrem Widerspruch angeführt. Der Rheinische Esel, bei dem es ähnlich aussehe, werde aus diesen Gründen schließlich schon seit Jahren nicht mehr für die Schulweg-Berechnung herangezogen, so die Wittenerin. Das müsse also auch für diese Strecke gelten. „Die ist als Schulweg einfach nicht angemessen.“

Eine düstere Ecke sei der Weg, meint Katja Finck. Sie hat ihn in der Dämmerung fotografiert, dann wenn die Schüler morgens unterwegs sind.
Eine düstere Ecke sei der Weg, meint Katja Finck. Sie hat ihn in der Dämmerung fotografiert, dann wenn die Schüler morgens unterwegs sind. © Finck

Das sieht auch die Polizei Witten so. Die hatte Katja Finck um eine Stellungnahme zu dem Wege-Vorschlag der Stadt gebeten. Die Inspektion teilte der Mutter daraufhin schriftlich mit, dass auch sie den Pfad als Schulweg für nicht geeignet hält. Auf WAZ-Nachfrage bestätigt die Polizei diese Einschätzung und ergänzt, die zuständige Fachdienststelle werde nun noch einmal prüfen, ob es sich tatsächlich um einen Angstraum handelt oder der Weg zu gefährlich ist. Die Rüdinghauserin ist davon überzeugt: „Wir haben gehört, dass da schon was passiert ist.“

Stadt sieht keine besondere Gefährlichkeit

Die Stadt hingegen sieht keine „besondere Gefährlichkeit“. Eine „besonders hohe Frequenz an Straftaten“ sei ihr von der Polizei nicht bestätigt worden. Außerdem werde der Wegabschnitt von vielen anderen Schülern und Schülerinnen genutzt und sei bei einem Ortstermin von Fußgängern und Radfahrern relativ hoch frequentiert gewesen. Auf dem Toom-Parkplatz gebe es zudem eine Beleuchtung. „Die sollte auch den Weg aufgrund der Ausrichtung der Leuchten zum Teil ausleuchten können“, so das Schulamt.

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Zum Teil: „Aber im hinteren Bereich gibt es keine“, schimpft die 44-jährige Mutter. Und die Beleuchtung vorne habe zumindest dann nicht funktioniert, als sie sich die Strecke angesehen habe. Außerdem sei frühmorgens bei den Geschäften ja ohnehin noch gar nichts los. Eine Beleuchtung durch Autos, die die Stadt zunächst ebenfalls angeführt hatte, falle also komplett weg.

Rüdinghauserin spricht von Ungerechtigkeit

Katja Finck geht es bei ihrem Kampf ums vergünstigte Schulticket einerseits ums Geld. 29 statt 14 Euro müsste sie ohne Zuschuss zahlen. Und das fünf Jahre lang, denn ihr jüngerer Sohn wird auch bald die Oberstufe besuchen. „Da kommt einiges zusammen“, sagt sie. Was sie ärgert: Andere Schüler, die in der Nachbarschaft, aber noch näher an der Schule wohnen, würden das Ticket bekommen. „Wir wissen von mehreren, das empfinde ich als große Ungerechtigkeit.“

Andererseits geht es der Elternsprecherin, die am AMG die Q1, also die elfte Klasse, vertritt, aber vor allem um die Sicherheit – nicht nur für Janne. „Der Weg wird von der Stadt sicher auch bei anderen Schülern zugrunde gelegt.“ Wer wie sie eine Ablehnung bekommen hat und dort nicht lang gehen wolle, sollte besser noch mal nachhaken, meint sie. Denn der in ihren Augen sicherere, beleuchtete Schulweg ist länger – und wäre mit 5042 Metern Länge auch zuschussfähig.

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Dennoch wird es die Ermäßigung vorerst wohl nicht geben. Nach wochenlangem Ringen und anschließender WAZ-Anfrage hat Katja Finck just am Mittwoch (27.9.) die Ablehnung ihres Widerspruchs erhalten. Ihr bleibt nun nur noch der Gang vor Gericht. Und die Hoffnung, dass die Fachleute der Polizei ihre Argumente bekräftigen, woraufhin sich vielleicht noch mehr Eltern gegen die Wegführung wehren.