Witten. Mitarbeiter eines Schulzirkusses stehen vor Gericht. Es geht um versuchten Mord. Der Zirkus war schon oft in Witten. Bald wäre es wieder so weit.

Ein Schulzirkus, der auch schon an Wittener Grundschulen und bei Ferienspielen in der Ruhrstadt Projektwochen veranstaltet hat, ist in die Schlagzeilen geraten. Gegen vier Mitglieder wird wegen versuchten Mordes, gefährlicher Körperverletzung und Beihilfe ermittelt. Auch an einer Schule in Heven wird deshalb diskutiert, wie man damit umgehen soll. Im November wäre der Zirkus dort zu Gast.

Auch jetzt ist besagter Schulzirkus von Ort zu Ort auf Reisen, während vier seiner Mitglieder in Bielefeld vor Gericht stehen. Ihnen wird vorgeworfen, am 19. Februar bei einem Gastspiel in Rheda-Wiedenbrück zwei Zirkusangestellte mit Baseballschlägern verprügelt zu haben. Einen davon so schwer, dass akute Lebensgefahr bestand. Hintergrund des Vorfalls soll ein Streit um Geld gewesen sein. Einer der Angeklagten sitzt aktuell in Untersuchungshaft.

Wittener Hellwegschule hat den Zirkus gebucht

In der vergangenen Woche wurde das Verfahren allerdings ausgesetzt. „Eine Schöffin wurde wegen der Besorgnis der Befangenheit abgelehnt“, sagt Landgerichtssprecher Guiskard Eisenberg auf Anfrage dieser Redaktion. Ab dem 20. September solle neu verhandelt werden.

An der Hellwegschule in Heven verfolgt man den Prozess mit einer gewissen Spannung. Denn Ende November soll dort eine Woche lang das Klassenzimmer mit dem Zirkuszelt des betreffenden Anbieters getauscht werden. „Ich habe schon ausführlich und offen mit dem Zirkusdirektor gesprochen“, erklärt Rektorin Marion Tigges-Haar. In der Schulkonferenz am 19. September sollen Eltern und Kollegium entscheiden, ob es bei dem Termin bleibt. Dies allerdings ohnehin nur unter der Voraussetzung, dass keiner der Angeklagten mit von der Partie ist.

Wittener Rektorin: Projektwoche war immer ein Highlight

„Wir arbeiten schon seit über 20 Jahren mit dem Zirkus zusammen. Es war immer gut“, so die Schulleiterin. Jeder solle nun selbst entscheiden, ob es auch in diesem Jahr dabei bleiben wird. „Die Projektwoche ist für die Kinder immer ein nicht zu toppendes Highlight gewesen.“ Denn Schülerinnen und Schüler trainieren täglich mit echten Zirkusleuten und treten am Ende vor ihren Eltern, Großeltern und Geschwistern als Clowns, Akrobaten, Zauberer oder Feuerschlucker auf.

Die Eltern jedenfalls seien derzeit wegen der Sache nicht etwa auf den Barrikaden, sagt ein Vater. Auch er findet: „Wenn die vier Betroffenen nicht dabei sind, sollte es kein Problem sein.“

Der Zirkus wäre in diesem Jahr tatsächlich nur an der Hellwegschule im Einsatz, war aber in der Vergangenheit auch schon in Vormholz oder Stockum gebucht sowie 2022 bei einem Zirkus-Camp in den Sommerferien. „Das Projekt geht weiter, gerade nach der langen Coronapause“, heißt es vonseiten des Zirkusses. „Dazu ist es für die Kinder viel zu wichtig.“

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Neulich sei man in Wetter gewesen, aktuell im Aachener Raum, danach in Kassel. Auch in Bochum halten Schulen dem Zirkus die Treue. Es sei selbstverständlich, dass die vier Mitglieder nun bei den Projektwochen nicht vor Ort seien. Man sei von Anfang an offen damit umgegangen. „Es gab diesen Vorfall und wir wollen ihn nicht wegreden. Es tut uns extrem leid, was da passiert ist. Das alles fand nicht während des Trainings oder während einer Aufführung statt“, stellt ein Zirkusmitarbeiter klar.

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Der betroffene Zirkus ist ein reiner Projektzirkus, der vor rund zehn Jahren den Besitzer gewechselt hat. Er ist normalerweise mit zwei Zeltanlagen unterwegs – im letzten Jahr 42 Wochen lang. Aktuell liege eine Anlage – jene mit dem in den Vorfall verwickelten Trainerteam – komplett auf Eis. „Jeder, der uns kennt, weiß, dass bei uns Verantwortung und der respektvolle Umgang miteinander ganz groß geschrieben werden.“

Die Bezirksregierung Arnsberg gibt laut Sprecher Christoph Söbbeler keine Empfehlung, eine Zusammenarbeit beizubehalten oder zu beenden. Wie Eltern und Kollegium der Hellwegschule tatsächlich entscheiden, wird sich in der kommenden Woche zeigen.