Witten. Im September wird in Witten-Herbede wieder Schützenfest gefeiert. Die amtierende Königin verrät im Interview, was diesmal alles anders sein wird.
Seit fünf Jahren ist Martina Fitzke nicht nur die erste Vorsitzende des Bürger- und Sportschützenvereins Herbede, sondern auch seine Königin. Nun geht ihre Amtszeit bald zu Ende, denn am zweiten Septemberwochenende soll endlich wieder Wittens größtes Schützenfest steigen. Im launigen Interview blickt die 57-jährige Sportschützin zurück auf die schönsten Momente einer teilweise traurigen Regentschaft und verrät, warum das kommende Fest im Dorf ganz anders als sonst sein wird.
2018 haben Sie den Vogel abgeschossen. Das war ja damals ein langer Kampf...
Martina Fitzke: Allerdings, was für ein zäher Vogel. 13 Stunden lang hat er sich gewehrt. Zum Schluss haben wir nur noch zu viert auf ihn geschossen, schließlich hat mein Mann ihn schräg gelegt und um 23.48 Uhr hab ich ihn dann endlich runtergeholt.
Dann sind sie beide zusammen ja wirklich ein würdiges Königspaar. Haben sie es 2018 zum ersten Mal drauf angelegt?
Nein, wir hatten es schon 2015 versucht. Mein Mann und ich waren schließlich vor zig Jahren schon mal das Prinzenpaar bei der KAB. Und nach dem Prinz wollte Jörg dann auch mal richtig König sein. Nun ist er zwar nur Prinzgemahl, aber wir sind immerhin das amtierende Königspaar. Und er trägt auch die Königskette – die wäre mir aber sowieso viel zu schwer.
+++Folgen Sie jetzt auch dem Instagram-Account der WAZ Witten+++
Eigentlich hätte Ihre Amtszeit drei Jahre gedauert. Nun sind fünf daraus geworden. Lag es an Corona?
Nicht nur. 2021 konnten wir wegen Corona nicht feiern, 2022 bin ich ausgefallen. Aber vielleicht war es gar nicht schlecht, länger zu warten. Denn vor einem Jahr waren die Menschen noch sehr zögerlich. Jetzt wollen die Menschen wieder feiern.
Es ist ja nicht nur das Schützenfest ausgefallen. Corona hat Ihnen einiges verhagelt, oder?
Allerdings. Die ersten zwei Jahre liefen noch normal, Ende Februar 2020 haben wir noch eine große, schöne Halbzeitparty gefeiert. Und kurz drauf war es vorbei, ab dann lag alles brach. Das war schon sehr traurig, auch für uns als Königspaar. Wir hatten ja nichts: Weihnachtsfeiern, der Westfälische Schützentag, Vereinstreffen, Besuche zu runden Geburtstagen – nichts ging mehr.
Lesen Sie auch:
- Herbeder Schützen feiern ihr neues Königspaar
- Witten: Die schönsten Fotos vom Sommerfest auf Haus Herbede
- Witten: Dieses Karussell ist das Highlight der Zwiebelkirmes
Was waren denn dann die Höhepunkte ihrer Amtszeit?
Einer war sicher, als ich den Vogel runtergeholt habe. Ich glaub, ich hab in meinem ganzen Leben noch nicht so laut geschrien, wie in diesem Moment. Aber das Allerschönste war die Inthronisierung. Als der Zapfenstreich gespielt wurde, das war schon Gänsehaut pur. Das war so feierlich, so etwas muss seinesgleichen heutzutage suchen.
Aber bald wird es wieder so weit sein. Was planen Sie denn für dieses Jahr, wird es so sein wie vor fünf Jahren?
Nein, gar nicht. Wir sind ganz anders aufgestellt. Wir haben diesmal keinen Zeltwirt, sondern stemmen das ganze Fest aus eigener Kraft. Das Konzept haben wir uns bei der Feuerwehr Herbede abgeschaut.
Das ist das Programm
Das Schützenfest des BSV Herbede startet mit dem Königsschießen am Samstag, 2. September. Los geht es um 11 Uhr auf der Wiese am Hof Bröckelmann, Vormholzer Straße 80.
Das neue Königspaar wird dann am Freitag, 8. September, um 19.30 Uhr beim Krönungsball im Festzelt auf dem Parkplatz der Firma Lohmann, Ruhrtal 2, feierlich inthronisiert. Anschließend gibt es Tanz mit Musik von DJ Andy J. Am Samstag, 9. September steigt dann ebenfalls im Festzelt um 19:30 Uhr die große BSV-Party mit der Band „Donau Power“.
Schließlich treffen sich die Schützen und weitere Herbeder Vereine am Sonntag, 10. September, um 11 Uhr am „Jever Krog“ in der Meesmannstraße zum großen Festumzug. Anschließend findet ein ökumenischer Gottesdienst im Festzelt statt. Danach lädt der BSV noch einmal zum Frühschoppen.
Karten für die Veranstaltungen (Krönungsball 8 Euro, BSV-Party 15 Euro) gibt es in den Reisebüros Mooren und Heyden, bei Storchmann sowie in der Schützenhalle des BSV während der Trainingszeiten dienstags von 19.30 bis 21.30 und sonntags von 10.30 bis 12 Uhr. Beim Königsschießen und Festumzug mit Frühschoppen ist der Eintritt frei.
Aus eigener Kraft – was heißt das?
Sonst kümmert sich der Zeltwirt um vieles, zum Beispiel um das Essen. Letztes Mal waren wir aber sehr unzufrieden, deswegen haben wir für 2023 alles selbst organisiert. Das Zelt, das Essen, die Getränke, das Personal. Das Gute daran: Alles liegt in unserer eigenen Hand und alle Aufträge bleiben im Dorf. Nur das Festzelt mussten wir woanders ordern.
Holla! Da ist ein insgesamt viertägiges Schützenfest für einen Verein mit 227 Mitgliedern dann aber eine große Aufgabe. Ist das überhaupt zu schaffen?
Ja, aber es ist natürlich viel Arbeit. Wir planen jetzt seit einem guten Jahr. Zum Glück bekommen wir viel Unterstützung von vielen Herbeder Vereinen, etwa von der DLRG, dem Kanu-Club oder der Freiwilligen Feuerwehr. Ein Anruf, schon sind sie da. So übernimmt die DLRG zum Beispiel Schichten am Bierwagen und bei unserem Umzug am Sonntag laufen auch viele Vereine mit. Handballer, Fußballer, und, und, und – ach, ich will jetzt keinen vergessen. Es ist einfach toll: Herbede ist und bleibt ein Dorf, wir stehen füreinander ein. Dieser Zusammenhalt ist außergewöhnlich.
+++Keine Nachrichten aus Witten mehr verpassen: Hier geht’s zu unserem kostenlosen Newsletter+++
Glauben Sie, der wird dafür sorgen, dass es auch künftig weiter Schützenfeste in Herbede geben wird? Die werden ja immer seltener.
Ja, das glaube ich schon. Die Frage ist nur, ob es auch weiter in diesem Rahmen möglich ist. Aber ich bin optimistisch. Unseren Verein gibt es seit 1850, wir sind nach allen Tiefs immer wiedergekommen. Und wo bleibt denn die Tradition, wenn es so etwas nicht mehr gibt?
Und was ist mit ihrer Zukunft im Verein: Ist die Zeit als Königin wirklich unwiderruflich vorbei?
Nun ja, sagen wir mal so: Es ist zumindest nicht auszuschließen, dass sie weitergeht. Ich denke, mein Mann will es noch mal versuchen.