Witten. . Der Schützenverein Herbede zog mit Marschmusik ins Festzelt, um das neue Königspaar zu feiern. Das stellte am Schießstand einen neuen Rekord auf.
Vereinswimpel hängen feierlich an den Laternen und so manche Nachbarn winken zu, als der Festumzug vorbei schreitet. An diesem Sonntag läuft der Bürger- und Sportschützenverein Herbede zu Marschmusik durch die Meesmannstraße zum Festzelt im Ruhrtal. Es ist der Abschluss eines langen Wochenendes, das die Herbeder Schützen traditionell alle drei Jahre feiern.
Los ging es bereits am Freitag mit dem Königsball, bei dem das neue Schützenpärchen gekrönt wurde. Am Samstag dann wurden die Feierlichkeiten auf dem Parkplatz von Friedr. Lohmann fortgesetzt, mit Live-Musik der Schlagersängerin „Marry“ und der Bayern-Band „Wülfershäuser“. 500 Besucher fanden sich am Abend an der Sparkassenbühne ein und blieben lange: „Bis in den Morgen wurde gefeiert“, erzählt der Vereinsvorsitzende Robert Edler. „Ab 6.30 Uhr hat dann das Wecken stattgefunden.“
Trotz des Schlafmangels erschienen auch viele Schützen am Sonntagvormittag, auch befreundete Vereine: Angelika Reitzek vom Wittener Verein „Freundschaftsklänge“ läuft mit ihrer Posaune voran. Die 63-Jährige kennt die Feierlichkeiten schon seit Jahren: „Ich war noch ein Kind, als sie hier umgezogen sind.“ Langweilig sei es nie geworden: „Für mich ist das der Spaß an der Tradition.“ Unterstützung erhalten die Schützen auch von der freiwilligen Feuerwehr, die für die Sicherheit sorgt. „Wir haben schon seit Jahren engen Kontakt und helfen uns gegenseitig“, sagt Feuerwehrmann Markus Schürmann (44).
Früher nahmen mehr Leute teil
Karl-Heinz Ende steht am Straßenrand und winkt dem Umzug zu. Der 76-Jährige ist Mitglied im Schützenverein, aber nicht mehr aktiv mit dabei: „Es sind ja viele älter geworden.“ Er vermisst den Nachwuchs: „Das waren früher mehr Leute bei den Umzügen und auch im Schützenverein.“
Doch die Jüngeren laufen ebenso mit. Devin Peuster rührt während des Umzugs die Trommeln. Und das macht der 19-Jährige bereits von klein auf gerne: „Bei mir hat sich das über die Familie ergeben, ich wurde da quasi reingeboren.“
Im Mittelpunkt steht natürlich das neue Schützenpaar Martina und Jörg Fitzke, das sich nach dem Umzug mit den anderen Vereinsmitglieder geduldig für die Fotos aufstellt. Bevor alle abermals in Reih‘ und Glied posieren. Noch einmal ertönt die traditionelle Marschmusik für die letzten Meter zum Festzelt. Da ist „Jörg I.“ froh, dass er nach dem Zeremoniell erst mal Hut und Jackett der Uniform ablegen kann. Auch seine Frau Martina schnauft durch: „Es war anstrengend, aber schön“, sagt sie.
Dabei fing alles gar nicht so gut an für das neue Königspaar. Denn erst um 13.47 Uhr fiel am 2. Juni der Vogel, nach mehreren Stunden und 84 Schüssen. „Er wollte einfach nicht fallen“, sagt Martina Fitzke. Da sei in neuer Rekord, wie Robert Edler ergänzt: „Solange haben wir noch nie gebraucht, das kann ins Guinness-Buch der Rekorde.“
Für „Martina und Jörg I.“ macht das keinen Unterschied, beide sind nun für drei Jahre die Repräsentationsfiguren der Herbeder Schützen. Das heißt für sie auch, andere Vereine zu besuchen, und offizielle Termine wahrzunehmen: „Aber das ist alles zu schaffen“, sagt Martina Fitzke. „Das Schöne ist ja der Zusammenhalt.“ Eine kleine Pause kann die 53-Jährige trotzdem gebrauchen, wie sie gesteht: „Morgen falle ich bestimmt tot ins Bett.“ Aber erst mal stolziert sie mit ihrem eleganten Kleid zurück ins Zelt. Noch ist die Feier nicht vorbei.