Witten. Zum Training durch ein brennendes Haus laufen und löschen? Undenkbar! Doch die Jugendfeuerwehr Witten kann das jetzt: Dank einer VR-Brille.

Wittens Jugendfeuerwehr trainiert künftig mit hochmodernem Gerät. Mithilfe einer sogenannten VR-Brille können die Nachwuchskräfte Brandszenarios simulieren und trainieren – und das komplett gefahrlos. Die Hoffnung: So mehr Jugendliche für die Freiwillige Feuerwehr begeistern und auch gewinnen zu können.

Die Abkürzung „VR“ steht für „Virtuelle Realität“. Wer eine VR-Brille trägt, sieht also anstelle seiner realen Umgebung eine virtuelle Welt, im Falle der Feuerwehr wäre das etwa ein brennendes Haus. Weil der Bildausschnitt stets der Blickrichtung des Benutzers folgt und – je nach Programm – auch die Bewegung im Raum möglich ist, entsteht eine nahezu perfekte Illusion.

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Neue Möglichkeiten des Trainings für Kinder und Jugendliche

„Mit einer solchen Brille können wir Jugendfeuerwehrkräfte in Situationen schulen, die im echten Leben nicht denkbar wären“, freut sich Feuerwehrchef Mario Rosenkranz. „Bei der Jugendfeuerwehr sind Kinder im Alter von zehn bis 18 Jahren und die Ausrüstung wiegt alleine schon 15 Kilo.“ Noch ist die Brille aber nicht bei den Jugendlichen zum Einsatz gekommen. Sören Meyer, Jugendleiter der Gruppe Stockum, hat sie aber bereits getestet.

Sören Meyer (2.v.l.) führt die VR-Brille und ihre Funktionen vor. Auf dem Bildschirm vorne sieht man, in welchem Szenario sich der Feuerwehrmann gerade virtuell befindet. Mario Rosenkranz (l.), Leiter der Wittener Feuerwehr, freut sich über die Spende der WBG, die Fraktionschef Siegmut Brömmelsiek (r.) übergeben hat. Auch Hartmut Ziebs, ehem. Präsident des deutschen Feuerwehrverband es ist zur Übergabe gekommen.
Sören Meyer (2.v.l.) führt die VR-Brille und ihre Funktionen vor. Auf dem Bildschirm vorne sieht man, in welchem Szenario sich der Feuerwehrmann gerade virtuell befindet. Mario Rosenkranz (l.), Leiter der Wittener Feuerwehr, freut sich über die Spende der WBG, die Fraktionschef Siegmut Brömmelsiek (r.) übergeben hat. Auch Hartmut Ziebs, ehem. Präsident des deutschen Feuerwehrverband es ist zur Übergabe gekommen. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Zur offiziellen Übergabe ist auch Hartmut Ziebs, CDU-Politiker und ehemaliger Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes, gekommen. Ebenso Siegmut Brömmelsiek von der Wittener Bürgergemeinschaft (WBG). Seine Partei hat die teure Technik mit Unterstützung der SchöWo Wohnbau gespendet. Jugendleiter Meyer führt vor, wie die Brille funktioniert. Während er mit Brille auf dem Kopf durch einen Wohnungsbrand navigiert, wird seine Perspektive für alle sichtbar auf eine Leinwand übertragen.

Brille macht auch Fehler und deren Folgen erfahrbar

Meyer muss bei seinem virtuellen Einsatz alle Schritte und Handgriffe beachten, die bei einem echten Einsatz anfallen. Sogar die virtuellen Handschuhe müssen angezogen werden. Sind alle Vorbereitungen getroffen, stellt sich die Frage, wie man eine brennende Wohnung sicher betritt. Wer hier mit dem Kopf durch die Wand will, wird schnell eines Besseren belehrt. Denn, wird eine Tür, hinter der es brennt, zu schnell geöffnet, kann es zu einer lebensgefährlichen Durchzündung kommen.

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Die Brille zeigt also nicht nur, wie es richtig geht, sondern macht auch Fehler erfahrbar. „Wir können hier sogar die Funktionen der unterschiedlichen Feuerlöschertypen aufzeigen. Bei Metallbränden wäre ein Wasserlöscher völlig ungeeignet. Weil Metall sehr heiß brennt, würde das Wasser sofort verdampfen. Das kennen sie aus dem Chemieunterricht als Knallgasexplosion.“

Brücke zwischen professioneller Ausbildung und spielerischem Lernen

Meyer hat die Ausbildung schon lange hinter sich und weiß genau was zu tun ist. Einzig der Übergang zwischen virtueller und echter Welt fällt ihm etwas schwer. „Wenn man die Brille abnimmt, muss man sich erstmal neu orientieren. Man weiß erstmal nicht genau, wo man eigentlich ist.“ Aber das sei eine Frage der Gewöhnung. „Bei den Jugendlichen machen wir uns keine Sorgen. Die kennen das ja schon von Videospielen.“

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Genau hier setzt die Strategie der Wittener Feuerwehr an. Die VR-Brillen sollen eine Brücke schlagen zwischen professioneller Ausbildung und spielerischem Lernen. „Ein gewisser sportlicher Ehrgeiz ist super. Wenn die Kollegen die Handgriffe in der Simulation schnell abrufen können, kann das für den echten Einsatz nur nützlich sein“, freut sich Rosenkranz.

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