Witten. Planschen im Freibad? Eigentlich ein Muss bei 25 Grad. Aber längst nicht jedes Kind in Witten kann schwimmen. Da kommt ein Angebot gerade recht.

Ein Platz in einem Schwimmkurs ist fast wie ein Sechser im Lotto. Auch in Witten gibt es lange Wartelisten, auch in Witten hat sich der Zahl der „Wasserflächen“ im Laufe der Jahre verringert und es lernen immer weniger Kinder schwimmen. Eine mehr als missliche Situation für viele Familien, die gerade jetzt im Sommer mit dem Nachwuchs ins Schwimmbad, an den Badesee oder ans Meer fahren wollen. Immerhin bietet der PV Triathlon in den großen Ferien wieder „Kinder-Intensiv-Schwimmkurse“ an.

Natürlich muss man fix sein, wenn man einen solchen Platz ergattern will. Das lehrt schon die Erfahrung aus den „regulären“ Kursen, die außerhalb der Ferien stattfinden – beim PV allein zwölf an der Zahl, mit 240 Kindern pro Woche. „Wenn wir diese Kurse online schalten, sind sie innerhalb weniger Stunden ausgebucht“, sagt Vereinssprecher und Schwimmbetreuer Stefan Cohaupt (38).

160 Wittener Kinder können in den Ferien schwimmen lernen

In den ersten zwei Ferienwochen werden vier Kurse für jeweils 20 Kinder angeboten, vom 26. Juni bis zum 7. Juli., und weitere vier in der dritten und vierten Woche, vom 10. bis 21. Juli. Unter der Woche gibt es zehn Unterrichtsstunden, täglich von Montag bis Freitag, jeweils 45 Minuten. Beginn ist um 11 Uhr, 11.45 und 12.30 Uhr. Geübt wird im Hallenbad in Vormholz.

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Willkommen sind Kinder ab fünf Jahren. In allen Kursen können die Abzeichen Bobby, Seepferdchen, Bronze, Silber und Gold abgenommen werden. Die Kosten liegen bei 85 Euro pro Kurs, Mitglieder zahlen den Vereinsbeitrag plus 42,50 Euro pro Kurs. Anmeldung im Netz auf www.triwit.de, dann bitte „Kurse“, „Schwimmkurse“ und „Anmeldung“ folgen.

Mit Ehrenamtlichen sind die personalaufwendigen Schwimmkurse in den Ferien nicht mehr zu stemmen: DLRG-Sprecherin Vanessa Vogel.
Mit Ehrenamtlichen sind die personalaufwendigen Schwimmkurse in den Ferien nicht mehr zu stemmen: DLRG-Sprecherin Vanessa Vogel. © DLRG Witten

Die DLRG bietet seit etwa zehn Jahren keine Schwimmkurse mehr in den Ferien an. Personell lasse sich das mit den Ehrenamtlichen in der Urlaubszeit nicht stemmen, sagt Sprecherin Vanessa Vogel (29). Denn der Aufwand ist enorm – ob im Anfänger- oder Fortgeschrittenenkurs.

Beim PV sind in jedem Kurs neben einem hauptberuflichen Schwimmlehrer fünf Betreuerinnen und Betreuer eingebunden. Zwischen den Ferien bietet die DLRG zwar Kurse an, aber die Wartezeiten sind lang, mit anderthalb Jahren oder mehr muss man rechnen. Vogel: „Das Längste waren mal vier Jahre Wartezeit.“ Am besten direkt auf die Internetseiten der jeweiligen Ortsgruppen gucken: herbede.dlrg.de, witten-mitte.dlrg.de, annen-bommern.dlrg.de.

Weitere Vereine, die Schwimmkurse anbieten, führt der Stadtsportverband (SSV) im Netz auf. Neben dem PV Triathlon sind das die DJK Blau-Weiß Annen, die DJK TuS Ruhrtal, der Hammertaler SV, die Sport Union Annen, die TG Herbede und der TuS Bommern. Hinzu kommen noch private Schwimmschulen. Das Problem: Sie alle müssen sich die wenigen vorhandenen Wasserflächen teilen, die ja auch noch von den Vereinen für ihren Schwimmsport genutzt werden, für den Aqua-Sport von Senioren oder den Schwimmunterricht der Schulen. Und dann gibt’s natürlich noch die öffentlichen Badezeiten.

Er selbst hat erst spät richtig schwimmen gelernt: Triathlet und Kursbetreuer Stefan Cohaupt vom PV Triathlon.
Er selbst hat erst spät richtig schwimmen gelernt: Triathlet und Kursbetreuer Stefan Cohaupt vom PV Triathlon. © Foto: Stefan Cohaupt

Beliebt sind gerade die vier Lehrschwimmbecken, weil sie den Hubboden verändern können – von 60 Zentimetern Höhe bis 1,80 Meter. „Die Kinder können den Boden berühren und sich sicher fühlen“, sagt Stefan Cohaupt vom PV Triathlon, der auf „Spaß statt Zwang“ in den Kursen setzt. Doch wer erst gar nicht im Kindesalter schwimmen richtig lernt, wird auch als Erwachsener oftmals kein sicherer Schwimmer sein. Cohaupt; „Die Nachfrage ist deutlich größer als das Angebot. Wir als Stadt an der Ruhr müssten mehr Kurse anbieten.“ Und es gibt enormen Nachholbedarf, weil in der Corona-Zeit alle auf dem Trocknen saßen. Die Bäder waren dicht.

Rettungsschwimmerin Vanessa Vogel von der DLRG sieht „immer mehr die Gefahr, dass Schulanfänger nicht schwimmen können und auch die Schulen das nicht gestemmt kriegen“ – allein mangels Personal. Nicht zuletzt der Schulausflug im Sommer könnte damit für manches Kind ins Wasser fallen. Denn viele Schulen verlangten immer öfter das Schwimmabzeichen in Bronze, weiß Stefan Cohaupt, wenn es zu einem Tagesausflug an einen See geht, ins Schwimmbad oder zum Drachenbootrennen wie in der letzten Woche auf der Ruhr.

Bronze, Silber, Gold? Für den Anfang vielleicht gar nicht so wichtig. Viele Kinder wären ja schon froh, wenn sie erst einmal ihr Seepferdchen machen könnten.