Witten. Der Wohnungsbau ist in Witten fast zum Erliegen gekommen. Auch ein Projekt am Lutherpark mit 24 großen, günstigen Einheiten steht vor dem Aus.
400.000 neue Wohnungen wollte die Ampel-Regierung jedes Jahr in Deutschland bauen. Doch die Baukosten sind so stark gestiegen, dass nur ein Bruchteil davon umgesetzt wird. Auch in Witten ist 2023 der Wohnungsbau fast zum Erliegen gekommen. Selbst langgeplante Projekte, wie drei Häuser mit teils öffentlich geförderten Wohnungen, die die Siedlungsgesellschaft Witten am Lutherpark errichten wollte, stehen vor dem Aus.
Claudia Pyras, Geschäftsführerin der Siedlungsgesellschaft (SGW), ist sichtlich enttäuscht, dass dieses schöne Bauvorhaben in nächster Zeit nicht in die Tat umgesetzt wird. 24 große Wohnungen sollten in drei viergeschossigen Häusern direkt am Lutherpark entstehen, mit Balkonen ins Grüne hinein. 2020 – also vor Corona-Pandemie, Ukrainekrise und Zinsanstieg – hatte die städtische Gesellschaft 3,1 Millionen Euro für den ersten von zwei Bauabschnitten veranschlagt, der auf einem eigenen Grundstück an der Lutherstraße, neben dem Sitz der Verwaltung, entstehen sollte. Die in Witten begehrten großen Dreieinhalb- bis Fünfeinhalbzimmerwohnungen sollten teils frei finanziert, teils öffentlich gefördert vermietet werden. Kalkuliert wurde mit Mieten von knapp zehn Euro pro Quadratmeter (frei) und 5,90 Euro (öffentlich gefördert).
Kaltmiete bei 16 Euro pro Quadratmeter
Aber: „Alleine durch den Wegfall der Wohnungsbauförderung und die Baukostensteigerungen sind solche Bauprojekte binnen vier Jahren um gut 25 bis 30 Prozent teurer geworden,“ erklärt der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der SGW und CDU-Ratsmitglied Tobias Grunwald. „Dies über die Mieten, vor allem im sozialen Wohnungsbau, abzubilden, ist völlig unmöglich.“
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Laut Claudia Pyras wären die Baukosten auf 3,6 Mio Euro geklettert. Richtig zu Buche schlägt aber die Finanzierung mit deutlich teureren Zinsen. Inzwischen hätte die Kaltmiete bei 16 Euro pro Quadratmeter gelegen. „Das ist in Witten nicht umsetzbar“, sagt sie. Im April habe sich der Vorstand der SGW daher entschieden, das Projekt einzufrieren. Beerdigen möchte die SGW die Pläne aber nicht: „Wir werden das Bauvorhaben immer wieder durchkalkulieren. Und wir warten darauf, dass die Politik bessere Fördermöglichkeiten bereitstellt.“ Konkret meint sie damit höhere Tilgungszuschüsse, „damit wir Dinge realisieren können, die am Markt platzierbar sind.“ CDU-Politiker Tobias Grunwald pflichtet ihr bei: Ohne Förderung durch den Bund „gehen uns Projekte verloren, die wir dringend brauchen, wenn wir unsere Aufgaben als Stadt erfüllen und den Menschen bezahlbaren Wohnraum anbieten wollen“.
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Das Lutherpark-Projekt zeigt, wie schwer es für die städtische Wohnungsgesellschaft ist, Neubauvorhaben umzusetzen. Es wäre für die SGW das erste Neubauvorhaben seit über zwölf Jahren gewesen. Abschreibungen hatten zuvor die Bilanz getrübt, Geld musste investiert werden, um den Bestand zu sanieren. Danach wollte das Unternehmen, das 1350 Wohnungen verwaltet, erstmals wieder im größeren Rahmen selbst bauen. In den kommenden Jahren, glaubt Pyras, müsse die SGW nun aber in die energetische Sanierung investieren. „Neue Heizungen, Fenster, gedämmte Dachgeschoss-, Kellerdecken und Fassaden, das ist für uns eine Mammutaufgabe.“
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