Witten. Zwei Explosionen haben die Volksbank-Filiale in Witten-Heven verwüstet. SB-Center und Versicherungsbüro werden lange Zeit geschlossen bleiben.
Zwei Tage nach der verheerenden Geldautomaten-Sprengung in Witten-Heven bieten die SB-Filiale der Volksbank und das im selben Flachbau beheimatete Versicherungsbüro ein Bild der Verwüstung. „Es sieht aus wie auf einem Schlachtfeld“, fasst es Marcus Pulla, Mitinhaber des Allfinanz-Büros, zusammen. Gleichzeitig sind noch viele Fragen ungeklärt. Die Polizei hat bislang keine neuen Erkenntnisse, die Ermittlungen seien aber angelaufen, man schaue nun in „ganz viele Richtungen“. Sicher ist aber: Das beschädigte Gebäude an der Ecke Am Knick und Hellweg wird für längere Zeit nicht nutzbar sein.
Dort hatte es in der Nacht auf Pfingstmontag gleich zwei Explosionen gegeben, die Täter konnten entwischen. In der Filiale war erst vor Kurzem eine neue Sicherheitstüre für die Nachtschließung eingebaut worden, die für mehr Schutz sorgen sollte. „Aber auch das hält Menschen, die sprengen wollen, leider nicht ab“, sagt Thomas-Josef Schröter, Sprecher der Volksbank Bochum Witten. Es seien nun bereits Gebäudetechniker vor Ort, um sich ein Bild der Lage zu machen.
Auch eine statische Überprüfung wird es irgendwann geben. Erst dann werde sich endgültig klären, wie groß der Schaden am Gebäude ist, sagt Jakob Fintelmann von der DEW Immobilienverwaltung, die das Gebäude für die Bank betreut. Mindestens zwei bis drei Monate werde allein das dauern. Volksbank-Kunden in Heven werden also auf Alternativen ausweichen müssen. Kommunikationschef Schröter verweist besonders ältere Menschen auf die Möglichkeit, ihre Bankgeschäfte auch vollständig telefonisch abwickeln zu können.
Erst im September 2022 hatten unbekannte Täter einen Automaten in der Volksbank-Filiale in Stockum in die Luft gejagt. Bis heute steht die Zweigstelle nicht zur Verfügung. „Das ist leider nichts, was von heute auf morgen repariert werden kann“, so Schröter. Gemeint ist damit hauptsächlich die Technik. Hier würde man die gestörten Lieferketten deutlich spüren, müsse teils Monate auf Ersatzteile für die komplexen Apparate warten. „Es geht leider nicht so schnell, wie wir uns das wünschen würden.“
Noch sind nicht alle Farbpatronen verbaut
Beispiel Farbpatronen: Mit ihnen rüstet die Volksbank aktuell ihre Automaten nach und investiert dafür nach eigenen Angaben einen „guten sechsstelligen Betrag“. Die Patronen habe man bereits Ende 2022 bestellt. „Aber es dauert gerade alles viel länger“, so Schröter. Im jetzt gesprengten Automaten in Heven sei noch keine Farbpatrone verbaut gewesen.
Nach wie vor ist auch unklar, ob und wie viel Geld die flüchtigen Täter erbeuten konnten. Auf ihrer rasanten Flucht Richtung Autobahn hätten die Täter fast WAZ-Zusteller Lars umgefahren, der gerade in Heven unterwegs war. „Man hat den Explosionsrauch sofort gerochen“, sagt der 52-Jährige. Mit einem „Affenzahn“ sei das dunkle Fahrzeug wenig später an ihm vorbeigerauscht sein, als er die Straße überqueren wollte.
Versicherungs-Makler Marcus Pulla kann von seinen Büroräumen aus nun direkt auf den einstigen SB-Bereich der Bank in Heven blicken – denn die Trennwand ist nicht mehr. Die Fenster sind gesprungen, die Rahmen verzogen, die Decke heruntergekracht, kein Schrank steht mehr an der Wand. Vom Schreibtisch über die EDV-Anlage bis zu den Laptops – großteils Schrott.
„Wir müssen uns jetzt erst einen Überblick verschaffen“, sagt der 42-Jährige. An normales Arbeiten sei derzeit nicht zu denken – auch nicht an eine baldige Rückkehr ins Büro. „Das Gebäude muss entkernt und saniert werden“, vermutet Pulla. „Es hat ganz schön gerummst.“ Doch er ist zuversichtlich, zumindest digital bald wieder arbeiten zu können.
Die Volksbank hatte nach der Sprengung an der Hörder Straße im September reagiert und ihre Filialen seitdem von 23 bis 6 Uhr geschlossen, auch bei anderen Banken in der Stadt bleiben die Türen nachts zu. Wann es in Stockum wieder Scheine aus dem Automaten gibt, darauf will sich Volksbank-Sprecher Schröter nicht festlegen. Auch alternative Standorte seien geprüft worden.
Im Ruhrgebiet häufen sich derzeit wieder Automatensprengungen: so knallte es in der Nacht auf Dienstag (30.5.) bei einer Volksbank in Oberhausen, am vergangenen Donnerstag (25.5.) in Bottrop. Das LKA vermutet dahinter organisierte Banden aus den Niederlanden.
>>>Info:
Die Polizei sucht weiterhin nach Zeugen der Tat. Sie geht bei den Tätern von mehreren dunkel gekleideten Personen aus, die mit einem schwarzen Audi RS in Richtung Autobahn A 43 flüchteten. Hinweise an 0234 909-4135 oder 0234 909-4441.
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