Witten. Die Mähzeit birgt einige Gefahren für die kleinen Rehkitze in den Wittener Feldern. Eine Drohne soll helfen. Wie genau funktioniert das?

Ab Anfang Mai bis Ende Juni setzen Rehmütter ihre Kitze in Wiesen und Waldränder. Gleichzeitig mähen auch die Landwirte ihre Felder. Nicht selten kommt es dabei vor, dass die Bauern die kleinen Rehe übersehen und mit dem Mähdrescher überfahren. In Witten sind deshalb Drohnen im Einsatz, die den Nachwuchs erkennen und vor der Wiesenmahd retten sollen.

Wenn andere noch schlafen, sind Teams von Kitzrettern mit Hightech-Hilfsmitteln im gesamten Kreisgebiet unterwegs. In Witten übernimmt Jäger Ralf Köhne die Aufgabe. „Ein, zwei Tage vor der Mahd melden sich die Landwirte und Pächter bei mir.“ Der 59-Jährige überfliegt das Feld dann mit seiner Drohne, die mit einer Wärmebildkamera ausgestattet ist. „Wenn sie ein Kitz erkennt, bleibt die Drohne automatisch stehen.“ In der Vergangenheit hat Köhne die jeweilige Stelle mit einer Fahne markiert, sodass die Kitze später in Sicherheit gebracht wurden.

Jäger ist in ganz Witten unterwegs

Mittlerweile passiere das aber parallel zum Mähen. „Ich steuere die Drohne, während der Landwirt mäht. Wenn wir ein Kitz finden, schicke ich zwei Helfer direkt zu dem Ort.“ Diese packen die jungen Tiere dann in eine Box und bringen sie in Sicherheit. Der Landwirt kann seine Mahd anschließend fortsetzen. „Die Rehkitze bleiben so lange in der Box. Wenn das Feld gemäht ist, lassen wir sie wieder drauf“, erklärt Köhne.

Im gesamten Kreisgebiet sind derzeit wieder Jäger und Jägerinnen, wie hier Cora Müller in Ennepetal, unterwegs, um die kleinen Bambis zu retten.
Im gesamten Kreisgebiet sind derzeit wieder Jäger und Jägerinnen, wie hier Cora Müller in Ennepetal, unterwegs, um die kleinen Bambis zu retten. © Kreisjägerschaft EN

Der zweite Vorsitzende der Jägerschaft Witten ist im gesamten Stadtgebiet unterwegs. Dabei ist für ihn frühes Aufstehen angesagt. „Wir machen das meist gegen halb fünf und fünf Uhr morgens oder eben zum späten Abend.“ Dann sei die Sonneneinstrahlung nicht so hoch. „Mitten am Tag könnte es zum Beispiel sein, dass auch Maulwurfhügel durch die Sonne erwärmt werden. Die Drohne soll ja aber nur die Rehkitze erkennen.“

Lesen Sie auch:

In diesem Jahr hatte Köhne noch keinen Einsatz, das soll sich aber bald ändern. „Ich gehe davon aus, dass es Ende der Woche oder Anfang der kommenden Woche losgeht.“ Im letzten Jahr graste er 20 Felder in ganz Witten ab. Die Wiesen seien da aber erst im Juli gemäht worden, da es vorher zu nass war. „Dadurch waren viele Rehkitze natürlich schon älter und sind zum Teil von alleine geflüchtet. Trotzdem haben wir insgesamt 16 Rehkitze mit der Wärmebildkamera entdeckt und retten können.“

Landwirte werden entlastet

Der 59-Jährige ist froh, dieses Hightech-Mittel nutzen zu können. Früher sei das Ganze viel aufwendiger gewesen. So hätten sich erst Menschenketten bilden müssen, die dann gemeinsam mit Hunden durch die Felder gestapft sind. Heutzutage sei das alles viel leichter.

„Diese Methode hat das Potenzial, das Leid und den Verlust von Rehkitzen während der Mahdzeit erheblich zu reduzieren“, sagt Simon Nowack, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Ennepe-Ruhr. Auch für die Landwirte sei das ein Vorteil. „Sie werden entlastet, da sie durch den Einsatz der Drohnen über die Möglichkeit von Kitzen informiert werden und entsprechende Maßnahmen ergreifen können“, ergänzt Nowacks Stellvertreter Axel Blankennagel.

Ralf Köhne (2.v.r) wird bald wieder früh morgens mit seiner Drohen unterwegs sein. Hier sieht man ihn bei einer Nistkastenaktion auf dem Hohenstein.
Ralf Köhne (2.v.r) wird bald wieder früh morgens mit seiner Drohen unterwegs sein. Hier sieht man ihn bei einer Nistkastenaktion auf dem Hohenstein. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Ralf Köhne wird in den kommenden Tagen in jedem Fall wieder früh aufstehen müssen. Das nimmt er aber gerne in Kauf. „Ich mache das wirklich gerne. Das zeigt, dass wir Jäger auch was für Hege und Pflege tun und nicht nur dafür da sind, Tiere abzuschießen – so wie es oft leider dargestellt wird.“

+++Keine Nachrichten aus Witten mehr verpassen: Hier geht’s zu unserem kostenlosen Newsletter+++