Witten. Um eine Krankenstation in Ruanda zu unterstützen, hat Luca Dreher eine Initiative gegründet. Der Wittener Medizinstudent sucht weitere Helfer.

Aus dem Hahn kommt kein Trinkwasser, auch wenn Luca Dreher duschen will, ist das Wasser kalt und häufig dreckig. Moskitos und giftige Schlangen sind für den 25-Jährigen Tag und Nacht potenziell lebensgefährlich. Nein, wenn der Medizinstudent und seine Kommilitonen von der Uni Witten/Herdecke in Afrika zu Besuch sind, leben sie nicht gerade komfortabel. Doch in einem Hotel zu übernachten, statt das Besucherzimmer neben der Krankenstation im Waisendorf in Musha zu nutzen, kommt für die angehenden Ärzte nicht in Frage. Auf ihren Reisen sollen keine Spendengelder durch Reisekosten verbraucht werden.

Ibitaro heißt die Organisation, die Dreher und seine Freunde vor einiger Zeit gegründet haben. Gemeinsam sammeln sie Spenden für eben jene Krankenstation in Musha – einem kleinen Dorf in Ruanda. Ursprünglich hatte Luca Dreher das Dorf im Rahmen seiner Afrikareise nach dem Abitur nur einmalig besucht, doch seit mittlerweile sieben Jahren lässt ihn der Ort im Osten Afrikas nicht mehr los.

Nach seinem ersten Besuch in Afrika begann Luca Dreher sein Medizinstudium in Witten

Eine Begegnung ist ihm in den Jahren besonders in Erinnerung geblieben. „Da kam ein alter Mann in die Krankenstation, dem man sofort angesehen hat, dass es ihm sehr schlecht geht“, erinnert sich Dreher. „Seine Augen waren schon blutunterlaufen, in Deutschland hätte man sofort einen Krankenwagen gerufen.“ Doch in der kleinen Krankenstation auf dem Land, in der nur ab und zu überhaupt ein Arzt vor Ort sein kann, unmöglich. Ein Schmerzmittel und ein Vitaminpräparat mussten reichen.

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„Da ist mir bewusst geworden, was das für eine große Ungerechtigkeit ist, dass dem Mann nicht geholfen werden kann, nur weil er in armen Verhältnissen lebt“, sagt Dreher. Da war sein Entschluss gefasst: Er will Arzt werden – und er will helfen.

Team von Ibitaro finanziert Bürgern in Ruanda die Krankenversicherung

Aus einzelnen Spendenaktionen ist inzwischen schon eine kleine Organisation geworden. Zwei weitere Medizinstudenten bilden mit ihm und Mitbegründerin Lea Lieberich das Team von Ibitaro. Dabei ist es Dreher und seinen Kolleginnen und Kollegen wichtig, Hilfe anzubieten, die auch wirklich gebraucht wird. „Dafür stehen wir mit dem Team der Krankenstation und inzwischen auch mit der Regierung in Ruanda in Kontakt.“

Gemeinsam mit Lea Lieberich (2.v.l.) – Mitbegründerin von Ibitaro, hat Luca Dreher die Krankenstation in Musha schon mehrmals besucht.
Gemeinsam mit Lea Lieberich (2.v.l.) – Mitbegründerin von Ibitaro, hat Luca Dreher die Krankenstation in Musha schon mehrmals besucht. © Luca Dreher

Zuletzt wurden dadurch in der Station 15 Betten und drei Lampen angeschafft – Geburten und Wundversorgungen müssen jetzt nicht mehr im Dunkeln durchgeführt werden. Eine Brandgrube und der Ofen wurden renoviert – damit organische Abfälle und infektiöse Wundtücher hygienisch entsorgt werden können.

Zusätzlich finanzieren die Wittener Studenten inzwischen die Krankenversicherung für die 300 ärmsten Bewohner des Landes. Eine Krankenversicherung kostet in Ruanda umgerechnet drei Euro pro Jahr, für viele Menschen sind aber auch die nicht bezahlbar. Ohne Versicherung ist ein Besuch beim Arzt jedoch unmöglich. „Wir wollen versuchen, in den nächsten Jahren noch mehr Menschen die Versicherung zu bezahlen“, sagt Dreher.

24-Stunden-Tennisturnier bei der TG Witten geplant

Dafür sind in diesem Jahr noch einige Spendenaktionen geplant – unter anderem ein 24-Stunden-Tennisturnier. Gespielt wird einen ganzen Tag lang in wechselnder Besetzung. Sponsoren spenden im Idealfall eine festgelegte Summe für jede gespielte Stunde. In seiner Heimat in Niedersachsen hat Luca Dreher solche Turniere schon mehrmals organisiert. „In Witten kenne ich allerdings nicht so viele Firmen und Leute, da ist es schwieriger.“ Auch eine Firma, die die Tennisplätze für die Nacht beleuchtet, wird noch gesucht.

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Die Studenten hoffen auf neue Unterstützer, denn die nächsten Projekte in Musha sind schon geplant. Ein Zaun soll die Krankenstation künftig vor Einbrechern schützen, die Toiletten rund um die Krankenstation müssen saniert werden – auch das Haupthaus ist stark baufällig.

Im Oktober will Luca Dreher sein Staatsexamen ablegen, dann fehlt ihm nur noch das praktische Jahr, um offiziell als Arzt arbeiten zu können. Doch das muss warten. „Ich will nach dem Examen erstmal pausieren, um wieder nach Ruanda fliegen zu können und bei den Renovierungsarbeiten zu helfen. „Unser Projekt bringt eine große Verantwortung mit sich und der will ich auch nach dem Studium gerecht werden.“

Wer das Tennisturnier von Ibitaro am 12. August unterstützen möchte, kann sich direkt bei der Initiative melden. Das Team ist sowohl über Instagram (ibitaro_ruanda) als auch über seine Webseite zu erreichen.

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