Witten. Ein Seniorin aus Witten fährt von jetzt an Bus und Bahn. Ihren Führerschein hat sie abgegeben. So machte ihr der Kreis den Umstieg schmackhaft.
Schon seit längerem haderte Gisela Jahnke (78) mit dem Autofahren. Jetzt hat sie nach fast 50 Jahren einen Schlussstrich gezogen und das Deutschlandticket gegen ihren Führerschein eingetauscht. Für den kompletten Umstieg auf Bus und Bahn gab es auch einen Anreiz.
Als die Wittenerin in der WAZ davon las, dass der EN-Kreis 20 der neuen Deutschland-Tickets verlost, „habe ich nicht lange überlegt, sondern mich sofort beworben.“ Auf die Idee kamen allerdings auch noch weitere 130 Frauen und Männer von Witten bis Breckerfeld. Doch die Seniorin aus der Ruhrstadt hatte Glück und gehört nun zu den glücklichen Gewinnerinnen und Gewinnern. Sie alle haben das 49 Euro teure Ticket für ein Jahr umsonst bekommen.
+++Keine Nachrichten aus Witten mehr verpassen: Hier geht’s zu unserem kostenlosen Newsletter+++
Die richtige Entscheidung getroffen
Nun sind zwar erst ein paar Tage vergangen. Doch Gisela Jahnke hat es noch keine Minute bereit, ihren Führerschein abgegeben zu haben. „In den vergangenen Jahren habe ich mich beim Autofahren immer unsicherer gefühlt“, sagt sie. Es habe zwar nicht einmal einen Beinahunfall in all den Jahren gegeben. Doch immer häufiger stellte sich zuletzt ein mulmiges Gefühl ein.
Lesen Sie auch:
- 49-Euro-Ticket gegen Führerschein: Viele Wittener dabei
- So groß ist der Ansturm auf das Deutschlandticket
- Anderthalb Stunden warten auf das Deutschlandticket
Einen Grund sieht sie darin, dass der Verkehr auf den Straßen stets zugenommen habe und es viel hektischer geworden sei. Seitdem sich nach einer Augen-OP auch noch ihr Sehvermögen verschlechtert hatte, saß sie sie so gut wie gar nicht mehr hinter dem Steuer. In bester Erinnerung sind der dreifachen Großmutter aber eben auch noch ganz andere Zeiten. So kutschierte sie gerne ihre Enkel, wenn die aus der Kita oder der Schule abgeholt werden mussten.
Doch nicht nur kurze Strecken waren ihr Ding. Gisela Jahnke kannte auch vor längeren Fahrten keine Scheu. 1976 hatte sie den Führerschein gemacht. Da war sie selbst Anfang 30 und gerade mit ihrem Mann Horst nach Witten zurückgekehrt. „Er war als Zollbeamter tätig, hatte an der holländischen Grenze eine Stelle und es gab die Chance, den Ort zu wechseln.“ Der schwarze Volvo, der dem Ehepaar nach wie vor gehört, war ihr wohl vertraut. Doch den wird sie nun nicht mehr selbst fahren.
Gemeinsam mit ihrem Mann unterwegs
Anders sieht es bei ihrem Mann aus, der auch schon stolze 83 ist. Er hat seinen Führerschein noch, lässt den Wagen aber auch gern mal stehen. Wenn sie zum Beispiel mit dem neuen Deutschlandticket die Straßenbahn von Heven in die Innenstadt nimmt, läuft er zu Fuß mit Krümel, dem Pudel. Beide, Gisela Jahnke und ihr Mann, mögen frische Luft und Bewegung.
+++Folgen Sie jetzt auch dem Instagram-Account der WAZ Witten+++
Auch nach Bochum ist sie mit dem neuen Monatsticket schon gefahren. Münster und Köln sind weitere Ziele. „Es hat halt seinen Reiz, wenn man nicht jedes Mal eine Fahrkarte kaufen muss“, sagt die Seniorin.
Gisela Jahnke gehört zu den insgesamt vier Gewinnern aus Witten. Geht es nach dem Willen von SPD und Grünen im Kreistag, könnten noch weitere Bürger hinzukommen. Beide Fraktionen haben beantragt, noch weitere 50 Deutschland-Tickets zu verlosen. Und wenn die Hevenerin doch mal wieder Volvo fahren will, braucht sie ja nur auf dem Beifahrersitz Platz nehmen.
Mehr Nachrichten aus Witten lesen Sie hier.