Witten. Erstmals ist ein Wolf im EN-Kreis nachgewiesen worden. Das Tier war jüngst durch Witten gestreift. Nun liegt das Ergebnis einer Haaranalyse vor.
Das Tier, das Ende Januar durch Witten gestreift ist, war tatsächlich ein Wolf. Das hat das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) jetzt bestätigt.
Zwischen dem 14. bis 21. Januar 2023 sei im Oberbergischen Kreis und im Ennepe-Ruhr-Kreis wiederholt ein Wolf beobachtet worden, heißt es in einer Mitteilung des Landesamts. Als Beweis gelten die Untersuchung von Haaren des Tiers und seine auffällige Färbung.
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Sichergestellt hatte diese Haare der Landwirt Christian Thiele in einem Zaun in Durchholz. Er war einer der ersten, der das wolfsähnliche Tier durch Witten streifen sah. Thiele nahm die Verfolgung mit dem Auto auf, konnte dann Fotos sowie ein kurzes Video von ihm machen.
Später folgte er der Spur des Wolfs im Schnee und fand die Haare in einem Zaun, unter dem das Tier durchgeschlüpft war. Die gab Thiele an die Behörden weiter, wobei sich der 38-Jährige bereits damals sicher war: „Das ist kein Hund, das ist ein Wolf.“ Davon ging auch die EN-Kreisjägerschaft schon im Januar aus.
Wittener Wolf hat sehr individuelles Färbungsmuster
Dieser Einschätzung haben die Behörden nun zugestimmt. Das Tier sei von den Experten des Lanuv und der DBBW, der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf, eindeutig als Wolf identifiziert worden. Außerdem wurden die Beobachtungsorte von den örtlichen Wolfsberatern bestätigt.
Bayern erleichtert Abschuss
Faktisch galt der Wolf seit Mitte des 19. Jahrhunderts in Deutschland nach jahrhundertelanger Verfolgung als ausgerottet. Heute leben in ganz Deutschland lebten nach Angaben der DBBW (Stand November 2022) insgesamt 161 bestätigte Rudel, 43 Paare und 21 territoriale Einzeltiere.
Der Wolf gilt europaweit als eine gesetzlich streng geschützte Tierart. Doch mit der steigenden Zahl der Tiere steigt aber auch die Kritik an der Regelung. So will Bayern etwa die Jagd auf Wölfe deutlich erleichtern. Ab dem 1. Mai reicht dort künftig ein Riss – also ein vom Wolf getötetes Tier – um ihn zum Abschuss freizugeben..
„Bei den zur Verfügung gestellten Aufnahmen war auffällig, dass der beobachtete Wolf an beiden Kopfseiten einen Streifen sehr heller Haare aufwies, was auf allen Bildaufnahmen deutlich erkennbar war“, so das Lanuv. Offenbar handele es sich um ein individuelles Färbungsmuster dieses Wolfs und somit immer um dasselbe Individuum.
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Anhand dieser Färbung lässt sich sein Weg nachvollziehen, zunächst im Bergischen Land. Am 14. Januar war der Wolf in Hückeswagen unterwegs, in den Tagen darauf in Radevormwald, Wipperfürth, Wermelskirchen und Remscheid, bevor er am 19. Januar dann in Witten auftauchte. Einen Tag später wurde er noch einmal im Muttental sowie in Wetter gesichtet.
Alle diese Beobachtungen fanden im Gebiet zwischen der A 43 im Westen, der A 1 im Süden und der Ruhr statt. „Der Wolf war zügig unterwegs und suchte offensichtlich einen Ausweg aus dieser Geländesituation“, so das Landesamt. In den folgenden Tagen hätten das Lanuv noch weitere unbestätigte Meldungen aus dem Umfeld erreicht – dann verliert sich die Spur. „Der Wolf hat das Gebiet offenbar wieder mit unbekanntem Ziel verlassen“, so die amtlichen Experten.
Wolf wurde als männliches Tier mit der Kennung GW3192m identifiziert
Aber nun ist er in den Akten und erstmals genetisch erfasst worden. Der Wolf wurde als männliches Tier mit der Kennung GW3192m identifiziert. Als genetisches Merkmal trage er den Haplotyp HW01, teilt das Amt mit, ein Gen-Typ, der bei den Wölfen der zentraleuropäischen Population sehr häufig vorkomme. Übergriffe auf Nutztiere oder aktive Annäherungen an Menschen hätten in keinem Fall mit den genannten Nachweisen in Verbindung gebracht werden können.
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Wo der Wolf herkommt, das ist aktuell nicht bekannt. Es gebe, so das Lanuv, allerdings Filmaufnahmen aus der Nähe von Korbach in Hessen, die ebenfalls diesem Wolf zuzuordnen seien. Dort war am 10. Januar 2023 zweimal ein Wolf beobachtet und gefilmt worden, der ebenfalls an beiden Kopfseiten sehr helle Haare hatte. Die Entfernung sei kein Ausschlusskriterium: Abwandernde Jungwölfe können pro Tag viele Kilometer zurücklegen und in mehreren hundert Kilometern Entfernung wieder auftauchen.
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In Witten ist GW3192m aber bislang nicht wieder gesehen worden. „Ich glaube auch nicht, dass er sich hier mit einem Rudel niederlassen würde. Dazu ist es bei uns zu dicht besiedelt“, sagt Landwirt Christian Thiele. Er war am Mittwochabend (26.4.) nur überrascht, dass die amtliche Bestätigung so lange auf sich warten ließ. Andererseits gebe es die Befürchtung, dass die Wölfe ihre Scheu vor den Menschen verlieren könnten. Thiele: „Das müssen wir genau beobachten.“