Witten. Mit 1,07 Prozent ist das Risiko für eine Firmenpleite im EN-Kreis mit Witten so niedrig wie nirgends sonst im Revier. Ganz anders die Prognose.
„Nirgendwo im Ruhrgebiet ist es so unwahrscheinlich pleitezugehen wie im Ennepe-Ruhr-Kreis, sagt Wolfgang Scharf, Geschäftsführer der Creditreform Dortmund. Er beruft sich dabei auf Zahlen aus der neuesten Untersuchung der Wirtschaftsauskunftei zum Pleiterisiko für Unternehmen im Ruhrgebiet 2022. Danach stehen Witten, Hattingen und andere EN-Städte mit 1,07 Prozent Ausfallrate aktuell gut da.
In konkreten Zahlen heißt das: Im vergangenen Jahr sind im EN-Kreis von 8695 erfassten Unternehmen 93 in die Insolvenz oder massive Zahlungsschwierigkeiten geraten. Am härtesten hat es dabei prozentual gesehen die Branche Verkehr- und Lagerei getroffen. Hier gingen 2,16 Prozent der Betriebe pleite. Gefolgt vom Gastgewerbe mit 1,83 Prozent.
Baugewerbe und Handel leiden
Baugewerbe und Handel sind mit 1,55 Prozent in der Pleitestatistik vertreten. Sie stehen in absoluten Zahlen sogar an der Spitze. Im Handel melden kreisweit 26 von 1679 Betrieben Insolvenz an, im Baugewerbe 16 von 1029. Das Pleiterisiko in den einzelnen Städten berechnet Creditreform nicht, deshalb gibt es keine gesonderten Daten für Witten.
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Insgesamt betrachtet ist sowohl landes- als auch bundesweit das Pleiterisiko im vergangenen Jahr angestiegen. Im Bund von 1,08 auf 1,17 Prozent, in NRW von 1,19 auf 1,28. Das Ruhrgebiet schneidet mit 1,66 Prozent (2021: 1,5) noch deutlich schlechter ab. Die Firmen der kreisangehörigen Städte stemmen sich allerdings gegen den allgemeinen Trend. Von 2021 auf 2022 sank das Pleiterisiko dort leicht von 1,18 auf nun 1,07 Prozent.
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Kleinere Betriebe gehen im Kreis seltener pleite als anderswo
Auf den EN-Kreis als Spitzenreiter folgen im Ruhrgebiet Mühlheim an der Ruhr (1,26 Prozent) und der Kreis Unna (1,28). Im „Mittelfeld“ liegen Städte wie Essen mit 1,66 und Bochum mit 1,87 Prozent. Ein besonders hohes Pleiterisiko weisen Unternehmen in Herne (2,09) und Gelsenkirchen (2,19) auf.
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Für gewöhnlich sinke das Ausfallrisiko mit steigendem Jahresumsatz der Unternehmen, sagt Creditreform-Geschäftsführer Scharf. Der EN-Kreis bildet hier eine Ausnahme. Betriebe, die zwischen einer und fünf Millionen Euro Umsatz machen, hatten am häufigsten massive finanzielle Probleme (1,9 Prozent). Bei Firmen mit einem Umsatz bis zu einer Millionen lag das Risiko bei 1,6 Prozent. Bei kleineren Unternehmen (Umsatz unter 500.000 Euro) bei nur 0,97 Prozent (deutschlandweit bei 1,22). Am sichersten laufen immer noch die Geschäfte der großen Player mit Umsätzen über fünf Millionen. Hier sind es 0,48 Prozent.
Steigende Pleiten durch Wegfall staatlicher Corona-Gelder
In den Corona-Jahren 2020 und 2021 hatten weniger Unternehmen Insolvenz angemeldet als noch in den Jahren zuvor. Das habe im Wesentlichen an den staatlichen Unterstützungsmaßnahmen gelegen, sagt Creditreform-Geschäftsführer Wolfgang Scharf. „Diese existieren mittlerweile nicht mehr. Die Fälle steigen folglich wieder.“ Hinzu kamen bereits im letzten Jahr etwa gestörte Lieferketten, steigende Energiepreise, die anhaltende Inflation und die mühsame Fachkräftesuche.
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„Für 2023 gehen wir von einem weiteren Anstieg der Firmenpleiten aus“, sagt der Experte. Auch der Kreis werde davon nicht verschont bleiben. „Neben dem Krieg in der Ukraine mit all seinen Folgen ist die Zinswende ein wichtiger Grund dafür.“ Denn diese könnte den „Zombie-Unternehmen“, die in den letzten Jahren nur noch aufgrund der speziellen Bedingungen existieren konnten, ein Ende bereiten. Creditreform erwartet für das kommende Jahr eine Pleite-Quote von 1,53 Prozent im Ennepe-Ruhr-Kreis.
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