Witten. Eine Wittener Traditionsschule vor dem Aus: Das Comenius-Berufskolleg wird es nur noch bis 2026 geben. So geht es für die Studierenden weiter.

Erst im vergangenen Jahr war das 125-jährige Bestehen groß gefeiert worden. Nun steht das Comenius-Berufskolleg vor dem Aus. Die mit 280 Schulplätzen Abstand größte Fachschule für Sozialwesen im EN-Kreis, in der die dringend benötigten Fachkräfte in den Bereichen Erziehungswesen und Heilerziehungspflege ausgebildet werden, läuft bis Sommer 2026 aus. Eine lange Tradition geht damit in Witten zu Ende.

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Träger ist das Diakonische Bildungszentrum BIZ, das zur Diakonie Ruhr gehört. Als Grund für das absehbare Ende werden Finanzierungsprobleme genannt. Der Betrieb einer Ersatzschule sei nicht kostendeckend möglich. Zwar erhielten die Träger vom Land einen Zuschuss, ein Teil der Kosten sei aber als Eigenleistung aufzubringen – 13 Prozent im Fall des Comenius-Berufskollegs. Dieses „strukturelle Defizit“, so das Bildungszentrum, sei in der Vergangenheit durch freiwillige Förderbeiträge und Quersubventionierung teilweise gedeckt worden.

Studierende können in Witten wie geplant ihre Abschlüsse machen

Inzwischen hätten die verbleibenden Fehlbeträge das Eigenkapital der Trägergesellschaft aufgezehrt. „Es fehlt die Perspektive, wie dauerhaft Fehlbeträge von rund 300.000 Euro pro Jahr unter den zusehends schwierigeren Bedingungen der Sozial- und Gesundheitswirtschaft gedeckt werden sollen“, heißt es in einer Mitteilung. Bei allen Beteiligten bestehe aber ein großes Interesse an einem Erhalt des Schulbetriebs.

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Daher soll ein Konzept sicherstellen, dass alle Studierenden, die an dem Berufskolleg ihre Ausbildung absolvieren, wie geplant ihre Abschlüsse machen können. Demnach wird die Schule in diesem Sommer zum letzten Mal einen Jahrgang aufnehmen. Der wird bis 2026 regulär ausgebildet und kann dann seinen Abschluss machen.

Die Anfänge der Kindererziehung: Die Diakonissen im Kindergarten einer Wittener Kirchengemeinde in den 1920er Jahren. Das Kleinkinderschulschwestern-Seminar war 1897 in Witten eröffnet worden.
Die Anfänge der Kindererziehung: Die Diakonissen im Kindergarten einer Wittener Kirchengemeinde in den 1920er Jahren. Das Kleinkinderschulschwestern-Seminar war 1897 in Witten eröffnet worden. © Ev. Stiftung Diakoniewerk Ruhr

Durch dieses Modell wird jedes Jahr ein Jahrgang weniger zu betreuen sein. Um den Betrieb bis dahin zu sichern, prüfe der Kreis einen befristeten Zuschuss zum Eigenanteil, den das Diakonische Bildungszentrum aufbringen muss, heißt es. Auch von der Bezirksregierung werde es möglicherweise finanzielle Entlastungen geben. „Wir freuen uns, dass wir für die Studierenden eine gute Lösung gefunden haben“, so BIZ-Geschäftsführerin Marianne Anschütz.

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Zeitgleich mit dem Wegfall der Jahrgänge am Comenius-Berufskolleg sollen entsprechende Klassen vom EN-Kreis angeboten werden. „Es sollen keine Ausbildungsplätze wegfallen“, erklärt der Sprecher der Diakonie Ruhr, Jens-Martin Gorny. Der Kreis schaffe parallel zur Abwicklung des Kollegs Angebote in eigener Trägerschaft. Gorny: „Die Angebotsstrukturen der Fachschulen für Sozialwesen sollen langfristig erhalten und perspektivisch sogar ausgebaut werden.“ Dann allerdings nicht mehr unter dem Dach der Diakonie.