Witten. Ein Gedenkstein wurde vor 30 Jahren auf dem Jüdischen Friedhof in Witten aufgestellt. Dessen Tor ist immer verschlossen. Aus gutem Grund.

Seit genau 30 Jahren steht eine steinerne Stele auf dem Jüdischen Friedhof am Ledderken. Sie erinnert mit der Nennung von 19 Konzentrationslagern an die Orte, in die auch Wittener Bürgerinnen und Bürger verschleppt wurden. Die Trauerstätte grenzt direkt an den Evangelischen Friedhof samt Schwesternfriedhof und an das Gelände des Diakoniewerkes Ruhr.

Der Friedhof wurde einst von der ehemaligen Jüdischen Gemeinde zu Witten gekauft, nachdem der alte Begräbnisplatz auf dem Helenenberg nicht mehr erweitert werden konnte. Die noch vorhandenen alten Grabsteine mit zum Teil hebräischen Inschriften dokumentieren eine Jahrhunderte alte mosaische Begräbnistradition. Sie gehören zu den letzten Zeugnissen jüdischen Lebens in Witten. Von 1893 bis 1941 wurden an diesem Ort 209 Personen beigesetzt. Im hinteren Teil befinden sich die nach 1945 angelegten Gräber – einige davon sind übrigens auch von Christen.

Inschriften wie „umgekommen in Auschwitz“

An die nationalsozialistische Verfolgungszeit und an die Menschen, die in den Konzentrationslagern ermordet wurden, erinnern einige Familiengräber mit Inschriften wie „umgekommen in Auschwitz“. Seit 1962 ist der Jüdische Friedhof Ledderken im Besitz des Landesverbandes der Jüdischen Kultusgemeinden von Westfalen-Lippe.

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Am 15. März 1993, am Tag nach der Enthüllung der Stele, schrieb diese Zeitung: „Die Wittener, die an den Folgen der Zwangsarbeit, des Hungers, der Folter, der Kälte, der Seuchen gestorben sind oder in den Freitod getrieben wurden, haben keine Gräber.“ Der Gedenkstein jedoch erinnere seitdem stumm an sie.

Landesrabbiner weihte Stele

Im Beisein der damaligen Stadtspitze, Bürgermeister Klaus Lohmann und Stadtdirektor Reinhard Wiederhold, sowie Regierungspräsident Richard Grünschläger sagte der Landesrabbiner Benyamin Zeew Barsilei, dass die Geschehnisse von gestern uns auch heute noch berühren müssten. Als dienstältester deutscher Rabbiner starb er 2005 und wurde in Israel begraben.

Nach jüdischem Glauben ist eine Grabstätte ein „ewiges Haus“, eine „Stätte des Lebens“ und ein „guter Ort“, der für ewige Zeiten gesichert werden soll. Daher ist das Tor zum Friedhof grundsätzlich verschlossen.