Witten. Slow Yoga oder asiatisch kochen: Gesundheit bleibt auch 2023 das gefragteste Thema bei den VHS-Kursen in Witten. Das Angebot wächst sogar.

Jedes Jahr bietet die Volkshochschule in Witten ein buntes Programm an. Martina Schulte-Zweckel, Fachbereichsleiterin für Gesundheit, Wellness, Ernährung, Kunst und Kreativität, arbeitet seit 22 Jahren für die VHS. Im Gespräch zieht sie Bilanz über die Jahre seit Pandemiebeginn und spricht über die Kurse, die aktuell besonders angesagt sind.

Frau Schulte-Zweckel, wenn Sie bei der VHS an die Zeit ab 2020 denken, was geht Ihnen durch den Kopf?

Schulte-Zweckel: Das war eine der härtesten Zeiten. Wir mussten permanent auf die aktuellen Corona-Schutzverordnungen reagieren und diese in Windeseile umsetzen. Viele Leuten wollten gar nicht mehr kommen, weil sie natürlich Befürchtungen hatten. Wir hatten nur noch wenig mit der regulären Arbeit zu tun, nämlich das, was wir am liebsten machen: Kurse planen und kreativ werden. Das war für uns und die Teilnehmenden sehr frustrierend. Weil die Kurse teils ja gar nicht mehr stattfinden konnten, haben wir relativ schnell auf online umgestellt.

Wie wurde das Online-Programm angenommen?

Unsere Dozierenden sind superflexibel, so dass wir da gut reingekommen sind. Auch die Teilnehmer haben super mitgemacht. Beim Yoga sowieso, das geht ja sehr gut zu Hause, aber auch bei den Sport- und Sprachkursen. Auch ältere Leute waren gerne bereit, sich auf online umzustellen. Viele waren wirklich froh, Kontakt nach außen zu haben und die bekannten Gesichter weiterhin sehen zu können.

Aber die Teilnehmerzahlen sind vermutlich trotzdem viel geringer gewesen als zu normalen Zeiten.

Natürlich. Wir hatten ja auch längere Phasen, wo wir nichts machen durften: Wo wirklich nur online möglich war und das sonst riesige Kursprogramm eingeschränkt war. Aber das, was wir machen konnten, das wurde wirklich gut angenommen. Die Leute waren dankbar, und wir auch.

Martina Schulte-Zweckel, Fachbereichsleiterin für Gesundheit, Wellness, Ernährung, Kunst und Kreativität, von der VHS in Witten
Martina Schulte-Zweckel, Fachbereichsleiterin für Gesundheit, Wellness, Ernährung, Kunst und Kreativität, von der VHS in Witten © VHS Witten, Wetter, Herdecke

Hat sich die Lage mittlerweile wieder eingespielt?

Obwohl wir von Krise zu Krise gehen, sind wir sehr zufrieden. Trotz Inflation wird das neue Kursprogramm in diesem Semester super angenommen. In allen Bereichen. Vor allem der Sprachbereich boomt, so dass wir sogar Zusatzkurse in Englisch und Französisch eingerichtet haben. Gerade für Wiedereinsteiger im Englischen auf A2-Niveau. Da ist wirklich ein Schub durch die Bürgerinnen und Bürger gegangen. Bildungsurlaube für Englisch und Französisch sind auch sehr gefragt. Wir schauen gerade, ob wir demnächst auch noch Spanisch für den Bildungsurlaub hinzunehmen.

Welche Kurse sind ansonsten besonders gefragt?

Neben Bildungsurlauben und Wiedereinstiegskursen sind asiatische Sprachen gefragt, vor allem Japanisch. Vermutlich richten wir im nächsten Semester ab September noch Koreanisch ein. Die Mode, Kochen, Musik aus dem asiatischen Raum sind sehr angesagt.

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Und im Gesundheitsbereich?

Was sich bei uns niederschlägt, ist, dass die Leute erschöpft und müde sind. Sie lechzen nach Entspannung. In ganz vielen Bereichen geht es bei uns gerade vor allem um Achtsamkeit. Yoga liegt schon lange im Trend, aber die drei Jahre Dauerkrise haben vor allem das Bedürfnis nach Ruhe hervorgerufen. Das merkt man auch an den Titeln unserer Veranstaltungen: Achtsames Yoga, Slow Yoga, Sanftes Yoga, Yin Yoga, Hatha Yoga und Faszien Yoga. Die entspannten Formen des Yogas boomen. Natürlich läuft auch Yogilates, eine Mischung aus Yoga und Pilates, und Vinyasa Yoga, eine etwas energetischere Yogapraxis. Aber vor allem die ruhigen Yogakurse sind das, was die Leute gerade brauchen.

Was kommt im Sportbereich gut an?

Jumping Fitness ist sehr beliebt. Auf kleinen Trampolinen absolvieren die Teilnehmer ein Workout, das vor allem die feinen Muskeln, die Tiefenmuskulatur, anspricht. Das hilft auch bei Haltungsschäden und Verspannungen. Tanz ist auch immer gefragt, etwa Mitmach-Tänze. Vor allem bei älteren Menschen kommt das gut an. Sie kommen am Vormittag zu uns, tanzen zusammen und halten sich fit dabei. Und natürlich Fatburning-Kurse und Beckenboden-Gymnastik.

Wachsender Trend: asiatische Kochkurse.
Wachsender Trend: asiatische Kochkurse. © StockFood | Eising Studio - Food Photo & Video

Wie sieht es im Koch- und Kunstbereich aus?

Die veganen Kurse sind immer schnell ausgebucht. Und weil der Asien-Trend da ist, wollen wir im nächsten Semester ab September auch asiatische Kochkurse anbieten.

Unsere Malkurse sind während der Pandemie komplett zum Erliegen gekommen. Das ging online einfach nicht. In diesem Semester wird es aber wieder gut angenommen, egal ob Acryl oder Aquarell. Auch Gold- und Silberschmieden ist immer gefragt, die Leute freuen sich total, wenn sie ihren eigenen Schmuck hergestellt haben.

Nun stecken Sie wohl wieder intensiv in der Planung für das Semester, das ab September beginnt. Was wollen Sie noch neu hinzunehmen?

Auf meinem Flipchart steht drauf, was ich anbieten möchte: Kurse in Bezug auf Ayurveda, Trauma, achtsame Kommunikation, Waldpädagogik, Bildungsurlaub zum Thema Achtsamkeit, Trauer am Arbeitsplatz und Planetary Health Diet. Ich muss in der Planung immer über den Tellerrand blicken und die Augen offenhalten. Ich mache mir stets Gedanken drüber, was gerade die Trendthemen sind. Manchmal scheitert es leider daran, dass ich keinen Dozenten in der Nähe finde.

Was genau ist die „Planetary Health Diet“?

Eine Ernährungsform, bei der es vor allem um Nachhaltigkeit für den eigenen Körper und die Erde geht. Ich habe davon auf einer Fortbildung gehört. Die Planetary Health Diet ist klimaneutral, regional und gesund. Dazu wollen wir im nächsten Semester ebenfalls Kurse anbieten.

Es geht also in den Kursen oft darum, achtsamer und nachhaltiger zu leben?

Genau, denn das ist das, was die Menschen bewegt. Sie sind auf der Suche nach dem, was guttut. Gesundheit ist ein Riesenthema. Die Selbstverantwortung der Menschen wächst und das ist richtig gut

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