Witten. Die einzige Schule für Magie im Ruhrgebiet hat sich durch die Pandemie gehext. Ein Blick hinter den Vorhang der „Magic Academy“ in Witten-Heven.
Wo früher Bier über die Theke ging, wird heute der Zauberstab geschwungen. Seit 2010 betreibt Susanne Malik gemeinsam mit ihrem Sohn Shabaz die „Magic Academy“ an der Sprockhöveler Straße in Witten. Die ehemalige Kneipe hat sich seitdem in einen Hexenkessel verwandelt.
Große schwarze Spinnen hängen von der Decke, Porträts von alten Zaubermeistern an der Wand. Die Zauberkunst-Schule in Heven hat die Pandemie gut überstanden. Fast täglich kommen seitdem wieder Zauberschülerinnen und Zauberschüler, um neue Tricks zu lernen.
Kinder werden in Witten von Zauberlehrern angeleitet
„Es ist nicht nur das Zaubern, sondern auch die Gemeinschaft, die für die Kinder wichtig ist“, sagt Leiterin Susanne Malik. An der Theke vorbei geht es in einen kleinen Saal mit Bühne, wo sieben Kinder unter Anleitung der Zauberlehrer Shabaz und Nadine schon munter das Hokuspokus-Einmaleins studieren.
Marla, Nele und zwei Klaras üben gerade den Waschmaschinentrick. Die eine Klara hält einen roten und einen weißen Socken in die Höhe. „Die Socken stinken, ich glaube, die müssen mal gewaschen werden“, sagt die Neunjährige und rümpft die Nase. Vor ihr steht eine kleine weiße Waschmaschine aus Holz. Klara öffnet den Deckel, legt die Socken in die Waschtrommel, streut Waschpulver aus einer Dose hinein und dreht an einer Kurbel. Abwechselnd passieren den Mädchen nun Missgeschicke, die natürlich alle mit zur Nummer gehören. Mal sind die Socken eingelaufen, mal zerlöchert. Mal kommt nur noch eine Socke zum Vorschein, die ellenlang und rot-weiß gestreift ist. Zum Schluss haben die Zauberschülerinnen es doch geschafft. Auf einmal sind die Socken wieder da – frisch gewaschen und in ihrer ursprünglichen Form.
„Die Technik ist wichtig und muss einwandfrei sitzen. Doch es geht bei einem Zaubertrick auch viel darum, wie ich mich bewege, wie ich wirke und wie ich mit dem Publikum agiere“, erklärt Akademie-Leiterein Susanne Malik. Während der schwierigen Corona-Zeit hat diese Interaktion mit den Zuschauenden natürlich gefehlt. Um trotzdem aktiv zu bleiben, haben die Maliks mit ihren Zauberlehrlingen den Film „Die Rückkehr der Magier“ gedreht. „Wir konnten uns dafür in kleine Gruppen aufteilen, was wegen der Pandemie wichtig war.“
In Corona-Zeiten gab es Anleitung per Mail
Die Arbeit am Film hat dem Team viel Spaß gemacht. Trotzdem seien sie sich einig, dass sie am liebsten auf der Bühne stehen, vor echtem Publikum. Während der Lockdowns bekamen die Vereinsmitglieder Anleitungen zu neuen Zaubertricks per Mail nach Hause geschickt. „Das war aber nicht für alle etwas“, sagt Susanne Malik. Umso besser, dass mittlerweile die Normalität zurück ist.
Fast fünfzig Zauberschülerinnen und Zauberschüler kommen wieder regelmäßig zur Magic Academy. Der Unterricht folgt einem festgelegten Lehrplan. Die Leiterin hat sich bei der Einteilung der verschiedenen Level, die die Zauberlehrlinge durchlaufen, von den Gürteln im Kampfsport inspirieren lassen. Angefangen beim „weißen Zauberhut“ absolvieren die Schülerinnen und Schüler mehrere Prüfungen. Über den gelben, grünen, blauen und roten Hut bis hin zur Meisterdisziplin – dem schwarzen Hut.
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Den erreichen allerdings nur die wenigsten. Denn wer sich Profi nennen will, muss vor allem die Manipulation und die großen Illusionen beherrschen, die ganz viel Übung und Fingerspitzengefühl erfordern. Wie weit sich die Zauberkunst treiben lässt, zeigt Zauberlehrer Shabaz Malik. Der Magier kann aus einem Ball in seiner Hand acht Bälle machen, Karten verschwinden und wieder auftauchen lassen und natürlich auch Leute in mehrere Teile zersägen. Wie all das funktioniert – das wissen nur die Maliks und vielleicht noch ihre Zauberlehrlinge.