Witten. Um ihren CO2 -Fußabdruck auszugleichen, pflanzen Schüler des Wittener Schiller-Gymnasiums Bäume. Dahinter steckt ein umfangreiches Umweltprojekt.
Wie passen ein Flug auf die Azoren und nachhaltiges Reisen zusammen? Erst einmal wohl gar nicht. Das dachten sich auch die 20 Schülerinnen und Schüler des Schiller-Gymnasiums in Witten, die momentan vor genau dieser Herausforderung stehen.
Sie sind Teil eines Umweltprojekts, das ihre Schule in diesem Jahr zum ersten Mal anbietet. Der Höhepunkt dabei ist eine Exkursion auf die Azoren. Und für diese Flugreise pflanzten die Schülerinnen und Schüler in dieser Woche rund 300 Bäume im Muttental.
Es geht darum, Schülerinnen und Schüler für nachhaltiges Reisen zu begeistern, indem sie Naturphänomene selbst erforschen, wie Christoph Tiemann erklärt. Er hat das Projekt für die Jahrgangsstufen acht und neun mit einem Kollegen ins Leben gerufen. „Ein Flug ist natürlich alles andere als umweltfreundlich. Deswegen pflanzen wir gemeinsam mit der Stadt Bäume, um unseren CO2-Fußabdruck zu kompensieren, den wir durch die Reise verursachen“, so der Erdkundelehrer.
Wittener Schüler wollen den CO2-Ausstoß ihres Fluges komplett kompensieren
Bei den Schülerinnen und Schülern ein ausgeprägtes Umweltbewusstsein zu schaffen – das scheint Tiemann und seinen Kolleginnen und Kollegen mit dem neuen Projekt schon jetzt zu gelingen. Zahlreiche Fahrräder stehen auf dem Parkplatz am Fuß des Hangs, wo die Reisegruppe an diesem Dienstagmorgen Buchen pflanzt. Bei der Verpflegung setzen die Schülerinnen und Schüler auf Brotdosen und Mehrwegflaschen. Müll soll vermieden werden.
Wie viel CO2 ihr Flug im Mai genau verursacht, das hat die Reisegruppe mit einem sogenannten Emissionsrechner im Vorfeld ermittelt. Demnach braucht es etwa 300 Bäume, um den CO2-Ausstoß des Fluges auf die Azoren auszugleichen. Die Exkursion auf die portugiesische Inselgruppe im Atlantik wird der Abschluss der Projektreihe sein. Zu den Naturphänomenen, die es zu erkunden gilt, werden Walbeobachtungen gehören. Auch die Auswertung von Bodenproben steht dann auf dem Stundenplan.
Projekt soll zu nachhaltigem Reiseverhalten ermuntern
Aber warum ausgerechnet die Azoren? „Klar hätten wir auch Robben an der Nordsee beobachten können“, sagt Biologielehrer Tim Braun. „Aber die Realität vieler Schülerinnen und Schüler ist nun mal das Fliegen. Deswegen wollen wir ihnen anhand dieser Reise aufzeigen, wie viele Emissionen so etwas verursacht.“
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Bewusstes Reisen statt strikter Verzicht – dieser Gedanke hat auch Johanna davon überzeugt, sich für das Projekt zu bewerben. „Ich bin mit meiner Familie die letzten zehn Jahre nicht einmal geflogen, weil es eben so umweltschädlich ist“, sagt die 14-Jährige. „Deswegen hatte ich auch ein schlechtes Gewissen, jetzt auf die Azoren zu fliegen. Aber es ist eben gut zu sehen, dass man wenigstens etwas dazu beitragen kann, den CO2-Ausstoß zu kompensieren.“
Sie ist nicht die Einzige, die begeistert ist. Knapp 50 Schülerinnen und Schüler hatten sich auf einen Platz beworben. 20 dürfen schließlich mit. Es galt, eine Reihe von Fragen zu beantworten. „Wir mussten zum Beispiel angeben, welche Ideen wir haben, um nachhaltiger zu reisen“, sagt Johannas Freundin Nancy (14).
Nachhaltigkeitsaspekt steht bei der Reiseplanung im Fokus
Einige dieser Ideen werden sie auf den Azoren bereits umsetzen. Das Essen ist rein vegetarisch, übernachten wird die Gruppe in einem Hostel, das für seine nachhaltige Bewirtschaftung bekannt ist. Auch die Azoren selbst gelten als eine Region, die besonders nachhaltigen Tourismus betreibt.
Noch ist die Gruppe derer, die in den Genuss der Reise kommen, zwar klein. Doch dabei soll es nicht bleiben, wie Lehrer Tim Braun betont. Sofern sich das Projekt bewährt, soll es nach dem diesjährigen Testlauf regelmäßig angeboten werden: „Wir hoffen, dass wir das Projekt jährlich anbieten können, damit alle Schülerinnen und Schüler in den nächsten Jahren die Chance bekommen mitzumachen.“ Platz, dann wieder neue Bäume im Muttental oder anderswo zu pflanzen, gibt es jedenfalls genug.
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