Mit Baugenehmigungen soll es in Witten künftig schneller vorangehen. Das fordern Prüfer von der Stadt. Nun plant die Verwaltung eine Lösung.
So mancher Bauherr kennt das Leid: Endlich sollen die Maurer anrücken, doch noch immer fehlt das grüne Licht der Stadt. Die Wittener Verwaltung will jetzt aufs Tempo drücken und folgt zugleich einem neuen Landesgesetz. Genehmigungsverfahren für Bauanträge sollen danach nur noch digital ablaufen.
„Wir sind mit einem mehrmonatigen Test gestartet“, sagt Georg Thomys (49), seit gut anderthalb Jahren Leiter des Bauordnungsamtes. Mit örtlichen Architekten probiert die Stadt die neuen Wege aus. Zwar geht bereits eine Reihe der insgesamt rund 300 bis 340 Bauanträgen jährlich über das Internet ein. Doch ein großer Teil der Unterlagen landet immer noch per Papier auf den Schreibtischen der Mitarbeitenden.
Papierwust führt zu hohem Arbeitsaufwand in der Wittener Bauverwaltung
„Das wiederum ist mit einem hohen Aufwand verbunden“, sagt Thomys. In aller Regel sei es erforderlich, weitere Behörden in das Verfahren einzubinden, etwa die Ämter für Stadtentwicklung oder Tiefbau. Häufig müssten auch Ämter des EN-Kreises den Antrag absegnen. Das wiederum bedeutet: Die Sachbearbeiter – sieben sind für das eigentliche Kerngeschäft zuständig – kommen nicht umhin, die Aktenberge mehrfach zu scannen und sie dann per Mail an die entsprechenden Stellen zu senden. Abgesehen von dem ganzen Papierwust geht dabei auch immer reichlich Zeit ins Land. Solche Verzögerungen ließen sich durch die digitale Lösung vermeiden, betont der Amtsleiter.
Aber wie soll diese nun aussehen? Die Stadt wird voraussichtlich noch in der ersten Jahreshälfte auf ihrer Internetseite ein eigenes Portal für alle Bauanträge einrichten. Antragsteller erhalten einen entsprechenden Zugangscode und können die Unterlagen dann hochladen. Das System sei mit dem Elster-Portal des Finanzamtes vergleichbar, über das inzwischen ein großer Teil der Steuerzahler die Einkommenssteuer abgebe.
Architekten sehen Vorteile
„Es wird dann aber auch nur noch diesen einen Weg geben, uns die Akten zukommen zu lassen“, sagt Georg Thomys. Für die Mitarbeiter sei mit dem digitalen Portal der Vorteil verbunden, dass sie sich schnell einen Überblick verschaffen können, ob alles komplett ist. Fehlende Unterlagen lassen sich schneller nachfordern. Ein weiterer Pluspunkt: Beteiligte Behörden können mit wenigen Klicks auf die Anträge zugreifen. „Natürlich müssen wir vorher dazu die Erlaubnis erteilen.“
Für Architekten wie Michael Frielinghaus ist die Umstellung ein entscheidender Schritt der Stadt, mit den Genehmigungsverfahren schneller voranzukommen. Nach Ansicht von Architekt Klaus Grewe sollte die Stadt aber nach einer Zeit überprüfen, ob hier und da noch Verbesserungen sinnvoll sind.
Die Gemeindeprüfungsanstalt (GPA) hatte jüngst in einem umfassenden Bericht über die Stadtverwaltung bemängelt, dass die Bauaufsicht nicht immer alle vorgegeben Fristen einhalte. Die Prüfer drängten, auf digitale Lösungen zu setzen. Das geschah schon vor drei Jahren, sagt Thomys. Insbesondere durch den Hackerangriff, aber auch aufgrund von Personalmangel habe es einige Zeit gedauert, die Vorbereitungen für das neue Portal zu treffen.