Witten. Die Doku „We are all Detroit“ wird in Witten gezeigt. Die Filmemacher widmeten sich der Frage: Was passiert, wenn die Autoindustrie verschwindet?

Bochum und Detroit – zwei Städte, die nicht einmal auf demselben Kontinent liegen und doch haben sie etwas gemeinsam. Als die Automobilindustrie wegfiel, erlebten beide Städte einen Strukturwandel, der sie nachhaltig prägte. Dieser Entwicklung ist die Dokumentation „We are all Detroit – Vom Bleiben und Verschwinden“ der Wittener Filmemacher Ulrike Franke und Michael Loeken gewidmet. Zu sehen ist der Film am Freitag, 3. Februar, im Evangelischen Gemeindehaus Rüdinghausen.

Wittener Doku vergleicht Städte Bochum und Detroit

„Sowohl der Beginn als auch das Ende der Autoindustrie in Bochum wurden in Detroit besiegelt“, so die Wittener Filmemacher. „Nach dem Ende des Industriezeitalters sind die Menschen hier wie da auf der Suche nach einer neuen Identität.“ In „We are all Detroit“ lernen die Zuschauer sowohl die Bewohner kennen, die von den Entwicklungen betroffen sind, als auch die Akteure – Planer, Wissenschaftler und Politiker – des Wandels, ihre Versprechungen und Visionen für die Zukunft.

News aus Witten – lesen Sie auch:

Wie geht es den Menschen, die in den Autowerken in Bochum und Detroit gearbeitet haben? Wie haben sie den „Strukturwandel“ erlebt? Wo sind Neuanfänge gelungen? Diesen Fragen geht „We are all Detroit“ nach. Die Dokumentation erschien 2021 und wurde im selben Jahr auf dem Kinofest Lünen mit dem Publikumspreis Lüdia ausgezeichnet.

Die Filmemacher Ulrike Franke und Michael Loeken im April 2022 an ihrem Haus in Witten. Ihr Film „We are all Detroit“ erschien 2021.
Die Filmemacher Ulrike Franke und Michael Loeken im April 2022 an ihrem Haus in Witten. Ihr Film „We are all Detroit“ erschien 2021. © FUNKE Foto Services | RALF ROTTMANN

Autoindustrie prägte auch die Ruhrgebietsgeschichte

Für die Wirtschaft der Stadt Bochum bedeutete die Schließung des Opel Werks 2014 einen radikalen Einschnitt. Bei seiner Eröffnung 1962 galt das Werk als Vorzeigeprojekt des Strukturwandels, eine Antwort auf das Zechensterben, war es doch auf ehemaligem Bergbaugrund errichtet worden. Unmittelbar nach der Eröffnung waren dort 10.000 Menschen, darunter viele ehemalige Kumpel, beschäftigt. Aber der Wandel ging weiter, 52 Jahre später hatte er das Werk und seine Beschäftigten eingeholt. Der letzte Opel lief 2014 vom Band, tausende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter standen ohne Jobs da.

Langsamer, aber dafür umso tiefgreifender, vollzog sich der Wandel in der „Motor City“ Detroit. Der Aufstieg der Autoindustrie begann dort Anfang des 20. Jahrhunderts mit dem ersten Wagen, dem legendären Model T, im Ford-Werk Highland Park. Über Jahrzehnte brachte die Autoindustrie der Stadt Wohlstand, aber die Konkurrenz wurde stärker, die Benzinpreise stiegen, die Absatzzahlen dagegen nicht. Ab den 80er-Jahren befand sich die US-Autoindustrie in der Krise und Detroit mit ihr. Arbeitslosigkeit, Kriminalität, die Probleme häuften sich – bis zur Bankrotterklärung 2013.

„We are all Detroit“ wird am Freitag, 3. Februar, um 19 Uhr im Ev. Gemeindehaus Rüdinghausen (Brunebecker Str. 18) gespielt. Der Eintritt ist frei. Die Vorstellung wird von der Kirchengemeinde Annen, Rüdinghausen und Stockum und dem Ev. Männerdienst der Kirchengemeinde Rüdinghausen ausgerichtet.