Witten. Lupo, Gandalf und Almut – im Tierheim Witten warten auch im neuen Jahr viele Vierbeiner auf ein liebevolles Zuhause. Wir haben sie besucht.
Sie haben dickes oder dünnes, helles oder dunkles Fell, können ganz treu gucken, heißen Lupo, Gandalf und Almut – und jeder von ihnen hat seine eigene bewegte Geschichte: Im Tierheim Witten an der Wetterstraße warten im neuen Jahr rund 90 Tiere auf ein liebevolles Zuhause. Manche von ihnen sind schon seit Jahren dort. Vor allem ihnen wünscht Tierheimleiterin Kirsten Simon, dass sie endlich Menschen finden, die sich um sie kümmern und ihnen eine Chance geben. Die WAZ war zu Besuch im Tierheim und hat sich ihre Geschichten erzählen lassen:
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Tierheim Witten: Vor allem bei den Hunden viele Langzeitinsassen
Einer, der schon seit fast drei Jahren auf sein Für-Immer-Zuhause wartet, ist der sechsjährige Hades. Der Kaukasische Schäferhund lebte bei einer jungen Dame in einer Dachgeschosswohnung – die komplett falsche Haltung für einen Herdenschutzhund wie ihn. Als Hades nach Witten kam, war er in einem sehr schlechten Zustand, hatte überhaupt kein Fell mehr und musste behandelt werden. Zurück zu seiner Besitzerin konnte er nicht.
Das Tierheim vermittelt zahlreiche Tiere in liebevolle Hände
„Hades braucht ein Haus mit Grundstück“, betont Kirsten Simon. „Er liebt es, draußen zu liegen. Dafür werden Hunde wie er gezüchtet: Ihr Job ist es, aufzupassen.“ Hades sei im Vergleich mit anderen Hüteschutzhunden ein sehr umgänglicher Zeitgenosse. Nichtsdestotrotz sollten seine zukünftigen Besitzer Erfahrung im Umgang mit der Rasse mitbringen.
Auch Dalmatiner-Doggen-Mix Boomer ist schon eine ganze Weile im Tierheim Witten zu Gast. „Er ist ein typisches Ebay-Kleinanzeigen-Opfer“, fasst die Leiterin seine Geschichte zusammen. Der Rüde ist schon durch mehrere Hände gegangen. Auch seine letzten Besitzer, ein junges Pärchen, gaben ihn ab, weil sie nicht mit ihm zurechtkamen.
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„Er ist kein böser Hund“, betont Simon. „Es passiert nur leider oft, dass Menschen sich nicht die Zeit nehmen, Hunde richtig kennenzulernen, die Geschichte zu erfahren.“ Im Tierheim zeige sich Boomer, dessen Geburtsdatum auf November 2017 geschätzt wird, „absolut problemlos“. Er vertrage sich nicht mit allen anderen Hunden, sei aber recht ruhig und gut zu führen. Dennoch möchte das Tierheim den Mischling nur an Menschen mit Hundeerfahrung vermitteln, möglichst auch ohne kleine Kinder.
Collie-Mischling Lupo macht brav Sitz, als Kirsten Simon ihn anweist. „Bei mir ist er ein ganz Lieber“, berichtet sie. „Er macht alles mit – wenn er einem vertraut.“ Der etwa sechsjährige Rüde wurde vor einigen Jahren vom Veterinäramt aus schlechter Haltung befreit, kam mit schlimmen Verletzungen an den Pfoten im Tierheim an.
Lupo sei schlau, eine konsequente Führung bei ihm sehr wichtig. „Er merkt ganz schnell, wenn Leute unsicher sind“, so Kirsten Simon. Zwischenzeitig wurde er schon einmal vermittelt, kam aber leider wieder zurück. „Er ist einer, dem man nicht alles durchgehen lassen darf.“ Lupo vertrage sich gut mit anderen Hunden, aber was die Menschen betreffe, brauche er eine klare Bezugsperson. Auch er sollte tendenziell nicht in eine Familie mit kleinen Kindern abgegeben werden.
Mit seinen krummen Beinchen und dem goldenen Fell ist Staffordshire-Mix Guilty ein echter Hingucker. Er wurde vermutlich im August 2021 geboren und kam im Sommer 2022 als Fundhund ins Tierheim. Seinen Namen (engl. für „schuldig“) hat er übrigens nicht seinem Charakter zu verdanken. „Zu Menschen ist er superlieb“, so Simon. Nur mit anderen Tieren, speziell Hunden, komme der Rüde nicht gut aus. Ansonsten sei er ein sehr anspruchsloser Vertreter seiner Art. Seine zukünftigen Besitzer sollten dennoch Rasseerfahrung mitbringen. Gegen eine Familie mit etwas älteren Kindern spreche nichts.
Tierheim Witten: Auch Katzen warten lange auf ihr neues Zuhause
Im Tierheim Witten wartet auch die ein oder andere Samtpfote. Die Geschichte von Katzendame Almutist ebenso außergewöhnlich wie amüsant: Im Sommer 2022 erhielt Kirsten Simon einen Anruf vom Ordnungsamt. Es ging um eine Katze, die in eine fremde Wohnung eingestiegen war und dort Randale machte. Eine Mitarbeiterin des Tierheims rückte aus, um den sehr übelgelaunten Vierbeiner einzufangen.
Seitdem Almut im Tierheim lebt, hat sich ihre Zerstörungswut gelegt. „Sie hat ihre Launen, wenn sie schmusen will, will sie schmusen, aber sie zeigt eben auch, wenn sie nicht mehr will“, schmunzelt Kirsten Simon. Ein Haushalt mit kleinen Kindern oder anderen Katzen sei nicht das Richtige für sie, Almut ist lieber Einzelkind. Wer aber die Unabhängigkeit von Katzen schätzt, kann mit ihr glücklich werden.
Der Kater im Körbchen nebenan ist Gandalf der Graue. Er kam im Mai 2022 als Streuner ins Tierheim, wurde dort kastriert und aufgepäppelt. Mit sieben oder acht Jahren ist Gandalf schon etwas älter. „Er ist ein lieber Kerl, hat kein Problem mit anderen Katzen, aber doch gerne seine Ruhe.“ Was seine zukünftigen Besitzer wissen müssen: Der Kater leidet an chronischem Durchfall. „Wir haben schon vieles probiert, aber noch nichts hat geholfen“, so Simon. Deshalb sollte Gandalf auch unbedingt Freilauf haben.
Die Brüder Fix und Fox sind noch nicht allzu lange in Simons Obhut. Geboren wurden sie im Februar 2020. Ihre ehemaligen Besitzer mussten umziehen und konnten die beiden nicht mitnehmen, so landeten sie im Tierheim. „Bis jetzt waren es reine Wohnungskatzen, aber man könnte es sicher auch mit Freigang probieren.“ Die beiden seien völlig problemlos, kämen gut mit anderen Katzen, Hunden und Kindern zurecht. Sie werden allerdings nur gemeinsam vermittelt.
Tierheim Witten: Vögel sind oft schnell vermittelt – Ratten bleiben
Nicht selten finden auch Kleintiere ihren Weg ins Tierheim Witten. Aktuell teilen sich ein paar Wellensittiche einen Käfig im Kleintierraum. „Die sind oft schnell weg“, um sie macht sich Leiterin Kirsten Simon wenig Sorgen. Was ihre Nachbarn betrifft, ist das anders: Ein Mäusepärchen war bislang schwer zu vermitteln, sie werden nur zu zweit abgegeben.
Und auch mehrere Ratten, alle Fundtiere, sind seit Sommer 2022 da. „Eigentlich die optimalen Tiere für Kinder“, wundert sich Simon, während sie die Nager mit etwas Käse aus ihrem Versteck hervorzulocken versucht. „Ratten bekommt man richtig zahm, man kann mit ihnen kuscheln. Das geht mit Kaninchen oft nicht.“ Nur leider ekelten sich eben viele vor den Nagern mit den langen Schwänzen. Wer ihnen eine Chance geben möchte: Oreo, Nacho, Hippo und Ruby würden sich über ein neues Zuhause freuen.