Witten. Die Stahlproduktion bei DEW in Witten läuft weiterhin nicht wirtschaftlich, so der Mutterkonzern Swiss Steel. Ziel ist nun ein Haustarifvertrag.

Die Führung der Deutschen Edelstahlwerke, DEW, hat in einem Brief die Belegschaft in Witten kurz vor Weihnachten über geplante Gespräche mit der IG Metall informiert. Ziel ist ein neuer Haustarifvertrag.

Anfang 2021 hatten sich Gewerkschaft und Unternehmen nach zähen Verhandlungen auf einen Restrukturierungstarifvertrag geeinigt, der das Überleben des angeschlagenen Stahlkonzerns sichern sollte. Die Mitarbeiter verzichteten darin für 2021 und 2022 auf ihr Urlaubsgeld, das Weihnachtsgeld wurde nur zur Hälfte ausgezahlt. Dieser Tarifvertrag ist nun zum 31. Dezember ausgelaufen. Offenbar möchte das Unternehmen nun erneut einen separaten Vertrag aushandeln, der vom Flächentarifvertrag für die Eisen- und Stahlindustrie abweicht. Nach den Gesprächen, die in diesem Januar stattfinden, wird sich zeigen, ob die Mitarbeitenden erneut auf Leistungen verzichten müssen.

Wirtschaftliche Situation „seit Jahren unbefriedigend“

Denn die wirtschaftliche Situation der DEW sei seit Jahren unbefriedigend. „Das Unternehmen verdient nicht das Geld, das für weitergehende Investitionen, umfangreichere Instandsetzung und Weiterentwicklung benötigt wird. Von Dingen wie Forschung und Entwicklung, Weiterbildung und Schulung ganz zu schweigen“, heißt es in der Konzernmitteilung, die kürzlich an die Belegschaft verschickt wurde. In den Jahren 2021 und 2022 seien noch Belastungen wie die Corona-Pandemie, das Jahrhunderthochwasser, das das Werk in Hagen fast komplett zerstörte, und die Energiepreiskrise, hervorgerufen durch den Krieg in der Ukraine, hinzugekommen.

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Nur durch die Zugeständnisse der Mitarbeiter im laufenden Tarifvertrag und massive Beteiligungen des Konzerns konnte diese Phase überstanden werden.

DEW als Marktführer für „Green Steel“

Dr. Lutz Ernenputsch, Chief Operating Officer bei DEW, und Frank Koch, CEO der Swiss Steel Group, leiten die Deutschen Edelstahlwerke in Witten.
Dr. Lutz Ernenputsch, Chief Operating Officer bei DEW, und Frank Koch, CEO der Swiss Steel Group, leiten die Deutschen Edelstahlwerke in Witten. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Dabei möchte der Mutterkonzern Swiss Steel Group sich neu ausrichten und DEW als „Marktführer für Green Steel in Europa“ ausbauen. Ein Pfund sei dabei die bereits bestehende Elektrolichtbogen-Technologie. Seit Jahren schon wird in Witten Stahl mit Strom (und nicht wie woanders mit Gas) gekocht und ein hoher Anteil an Schrott recycelt. In der nachhaltigen Stahlproduktion liege die Zukunft des Unternehmens: „Hier kann es auch gegen die mit harten Preisbandagen arbeitende internationale Konkurrenz punkten“, so die Geschäftsführung in einer Pressemitteilung.

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Dabei geht es um das Programm „Zukunft DEW 2025“, zu dem die Mitarbeitenden Ideen beitragen können und mögliche Einsparpotenziale benennen. Die Geschäftsleitung setze dabei auf den direkten Dialog mit der Belegschaft. Man wolle das Werk in Witten „auf die eigentlichen Kernprozesse konzentrieren und die Ertragskraft stärken“. Die Prognose sei gut: „Das vorhandene Potenzial wird von allen Beteiligten deutlich gesehen und eine Position unter den führenden Edelstahlherstellern Europas kann als realistisches Ziel gesehen werden.“