Witten. Das Hamburger Gourmet-Magazin „Feinschmecker“ hat Metzger in Deutschland anonym getestet – und würdigt auch einen Fleischermeister in Witten.
Das Geschäft ist von außen eher unscheinbar. Und dennoch drängen sich die Kunden vor der Tür. Nicht nur, weil Heiligabend vor der Tür steht, sondern auch, weil sie die Qualität der Ware schätzen. Dass die außergewöhnlich gut ist, hat nun auch das Gourmet-Magazin „Der Feinschmecker“ offiziell bestätigt. Die Fleischerei Lassner“ in Annen ist zu einem der 500 besten Metzger Deutschlands gekürt worden.
„Das freut uns sehr“, sagt Inhaber Sven Westemeier, der das Geschäft erst vor vier Jahren übernommen hat und jetzt zehn Mitarbeiter sowie einen Azubi beschäftigt. „Das zeigt, dass die Menschen noch gute Arbeit und traditionelles Handwerk zu schätzen wissen.“ Denn die Feinschmecker-Illustrierte findet die Metzger nach eigenen Angaben durch ein zweistufiges Verfahren. Zunächst müssen Leser des Magazins gute Metzger empfehlen – und dann werden diese bundesweit durch anonyme Testkäufer geprüft.
Tester loben auch die altmodische Einrichtung der Wittener Metzgerei
Vier Monate lang touren die Akteure der Hamburger Zeitschrift aus dem Jahreszeiten-Verlag durchs Land, um aus den Einsendungen die 500 besten zu wählen. Dabei spielen nicht nur handwerkliche Qualität und der Geschmack der Wurst- und Fleischwaren eine Rolle, sondern auch, wie sehr die Metzger darauf achten, wie die Tiere großgezogen wurden und ob ihr Fleisch ohne allzu stressige Transporte für die Tiere aus der Nähe kommt.
Im Ruhrgebiet haben den Sprung in die 200-seitige Feinschmecker-Broschüre, die auf das Dezember-Heft 12/22 geklebt ist, nicht viele Metzger geschafft: in Bochum die Fleischerei Dönninghaus und der Metzger Müller, in Bottrop die Biometzgerei Scharun, in Dortmund die Feinkostfleischerei Klusmeier und die Metzgerei Zander & Klube, in Duisburg die Fleischerei Sieveneck und die Metzgerei Simon-Berns, in Essen die Bickert-Fleischerei, die Bio-Fleischerei Burchhardt, die Fleischereien Bremen und Reinolsmann sowie der Metzger Gronau, in Mülheim die Fleischerei Jakob, die Gebrüder Nieß und die Metzgerei Oesterwind, in Oberhausen die Fleisch- und Wurstmanufaktur Ute & Udo Kürten, in Sprockhövel Kuhlendahl und in Velbert die Fleischerei Hansen.
Zu jedem ausgezeichneten Metzger haben die Hamburger Journalisten einen kurzen Text mit den wichtigsten Infos gestellt. Bei der Wittener Metzgerei Lassner loben sie zunächst, die Verkaufsstelle sei nach dem Inhaberwechsel ein Stück Heimat geblieben: „Sven Westemeier hat die sympathisch old-fashioned wirkende Einrichtung nicht auf cool gebürstet, stattdessen konzentriert er sich lieber auf die hohe Qualität seines Angebots.“
Wittener will Tradition in Ehren halten
Altmodische Einrichtung: Ist das eine Beschreibung, mit der der 31-Jährige leben kann? „Sehr gut sogar“, betont Westemeier, der bei Lassner – übrigens einer von zwei Innungsbetrieben in Witten – auch schon seine Lehre gemacht hat. „Früher gab es so viele Metzgereien hier, jetzt sind wir die letzte Metzgerei in Annen. Dann können wir auch so aussehen wie ein alteingesessenes Geschäft.“ Das habe doch Charme: „Wir halten die Tradition in Ehren.“
Noch mehr freut sich der Metzger über das Lob der Tester für seine Schinken- und Wurstsorten. Die Salami aus Rindfleisch wird erwähnt, ebenso „ihr Gegenstück aus Schweinefleisch, Bauerntaler genannt und mit Rum verfeinert“. Klasse sei die Mortadella, lecker die Frikadellen, das Hackfleisch frisch gewolft und vieles selbst hergestellt.
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„Ja, wir haben 80 Wurstsorten, und rund 80 Prozent kommen aus unserer eigenen Küche“, sagt Westemeier stolz. Für hausgemachte Blut- und Leberwurst kämen die Kunden aus dem halben Ruhrgebiet. Und fürs Fleisch, von westfälischen Weiderindern etwa, die in Annen vor Ort verarbeitet werden – und klar: auch bei Westemeiers zum Heiligabend als Sauerbraten auf den Tisch kommen.
Dank der treuen Kundschaft habe das Geschäft auch die schweren Corona-Jahre gut überstanden, und dass, obwohl der Party-Service lange komplett brach lag. Jetzt läuft er wieder langsam an. Westemeier: „Wir sind zufrieden.“