Witten. Ein Investor plant ein Wohnquartier mitten in Herbede. Dafür müssten zwei Wittener Geschäfte weichen. Doch noch ist nichts in trockenen Tüchern.
Die Ankündigung hat viele Wittener überrascht: Ein Unternehmen aus Karlsruhe will im Bereich zwischen Meesmannstraße und Hedwig-Kracht-Weg ein neues Wohnquartier bauen. Dafür sollen die Gebäude, in denen das Kaufhaus Gassmann und die Antikscheune untergebracht sind, abgerissen werden. Die Pläne klingen bereits sehr konkret. Nun will die SPD wissen, wie weit das Vorhaben schon bei der Stadt gediehen ist.
Der Investor ist die Weisenburger Projekte GmbH. Sie hat angekündigt, in Herbede 14 unterkellerte Reihen-Stadthäuser mit begrüntem Pultdach und Dachterrasse, ein freistehendes Einfamilienhaus einschließlich Garage und Stellplätzen und neun Eigentumswohnungen in einem Mehrfamilienhaus bauen zu wollen. Der Verkauf der Immobilien solle planmäßig im ersten Quartal 2023 starten, heißt es. Die Fertigstellung sei bereits für das vierte Quartal 2024 geplant.
Bauantrag liegt der Stadt Witten noch nicht vor
Das Quartier soll auf der Freifläche im Anschluss an den Hedwig-Kracht-Weg entstehen. Noch wächst dort eine Wiese, zur Meesmannstraße hin ist das Grundstück jedoch bebaut – eben mit den Häusern von Gassmann und Antikscheune. Diese Gebäude würden „partiell zurückgebaut“, so das Unternehmen. Also abgerissen.
Allerdings: In trockenen Tüchern ist das alles noch nicht. „Bei uns liegen weder eine Bauvoranfrage noch ein Bauantrag vor“, teilt Stadtbaurat Stefan Rommelfanger nun mit. Weder Neubau noch Abriss seien bislang genehmigt. Der Investor habe nur eine allgemeine Bauberatung genutzt und sein Konzept vorgestellt. Das füge sich jedoch in den bestehenden Bebauungsplan ein.
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Häuser stehen nicht unter Denkmalschutz
Rommelfanger bestätigt, dass die Pläne vorsehen, die beiden Häuser aus dem Komplex Meesmannstraße 53 abzureißen. Das Vorderhaus solle aber stehenbleiben. Unter Denkmalschutz würden die Häuser nicht stehen, betont der Stadtbaurat und beantwortet damit eine weitere Frage der SPD.
Die betont, dass sie prinzipiell sehr begrüßt, wenn in Herbede gebaut werden soll. „Es kommt aber darauf an, was geplant ist, es muss ins Bild passen“, sagt Ratsmitglied Gabriele Günzel. Wohnraum werde zwar dringend gebraucht. „Aber auch für die Menschen mit dem nicht so vollen Geldbeutel.“ Ob die sich eine der geplanten Stadtwohnungen leisten könnten, sei fraglich.
Viele Herbeder bedauern das Aus für die beiden Geschäfte
Das Aus für Gassmann und die Antikscheune bedauert Günzel sehr. „Das ist schade. Die beiden Geschäfte, aber vor allem das Kaufhaus, werden vielen Herbedern beim Einkaufen im Ort sehr fehlen.“ Schon jetzt, so erleben es die Lokalpolitiker, beschäftige das Bauvorhaben die Menschen im Dorf sehr.
Das bestätigen auch Christine Gassmann-Berger und Roswitha Krebs, die beiden Inhaberinnen der betroffenen Geschäfte. Immer wieder würden sie von den Kunden darauf angesprochen. Viele seien erbost über die Pläne, betont Krebs. Sie selbst ist es auch: „Es kann doch nicht sein, dass die Stadt da nicht gegen angeht.“ Gassmann sei schließlich ein wichtiger Anziehungspunkt im Dorf. Krebs wütend: „Und wir betreiben die Scheune immerhin schon seit 48 Jahren.“
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Doch das 49. wird die Antikscheune in der Meesmannstraße wohl nicht mehr erleben. Nachdem Roswitha Krebs im Mai von der Neubau-Ankündigung kalt überrascht worden war, hat sie inzwischen die Kündigung bekommen, so wie auch Christine Gassmann-Berger. Am 31. Dezember ist für die beiden Läden endgültig Ultimo.
Wie es für ihr Geschäft danach weitergeht, weiß Roswitha Krebs noch nicht. Sicher ist: Die Filiale an der Wittener Straße bleibt bestehen, sie allein ist aber viel zu klein für das Geschäft. „Jetzt müssen wir erst einmal abwarten“, sagt Roswitha Krebs. Für das Kaufhaus Gassmann ist die Zeit in Herbede dann hingegen endgültig vorbei.