Witten. Die Bibliothek Witten ist ab sofort nicht mehr nur ein „Haus der Bücher“. Jetzt können auch andere Dinge geliehen werden. Was gibt es alles?

Die Wittener Bibliothek „nur“ als Haus der Bücher war gestern: Seit dem 1. Dezember gilt sie auch als „Bibliothek der Dinge“. Nutzer können dann mit ihrem Bibliotheksausweis Gegenstände und Geräte wie einen Plotter, ein digitales Mikroskop oder ein Teleskop ausleihen. Der Vorteil: Ein Gerät braucht nicht erst für teures Geld angeschafft, sondern kann zwei Wochen lang ausprobiert werden.

„Wenn man merkt, dass man was regelmäßig braucht, kann man es sich dann auch kaufen“, sagt die Leiterin der Wittener Bibliothek Christine Wolf. Das neue Projekt wurde Anfang des Jahres aufgelegt und liegt in Händen von Bibliothekarin Melanie Duwe. Sie hatte sich Gedanken gemacht, wie das Medienangebot des Hauses an das Konsumverhalten der Bürger angepasst werden könnte.

Bibliothek in Witten setzt auf Nachhaltigkeit

Eine wichtige Rolle spielten bei ihren Überlegungen auch die Nachhaltigkeitsziele der von den Vereinten Nationen vereinbarten Agenda 2030. Unter dem Schlagwort „Share Economy“ (Nutzen statt Besitzen, Anm. d. Red.) sollen Rohstoffe und Emissionen eingespart werden. Dafür sei eine Bibliothek mit ihren nachhaltigen und oft von mehreren Personen verwendeten Produkten seit jeher ein gutes Beispiel, so die Bibliothekarin.

Lebenslanges Lernen sei ein weiterer Aspekt des Projektes, wozu auch zählt, mal Dinge auszuprobieren und Erfahrungen zu sammeln. Zudem wolle man Menschen, die finanziell schlechter dastehen, den Zugang zu teureren Geräten ermöglichen. Das Projektteam ermittelte über Monate, welche Dinge die Menschen wohl ausleihen würden. Herausgekommen sind dabei drei große Gruppen mit den Themen „Freizeit & Hobby“, „Spiel & Sport“ sowie „Technik“.

Auch einen Super-Nintendo gibt es. Mathias Kukla von den Stadtwerken Witten hat ihn entdeckt.
Auch einen Super-Nintendo gibt es. Mathias Kukla von den Stadtwerken Witten hat ihn entdeckt. © FUNKE Foto Services | Stephan Lucka

In der ersten Verleih-Gruppe sind neben einfachen Dingen wie Backformen und einem Häkelnadel-Set auch besagtes Astro-Teleskop, ein Schallplattenspieler und „Sami, der Lesebär“ zu finden. „Der Lesebär ist schon telefonisch vorbestellt“, sagt Bibliothekarin Christina Thebing – das Angebot kann schließlich auch im Internet, etwa bei Facebook und Instagram, eingesehen werden, außerdem liegen Flyer aus.

Wiederverwendung steht hoch im Fokus

Wer sich für „Spiel & Sport“ interessiert, findet unter anderem eine Klangschale, einen Schrittzähler, Boulekugeln, ein großes Springseil oder ein Schlaginstrument namens Steeldrum. Die Freunde der Technik können beispielsweise zwischen einem Blue-ray-Player, E-Book-Reader oder dem Super-Nintendo auswählen. Mit einem Energiesparmessgerät liegen die Entleiher sicher auch voll auf der Linie der Stadtwerke Witten, die das Projekt unterstützen.

„Da sind ja spannende Sachen dabei – gibt es zu der Steeldrum auch Bücher?“, möchte Marie Schallenberg vom Kulturforum Witten wissen. Wenige Augenblicke später steht Christine Wolf mit mehreren Büchern zu dem Thema vor ihr. Mit Blick auf den Plattenspieler entstand gleich darauf der Gedanke, einen Bestand an Vinylplatten anzulegen.

„Wir wollen aber erst mal schauen, was gut geht“, nimmt sich Wolf zurück. Weiterverwendung schreibt auch Lisa Kreuzer groß. Die Bibliothekarin baut zusammen mit Kindern aus Büchern, die nicht mehr gelesen werden, einen Hocker in ihrer kleinen Kreativ-Werkstatt. „Ein Kind hat unter den aussortierten Büchern einen alten Harry Potter-Roman entdeckt und gleich mitgenommen.“ Der Gedanke der Wieder- und Weiterverwendung trägt offenbar Früchte, nicht nur bei Büchern.