Witten. Liest man besser am Bildschirm oder auf Papier? Die Wittener Bibliotheksleiterin Christine Wolf glaubt, dass sich das Leseverhalten verändert.
Gedruckte Bücher werden niemals aussterben – davon ist die Wittener Bibliotheksleiterin Christine Wolf überzeugt. Doch das digitale Lesen und Lernen gewinnt im Internetzeitalter immer mehr an Bedeutung. Im Interview erklären Christine Wolf (60) und Bibliothekarin Sophie Antpusat (28), wie sich das Lesen verändert – und was das für die Bibliotheken bedeutet.
Welche Rolle spielt Lesen heute noch?
Wolf: Das Lesen steht in Konkurrenz zu anderen Medien. Wir alle haben ständig das Smartphone in der Hand. Darüber dürfen wir nicht jammern, sondern müssen gesellschaftliche Trends wahrnehmen und damit umgehen. Doch ich finde, dass Lesen eine ganz wichtige Grundkompetenz bleibt, die wir für fast alle Lebensbereiche brauchen. Wir sehen auch in der Bibliothek, dass die Menschen nach wie vor gerne lesen. Während die Bibliothek wegen der Corona-Pandemie geschlossen war, haben viele den digitalen Bestand der Onleihe Ruhr oder unseren To-Go-Service genutzt.
Wie kommen Kinder in Kontakt mit Büchern?
Antpusat: Kleine Kinder kommen zunächst über das Vorlesen und über Bilderbücher in Kontakt mit Büchern. Sie nehmen die Bücher in die Hand und erfahren sie mit allen Sinnen. Studien zeigen aber, dass die allgemeine Lesekompetenz von Grundschülern seit Jahren abnimmt. Dieser Trend hat sich durch die Corona-Pandemie noch verstärkt.
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Wolf:Ohne Lesekompetenz ist mir gute Bildung verwehrt. Deswegen ist es eine unserer wichtigsten Aufgaben als Bibliothek, Lesekompetenz und Leseverständnis zu vermitteln und zu fördern. Dafür bieten wir zum Beispiel die Leseförderungs-App „Tigerbooks“ an. Als außerschulischer Lernort vermitteln wir auch den richtigen Umgang mit digitalen Medien. Wir versuchen immer, eine Verbindung zwischen analogen Büchern und dem Digitalen zu schaffen. Eine wichtige Frage der kommenden Jahre wird sein, wie das Lesen von E-Books, im Gegensatz zu analogen Büchern, die Lesekompetenz von Kindern beeinflusst. Soweit ich weiß, gibt es bisher noch keine Studien dazu.
Was glauben Sie, wie es mit gedruckten Büchern in Zukunft weitergehen wird?
Wolf: Ich denke nicht, dass analoge Bücher aussterben werden. Aber die digitalen Möglichkeiten nehmen weiter zu, damit müssen wir umgehen. Ich betrachte es mit Sorge, dass im Moment die Preise für Papier stark steigen. Einige Verlage haben schon angekündigt, dass sie die Buchpreise erhöhen müssen. Das wird den Trend zum digitalen Lesen weiter verstärken.
Bibliothek feiert Tag des Buches
Zur Feier des Tags des Buches bietet die Kinderbibliothek ab Samstag, 23. April, eine Schnitzeljagd für Kinder ab 8 Jahren an. Die Kinder können dabei das Buch „Iva, Samo und der geheime Hexensee“ von Britta Obrecht aus der Aktion „Ich schenk dir eine Geschichte“ gewinnen.
Das Buch handelt von den 10-jährigen Wasserhexen Iva und Samo, die einen geheimen See schützen müssen, an dem Menschen ihre Abfälle liegen lassen.
„Ich schenk dir eine Geschichte“ ist eine bundesweite Kampagne zur Leseförderung. Zum Welttag des Buches wird jährlich eine Geschichte als Welttagsbuch ausgewählt.
Die Stadtbibliothek (Husemannstraße 12) ist von dienstags bis samstags jeweils zwischen 10 bis 18 Uhr und sonntags zwischen 12 und 18 Uhr geöffnet.
Wie lesen Sie selbst lieber: Auf dem Bildschirm oder auf Papier?
Antpusat: Ich lese sehr gerne auf Papier. In meinem Rucksack habe ich immer ein Taschenbuch, wenn ich unterwegs bin. Mir gefällt es, dass ich meinen Lesefortschritt an den Buchseiten in meiner Hand sehen kann.
Wolf: Meistens komme ich erst abends zum Lesen. Dann genieße ich es sehr, ein E-Book zu haben, um die Schriftgröße und die Bildschirmhelligkeit anpassen zu können. Aber ein schön gestaltetes Buch aus Papier in der Hand zu halten, ist immer noch ein Highlight für mich.
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