Witten. Bei einem der schlimmsten Autounfälle in Witten ist im letzten Jahr ein Mensch ums Leben gekommen. Jetzt stand der 28-jährige Fahrer vor Gericht.
Es war einer der schlimmsten Autounfälle in Witten. Am 28. August letzten Jahres ist ein BMW mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit in einer Kurve auf dem Hellweg in Heven in einen Betonmast gekracht. Ein Insasse starb, zwei weitere wurden schwer verletzt. Der Unfallfahrer musste sich am Mittwoch vor Gericht verantworten..
„Ich habe noch immer Probleme mit meiner Erinnerung und kann mich an den Tag überhaupt nicht erinnern“, ließ der 28-jährige Angeklagte über eine Dolmetscherin verlauten. Er selbst spricht kein deutsch. Als der Unfall passierte, hielt er sich wegen seiner Arbeit in Witten auf. Mittlerweile ist er wieder zu seinen Eltern nach Polen gezogen, die den Prozess auf den Zuschauerbänken im Amtsgericht Witten verfolgten.
Auto in Witten war mindestens 120 Stundenkilometer schnell
Die Beweislage war aber auch ohne seine Ausführungen deutlich. Die Anklage lautete auf fahrlässige Tötung. „Mir wurde erzählt, dass wir drei bei einer Firmenfeier waren“, so der Angeklagte. Dabei sei offensichtlich auch Alkohol geflossen. Eine Blutprobe ergab beim Fahrer einen Promillewert von 1,1.
Auch der Beifahrer wurde als Zeuge geladen. Er könne sich „ebenfalls an nichts mehr erinnern“. Er hat bis heute mit den Folgen des Unfalls zu kämpfen, brach sich unter anderem den Kiefer und den Oberschenkel. Trotzdem hegt er keinen Groll gegen den Angeklagten. „Wir sind weiter befreundet und telefonieren regelmäßig.“ Auch die Familien der beiden haben ein gutes Verhältnis.
Die beiden Überlebenden hatten viel Glück
Wie viel Glück die zwei Männer hatten, die den Unfall überlebten, verdeutlicht das Gutachten eines Dekra-Sachverständigen. Die Bilder, die vor Gericht gezeigt wurden, brachten das ganze Ausmaß des Horrorcrashs zum Vorschein. Das Auto war komplett verformt und zerstört. „Wir gehen davon aus, dass das Fahrzeug mindestens 120 km/h schnell war“, sagte der Gutachter. Erlaubt sind an der Stelle 50 km/h. . „Dass überhaupt jemand den Unfall überlebt hat, grenzt an ein Wunder“, so der Experte.
Weitere Zeugen bestätigten, wie heftig der Aufprall gegen 23 Uhr an jenem Tag gewesen sein muss. „Beim Fernsehen haben mein Mann und ich auf einmal den aufheulenden Motor gehört. Danach hat es nur noch geknallt“, berichtete eine Anwohnerin. Sie sei direkt zur Unfallstelle gelaufen, um zu helfen. „Was ich da gesehen habe, war schon schlimm. Keiner der drei war mehr bei Bewusstsein und überall war Blut.“
Angeklagter zeigt Reue
Während die beiden Insassen vorne überlebten, starb ein 25-Jähriger, der hinten saß und wohl nicht angeschnallt war, einen Tag später im Krankenhaus. „Ich fühle mich wirklich nicht wohl damit und bereue es. Es ist schwer für mich, mit dieser Schuld zu leben“, sagte der Angeklagte.
Der Staatsanwalt forderte eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten ohne Bewährung. Der Verteidiger forderte eine Strafe unter zwei Jahren, die zur Bewährung ausgesetzt werden sollte. Das Gericht fand am Ende einen Mittelweg und verhängte eine Strafe von zwei Jahren auf Bewährung. Außerdem darf der Angeklagte vier Jahre lang kein Auto fahren.
„Wir haben wirklich lange überlegt und mit uns gerungen“, sagte Amtsgerichtsdirektorin Barbara Monstadt. Dabei habe man berücksichtigt, dass der 28-Jährige mit den Folgen bereits genug gestraft sei. „Es ist wirklich die absolute Grenze. Ich gehe aber nicht davon aus, dass Sie noch einmal straffällig werden. Ansonsten kann die Bewährung kippen“, gab Monstadt dem Angeklagten mit auf den Weg.