Witten. Wittener Mieter ärgern sich mal wieder über die LEG. Sie rücke Papiere nicht heraus, um hohe Nachzahlungen zu prüfen. Nun reagiert der Konzern.

Eine ganze Reihe von LEG-Mietern ist verärgert. Stein des Anstoßes: Der Wohnungsriese verlange saftige Nachzahlungen. Doch es fehle an Unterlagen, um die Kosten zu überprüfen. Die Bewohner, vertreten durch den Mieterverein Witten, setzten der Geschäftsleitung jetzt eine Frist, um an die Papiere zu gelangen. Doch das Unternehmen ließ die Frist verstreichen.

Als Gabriele und Horst Gottschling vor kurzem das Schreiben der LEG ins Haus flatterte, sie sollten für das vergangene Jahr 504 Euro nachzahlen, trauten sie ihren Augen nicht. „Das kann eigentlich nicht sein“, ist sich das 78 und 74 Jahre alte Ehepaar einig. Als die Gottschlings den Brief genauer anschauten, stießen sie auf Posten, die ihnen unerklärlich sind. Da werde etwa ein Hauswart berechnet, „den wir an der Cranachstraße überhaupt nicht haben“.

Wittener Mieterverein verlangt Einsicht in die Originalrechnungen

Ganz ähnlich ergeht es Ernst Knuth (66), der an der Rathenaustraße lebt. Laut den ihm vorliegenden Papieren der LEG habe sich die Gartenpflege für die Häuserzeile innerhalb weniger Jahre um das Dreifache verteuert, von 4000 auf 12.000 Euro. „Vollkommen unverständlich.“ Lothar Hüschen (73) beklagt, er müsse den Unterlagen zufolge rund 210 Euro für Sperrmüll und Hausmeisterkosten nachzahlen.

Horst und Gabriele Gottschling flatterte eine Nachforderung über 504 Euro ins Haus, die sie nicht nachvollziehen können.
Horst und Gabriele Gottschling flatterte eine Nachforderung über 504 Euro ins Haus, die sie nicht nachvollziehen können. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Das sind drei Beispiele von Dutzenden, die Knut Unger kennt, der Vorsitzende des Mietervereins Witten. „Die LEG listet durchaus auf mehreren Seiten auf, wie sich die Kostenanhebungen zusammensetzen“, sagt er. „Aber das Unternehmen verwehrt den Einblick in die Abrechnungen und Kostenaufstellungen, die den Nachzahlungen zugrunde liegen.“ Erst anhand solcher Originalbelege sei auch eine wirkliche Überprüfung machbar.

Dem Unternehmen eine letzte Frist gesetzt

Sorge um weiter steigende Nachforderungen

Die LEG bewirtschaft in NRW rund 167.000 Wohnungen in NRW, über 1000 davon in Witten. Insgesamt leben in den Wohnungen der früheren Landesentwicklungsgesellschaft rund 500.000 Menschen.

Knut Unger, Vorsitzender des Mietervereins, gibt zu bedenken, dass viele Mieter bereits jetzt Nachforderungen in dreistelliger Höhe erhalten haben. „Wie hoch wird die Endabrechnung aussehen, wenn die gestiegenen Energiekosten zu Buche schlagen“, fragt er.

Die Nachforderungen würden sich aber auch dadurch erhöhen, erklärt LEG-Sprecher Mischa Lenz, dass auch ständig den Anpassungen bei den Vorauszahlungen widersprochen würde.

Es handele sich mittlerweile um das vierte Jahr, in dem der Wohnungskonzern eine solche Blockadehaltung an den Tag lege, sagt Unger. Da zum Jahresende nun auch für 2018 die Frist ende, in der man noch eine Einsichtnahme einfordern kann, „müssen wir jetzt Rechtsmittel einlegen“. Man wolle der LEG aber eine letzte Chance gegeben, die Papiere herauszurücken. Bis vergangenen Donnerstag, 17. November, um 13 Uhr sollte das passieren. Zu dem Termin hatte sich eine Gruppe von Mietern vor dem LEG-Büro an der Ardeystraße versammelt. Doch die Rollladen blieben unten und die Tür verschlossen.

Da viele Mieter die Gründe für die Nachzahlungen nicht nachvollziehen können, weigern sie sich seit Jahren, die Beträge zu überweisen. Selbst darauf habe die LEG nicht reagiert, so Unger. Nach seinen Erkenntnissen gibt es aber auch Fälle, in denen das Unternehmen plötzlich geringere Nachzahlungen verlangt habe – ohne dafür Gründe zu nennen.

LEG bietet nun doch drei Termine an

Deutliche Kritik an dem Vorgehen des Mietervereins in Witten äußert LEG-Sprecher Mischa Lenz. „Wir sind sehr an einer lösungsorientierten Zusammenarbeit interessiert, was aus unserer Sicht allerdings nicht auf Gegenseitigkeit beruht.“ Der Vorsitzende des Mietervereins erhalte jedes Jahr die Betriebskostenabrechnungen für die Mieter, die er vertritt, so Lenz. Dennoch werde der Ton seiner Schreiben immer unfreundlicher.

Die LEG wünsche sich „insgesamt eine sachlichere und lösungsorientierte Kommunikation“. Dazu wolle das Unternehmen „auch gerne weiterhin beitragen“. Vor diesem Hintergrund werde die LEG Unger drei Termine im Wittener Büro anbieten, um dort die gewünschten Verträge einsehen zu können.

Ernst Knuth hat Zweifel, ob die Ausgaben für die Gartenpflege wirklich derart gestiegen sind.
Ernst Knuth hat Zweifel, ob die Ausgaben für die Gartenpflege wirklich derart gestiegen sind. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer