Witten. Seit September gibt es in Witten eine Jugendberufsagentur. So soll Jugendlichen beim Einstieg in den Job geholfen werden. Wie funktioniert das?
„Zu wenig Bewerber trotz bester Chancen“, resümiert die Agentur für Arbeit am Ende des Ausbildungsjahres 2021/22. Der Trend geht weg vom Stellen- hin zum Bewerbermarkt. Arbeitsagentur, Jobcenter und Wittener Jugendamt bündeln jetzt ihre Möglichkeiten und Aktivitäten, um mit der Jugendberufsagentur eine für Jugendliche möglichst niederschwellige Organisation zu schaffen.
Möglicherweise hatte ein junger Mensch in der Vergangenheit schon Erfahrungen mit dem Jugendamt, wenn es Probleme und Krisen gab und mit dem Jobcenter, wenn es meist um Hartz-IV-Leistungen ging. Gerade auch in solchen Lebenssituationen könnte sich ein junger Mensch mit dem Ziel einer abgeschlossenen Ausbildung weiterentwickeln. Zusammen mit dem dritten Amt, der Arbeitsagentur, im Bunde, soll es zukünftig in der Form einer Jugendberufsagentur kurze Wege, interne Abstimmungen und neue Formen der Ansprache geben.
25 Mitarbeiter helfen
Möglichst vielen Jugendlichen soll so die Tür zur Ausbildung, einer weiterführenden Schule bis hin zum Schritt in die Selbstständigkeit geöffnet werden. „Wir wissen, dass einige Jugendliche Unterstützung und Hilfe brauchen. Ein junger Mensch soll sich so festigen, damit er sein Leben aus eigenen Kräften stemmen kann“, so Corinna Lenhardt, Leiterin des Jugendamtes der Stadt Witten. Die neue Jugendberufsagentur besteht aus 25 Mitarbeitern, zwei arbeiten im Jugendamt und der Rest teilt sich auf die beiden anderen Ämter auf, so der Geschäftsführer des Jobcenters EN Heiner Dürwald. Die Ämter wollen nicht mehr nebeneinander her arbeiten, sondern sich abstimmen und kurze Wege zwischen den Ämtern nehmen.
Offenbart sich ein Problem, wird es jeweils aufgenommen, die Zuständigkeiten werden im Hintergrund geregelt, erläutert Katja Heck, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hagen, die Vorgehensweise. Die Idee der Jugendberufsagentur stammt aus Hamburg und wurde im Koalitionsvertrag der Ampelkoalition festgeschrieben. In Witten läuft das Projekt seit Ende September. Die Ruhrstadt nimmt damit eine Vorreiterrolle für den EN-Kreis ein. Erste Erfolge hofft die neue Jugendberufsagentur an den Ausbildungsverträgen für das nächste Jahr ablesen zu können.
Unternehmen brauchen Azubis
Für ausbildende Unternehmen gilt heute mehr denn je, dass der Nachwuchs, der jetzt nicht ausgebildet wird, bereits in naher Zukunft fehlen wird. Viele Betriebe suchen bereits händeringend Nachwuchskräfte als Facharbeiterinnen und Facharbeiter und vor allem auch in der Gastronomie. „Ausbildung wird trotz des vielfältigen Angebots bei Jugendlichen vielfach nicht als attraktiv genug angesehen. Demgegenüber ist die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen im Kreis wieder deutlich gestiegen“, so Katja Heck.
Für Ausbildungsbetriebe sei es deshalb eine gute Entscheidung, proaktiv auf die jungen Menschen zuzugehen und zum Beispiel verschiedene Formen von Praktika anzubieten sowie sich auf Ausbildungsmessen oder ähnlichen Veranstaltungen zu präsentieren. Die Arbeitgeber müssten sich jetzt schon bei den Jugendlichen bewerben und auf sich aufmerksam machen.