Witten. Eine Jugendberufsagentur in Witten soll jungen Menschen künftig unbürokratische Hilfe und Orientierung anbieten. Das erste Angebot im EN-Kreis.

In Essen gibt es sie schon seit 2015: eine Jugendberufsagentur. Die kümmerte sich zunächst nur um Jugendliche in schwierigen Lebenslagen, seit 2020 um alle jungen Leute. Das Besondere daran: Jugendliche, die auf der Suche nach einer Lehrstelle sind, haben so nur noch eine einzige Anlaufstelle in der Stadt. Ab Herbst soll es auch in Witten eine Jugendberufsagentur geben – die erste im EN-Kreis.

So viele Möglichkeiten: Viele Jugendliche tun sich mit der Berufswahl schwer und können von einer professionellen Beratung profitieren.
So viele Möglichkeiten: Viele Jugendliche tun sich mit der Berufswahl schwer und können von einer professionellen Beratung profitieren. © dpa | Robert Günther

Die Schaffung dieser neuen Anlaufstelle für junge Menschen bis einschließlich 24 Jahren hat Steffen Louis, Leiter der Regionalstelle Witten/Wetter/Herdecke des Jobcenters, jetzt im Wittener Sozialausschuss angekündigt. Das Angebot soll in der Schlachthofstraße 27 zu finden sein, dort, wo man bereits die Agentur für Arbeit findet. Deren Mitarbeiter werden bei der neuen Jugendberufsagentur direkt vor Ort, Tür an Tür sozusagen, mit Mitarbeitern des Jobcenters und des Amtes für Jugendhilfe und Schule zusammenarbeiten.

In Witten sollen keine Jugendlichen im „Behördendschungel“ entnervt aufgeben

Der Vorteil: Es gibt künftig eine zentrale Anlaufstelle für Jugendliche und junge Erwachsene, die sonst manchmal Gefahr laufen können, bei der Lehrstellensuche im Behördendschungel entnervt aufzugeben. Hätten junge Menschen Schulden oder Suchtprobleme, könne ihnen die Jugendberufsagentur auch weiterhelfen, erklärt Ulrich Brauer, Sprecher der Arbeitsagentur in Hagen. Jugendliche sollten nicht länger von Pontius zu Pilatus“ geschickt werden, um Informationen und Unterstützung zu erhalten.

Mit der Jugendberufsagentur wird – wie in anderen Städten schon üblich – ein niederschwelliges Angebot geschaffen. Auch für Hattingen werde über eine solche zentrale Anlaufstelle nachgedacht, sagt Brauer. In puncto Lehrstellen hat er gute Nachrichten. Am 1. August beginnt offiziell das neue Ausbildungsjahr. Schon jetzt sind der Arbeitsagentur bis Ende Januar hierfür rund 1500 freie Ausbildungsplätze im EN-Kreis gemeldet worden. Brauer: „Das sind rund 400 mehr als vor einem Jahr zu dieser Zeit.“

Es gibt fast 25 Prozent mehr Ausbildungsangebote als vor einem Jahr

Für 642 Lehrstellen werden allein in Witten, Wetter und Herdecke Bewerber gesucht. Die meisten freien Plätze, 188, gibt es im Bereich Produktion und Fertigung, gefolgt von kaufmännischen Dienstleistungen, Handel und Vertrieb (130). Mit 60 freien Lehrstellen liegt das Gesundheitswesen auf Platz 3 bei den angebotenen Stellen.

Bundesagentur informiert über Berufsbilder

Jugendliche, die sich beruflich orientieren möchten, können sich kostenfrei bei der Berufsberatung der Agentur für Arbeit melden: 0800/4 5555 00.

Die Bundesagentur für Arbeit informiert im Netz unter arbeitsagentur.de/bildung über die Themen Ausbildung und Studium und erklärt dort ausführlich - auch in einem Filmportal - Berufsbilder.

Zum jetzigen Zeitpunkt bedeute dies, dass es in Witten, Wetter und Herdecke fast 25 Prozent mehr Ausbildungsangebote gibt als Ende Januar 2021. Gute Nachrichten in der Pandemie. Brauer: „Es gibt mehr freie Ausbildungsplätze als Bewerber (506).“ Jungen Menschen rät er, eine Berufsberatung in Anspruch zu nehmen, die auch wieder - mit der 2G-Regelung (geimpft, genesen) plus FFP2-Maske - live stattfinden könne.

Viele wechseln mit Freunden aufs Berufskolleg

Was Brauer beobachtet: „Viele jungen Leute wechseln auf ein Berufskolleg, weil die Freunde auch dorthin gehen, und finden nicht den Weg zum Arbeitsmarkt.“ Der Trend zu Abitur und Studium halte ebenfalls an. „Das ist für manchen nicht der richtige Weg. Eine duale Ausbildung wäre für viele junge Leute besser.“ Wichtig sei, dass der Wunschberuf auch zu den Fähigkeiten des Bewerbers passe und am Arbeitsmarkt auch benötigt werde.