Witten. Angesichts einer möglichen Energiekrise horten viele Holz als Heizmaterial. Doch Kaminholz scheint in Witten fast gänzlich ausverkauft.
Mit Blick auf eine mögliche Energiekrise stapeln viele Wittener Kaminholz hinterm Haus – statt mit Gas wollen sie mit dem eigenen Ofen ihre Stube kostengünstig wärmen. Wobei: Der Brennholzmarkt ist sprichwörtlich ausgebrannt und die Preise für Holzscheite klettern nach oben. „Die Nachfrage ist so groß, dass ich keine neuen Kunden mehr aufnehme“, sagt Wittens Stadtförster Klaus Peter.
Aus den städtischen Wäldern wird relativ wenig Brennholz für den freien Markt ausgegeben. „Viele Bäume sind viel zu schade zum Verheizen“, erklärt Förster Peter. Die Stämme gehen an Sägewerke und werden zu Brettern oder Kanthölzern verarbeitet. Nur das Kronenholz, das „nicht sägefähig“ sei, werde für die Produktion von Brennholz oder Hackschnitzel vermarktet. Und: Manche Holzsorte findet in Witten gar keine Käufer. „Die Leute wollen das, was einen höheren Heizwert hat. Also Buche, Eiche, Roteiche, Ahorn oder Birke.“ In Süddeutschland dagegen werden auch gern Kiefer oder Fichte verheizt.
Stadtförster gibt nur an Stammkunden ab
Auch das ist ein Grund, warum die „Borkenkäferfichten“ auf Güterzügen ab Witten-Herbede in alle Welt transportiert werden. Noch sieht man sie stapelweise auf dem Gelände an der Wittener Straße liegen. Wir erinnern uns: Im Dürresommer 2018 waren deutschlandweit die Fichten so geschwächt, dass sie kein Harz produzieren konnten, um sich gegen Schädlinge zu wehren. Die Borkenkäfer konnten sich ungehindert einbohren und schnell vermehren. Die Folge waren vertrocknete Bäume, die gefällt werden mussten.
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Könnte man denn in Zeiten des Brennholzmangels Fichtenholz bei ihm erwerben? Klaus Peter erteilt eine Absage: Die städtischen Wälder seien schon geräumt, alle Borkenkäfer-Fichten gefällt. Und überhaupt: „Das Telefon klingelt unablässig. Ich bediene aber nur noch einige wenige Stammkunden. Ich möchte meine Zeit ja lieber mit der Wiederaufforstung verbringen“, erklärt der städtische Waldhüter. Brennholz-Diebstahl – wie es ihn in anderen Wäldern gibt – habe er noch nicht festgestellt. „Das liegt aber auch daran, dass unsere Kunden das Holz direkt verarbeiten. Da liegt nichts am Wegesrand und kann weggenommen werden.“
Lieferung Holzbriketts erwartet
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Auch Wittener Landwirte, die in den vorherigen Jahren Brennholz anboten, geben nur noch an Bestandskunden ab, die Regale in den Baumärkten sind leer gefegt. „Als Neukunde ist es kaum möglich, an Raummeter zu kommen“, sagt Arnd Wittkamp von der Crengeldanzer Mühle an der Bochumer Straße. Immer wieder werde er gefragt, habe aber auch keinen Tipp. Seine letzte Fuhre Holzbriketts war binnen drei Tagen ausverkauft, erst für November erwartet er Nachschub. Zurzeit hat er säckeweise Anfeuerholz (12,5 Dezimeter) im Angebot, „und die gehen super“. Wittkamp erwartet weiter steigende Holzpreise. Auch wenn die schon jetzt utopisch klingen: „Zurzeit zahlen Sie für den Raummeter zwischen 280 und 325 Euro. Vor einem Jahr hätte er 80 Euro gekostet.“