Duisburg. Kaminholz ist in diesem Jahr ein Totalausfall. Auch in Duisburg kann man es nur sporadisch kaufen. Dadurch treten auch neue Probleme auf.
Kaminholz ist das neue Klopapier: Es ist weggehamstert. Für muckelig-warme Winterabende am Kamin kann man alles kaufen: Kaminholzunterstand, Regale, Tragen, Stapelhilfen und Kaminbesteck. Nur das Wichtigste fehlt: Kaminholz. Es ist der absolute Totalausfall in diesem Herbst, wie sich bei einem Blick auf die Internetseiten der Kaminholzverkäufer und Baumärkte in Duisburg herausstellt.
Es liest sich fast überall so: „Aufgrund der aktuellen Situation nehmen wir derzeit keine Bestellungen entgegen und bitten von Anrufen oder E-Mails abzusehen.“ Nichts geht mehr, was den Kauf von Kaminholz für den kommenden Winter betrifft.
Die Informationen kann man nur noch lesen. Ans Telefon geht in diesen Branchen und in diesen Zeiten tatsächlich niemand mehr. Erbetene Rückrufe – Fehlanzeige. Die Nerven liegen blank, bei Händlern genauso wie bei den Kunden, die vor Sorge vor einem Bibber-Winter bereit sind, ein Vielfaches des früheren Preises für Buche oder Eiche zu zahlen.
Kaminholz ist in Duisburg Mangelware: Situation ruft auch Betrüger auf den Plan
Manchmal wird Holz im Internet angeboten, das von weit weg angekarrt werden muss. Und dann für astronomische Preise. Bis zu 610 Euro pro Raummeter werden dort angepriesen. Verbraucherschützer warnen, man solle auch bei Kleinanzeigen vorsichtig sein und auf keinen Fall im Voraus bezahlen. Denn die aktuelle Situation ruft Betrüger auf den Plan, die auf diese Weise schnelles Geld machen wollen.
Wie groß die Not ist, weiß auch Barbara Klask vom Regionalverband Ruhr. „Wir verkaufen unser Holz am Heidhof in Bottrop in der Kirchhellener Heide. In diesem Jahr hatten wir entschieden, an vier Freitagen hintereinander Holz zu verkaufen. Allerdings in es frisches Holz, das noch zwei Jahre gelagert werden muss, damit es trocken wird. Aber der Ansturm war bereits bei den zwei ersten Freitagen dermaßen groß, dass wir gar nicht wissen, ob wir am kommenden Freitag noch etwas anbieten können.“ Und das, obwohl für den Verkauf überhaupt keine Werbung gemacht wurde.
Auch das städtische Forstamt Duisburg erhält täglich zahlreiche Anrufe und E-Mails mit Anfragen nach Brenn- und Kaminholz. „Die Anfragen gehen weit über das Stadtgebiet hinaus“, berichtet Falko Firlus vom Presseamt der Stadt. „In den letzten Tagen wurden nochmals 50 Raummeter Kaminholz frisch gespalten, die jedoch innerhalb weniger Tage ausverkauft waren. Pro Haushalt wurden nur zwei Raummeter abgegeben.“
Die Nachfrage sei sehr hoch. Trockenes Holz sei aber zurzeit bei den örtlichen Anbietern nicht mehr zu bekommen. In manchen Baumärkten finde man noch Angebote, die sich allerdings preislich von den örtlichen Anbietern sehr stark unterschieden. Frisches Holz sei nur von Zeit zu Zeit verfügbar. „Sofern ein Motorsägenschein und die persönliche Schutzausrüstung vorhanden sind und der örtliche Waldbesitzer einen pflegebedürftigen Schwachholzbestand zur Verfügung stellt, kann der Kunde gegen Entgelt selber Brenn- und Kaminholz ernten“, erklärt Firlus.
Dieser Preise gelten derzeit für Kaminholz beim Forstamt
Zurzeit gelten beim Forstamt folgende Preise für Kaminholz: Scheitlänge 33 Zentimeter kostet 150 Euro je Raummeter, Scheitlänge 25 Zentimeter kostet 170 Euro pro Raummeter. Im Gegensatz zum vergangenen Jahr ein kräftiger Preisunterschied. Da kostete die lange Scheitlänge 125 Euro und die kurze 135 Euro.
Problematisch sei und bleibe der Holzdiebstahl. „Der Forstbereich belässt die Stämme der gefällten Bäume daher stets in voller Länge. Leider kommt es aber in Einzelfällen auch vor, dass Personen mit einer Motorsäge Stämme zerkleinern und das gesägte Holz dann mitnehmen. Hier wird dann Anzeige erstattet“, berichtet der Stadtsprecher.
Tatsächlich sind durch den ansteigenden Holzdiebstahl viele Betriebe dazu übergegangen, in abgeholzten Baumstämmen GPS-Sender zu verstecken, so dass bei Diebstählen in Echtzeit verfolgt werden kann, wohin das gestohlene Holz gerade transportiert wird. Denn der Schaden ist durch die extrem gestiegenen Preise ausgesprochen hoch.
Diejenigen, die bereits im Frühjahr und Sommer ahnten, dass die Preise in die Höhe schnellen würden und deshalb sofort Holz gekauft haben, können sich daher täglich auf die Schulter klopfen. So wie Kai Müller, der als Sachgebietsleiter bei den Stadtwerken Duisburg für die Wohnungswirtschaft zuständig ist. Er hat sich privat vor elf Jahren einen Kamin angeschafft und ist bei der jetzigen Lage sehr entspannt. „Damals war es wirklich eher der Wohlfühlmoment, in die Flammen zu gucken und die schöne Wärme zu genießen.“ Heute weiß er auch die anderen Vorteile zu schätzen. „Ich heize Wohnzimmer, Flur und Küche mit dem Kamin und habe im Sommer Buche und Eiche für 100 Euro pro Schüttraummeter eingekauft. Mit drei Schüttraummetern komm’ ich über den Winter“, freut er sich.
Kaminbauer können sich vor Aufträgen kaum retten
Wer sich jetzt entscheidet, einen Kamin anzuschaffen, muss allerdings auch ein Geduldsmensch sein. „Wir können uns seit den Anfängen des Ukraine-Kriegs nicht mehr retten vor Anfragen“, erklärt Joachim Zimmer. Er ist bei dem Duisburger Unternehmen Kamin Hark Assistent der Geschäftsleitung. Ein Jahr müsse man im Augenblick warten, bis ein Kamin oder ein Kaminofen geliefert und eingebaut werden kann.
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Die Firma liefere auch Kaminöfen ohne Montage als Bausatz. „Aber die Schwierigkeit ist die Verfügbarkeit“, sagt Zimmer. Bei einer derart verstärkten Nachfrage könne man nicht in der gewünschten Schnelligkeit die Produktion hochfahren. Die höchste Tugend heißt also zurzeit in vielen Bereichen: Geduld.