Bottrop. Beim Kaminholzhof des RVR in Bottrop gibt es den Schüttholzmeter im Angebot. Was man vor dem Kauf wissen muss.
„Mal eben kurz Holz holen“, wollte Peter (48) aus Oberhausen. Aber das ist schwieriger als gedacht an diesem Freitagmorgen am Forsthof Heidhof in Bottrop-Kirchhellen. Dabei ist Peter „sicherheitshalber“ früh los gefahren. Aber andere sind noch früher losgefahren. Viel früher. „Deshalb greift Peter jetzt zum Handy: „Wird später bei mir, Schatz.“
Das wird es. Schon gut eine halbe Stunde, bevor der Hof das erste Mal nach der Sommerpause öffnet – ist die Schlange auf der schmalen Zubringerstraße rund 500 Meter lang – Tendenz steigend. Andreas Tessarek aus Essen schüttelt den Kopf. Er kommt schon seit Jahren hier zum Hof, „aber so etwas habe ich noch nie erlebt“.
Öffnungszeiten verlängert, Personal aufgestockt
Förster Werner Meemken hat das auch nicht. Klar, geahnt haben sie bei der RVR-Tochter „Ruhr-Grün“ schon, dass die Nachfrage größer als üblich sein würde. Deshalb hat der Hof an diesem Freitag ausnahmsweise ab 10 statt ab 13 Uhr geöffnet. Und wo sonst zwei Leute von Ruhr-Grün verkaufen, sind dieses Mal sechs im Einsatz. „Aber dieser Andrang…“, sagt Meemken.
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Mit kleinen und großen Hängern an den SUVs sind sie gekommen. Geliehen von Freunden, gemietet im Baumarkt oder schon vor Jahren selber angeschafft, „weil man so einen Hänger immer mal braucht“. Zwischen den Gespannen stehen ausgeräumte Bullis von Handwerkerfirmen und Familienkombis. Michael Majcen aber steigt aus einer Limousine. Kofferraum leer, Rücksitze umgeklappt und beides mit dicker Pappe geschützt. „Ein Schüttmeter passt da problemlos rein“, weiß er aus Erfahrung vom letzten Jahr.
Über 150 Euro billiger als im Baumarkt
Die Stimmung in der Schlange erinnert an Stau auf der Autobahn. Viele sind ausgestiegen, man gerät ins Plaudern, ist schnell beim Du und vereint im Wunsch „nach `ner schönen Tasse Kaffee“. Die meisten Gespräche drehen sich um Kamine und Brennholzpreise. Die sind auf dem Hof in Bottrop ebenfalls gestiegen – von rund 70 Euro im vergangenen Jahr auf 130 Euro pro Schüttmeter in diesem Herbst.
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„Ist ja auch nicht wenig“, sagt ein Andreas aus Gladbeck. „Aber über 150 Euro weniger als im Baumarkt“, antwortet sein Vordermann. Lohnt sich also. Vor allem, wenn man gleich drei Schüttmeter nimmt. „Was man da spart.“ So wichtig der Preis ist, noch wichtiger ist Verfügbarkeit. Zwei Autos weiter hinten erzählt ein älteres Ehepaar nach vielen Händlerbesuchen: „Woanders gibt es ja schon längst nichts mehr.“ Nicht einmal Händler, die noch ans Telefon gehen.
Holz zu feucht, um im kommenden Winter damit zu heizen
Kurz nach 10, die Schlange rollt. Die ersten Käufer werden nach gut einer Stunde Wartezeit auf den Hof gelassen. Unter einem Dach liegen riesige Stapel Kaminholz. „600 bis 700 Schüttmeter“, schätzt Meemken. „Hartholz mit Schwerpunkt Buche und Eiche.“ Letzte Woche erst gespalten und noch so frisch, dass es erst einmal ein gutes Jahr trocknen muss. „Im kommenden Winter lässt sich damit noch nicht heizen“, stellt der Förster klar. Wer zu Hause akut kein Holz mehr in der Hütte hat, kann für 100 Euro eine von 63 Boxen mit jeweils 0,7 Schüttraummetern luftgetrockneter Ware kaufen. Oder besser gesagt: Er konnte. Denn trotz der Vorgabe „Jeder nur eine Box“ heißt es am Nachmittag: „Ausverkauft.“
Die frische Ware dagegen ist in ausreichender Menge vorhanden. Und so kurvt Thorsten Seecker mit seinem roten Periskoplader namens „Manitou“ den ganzen Tag über den großen Hof und füllt die vorgefahrenen Hänger mit Holz. „Jede Schaufel etwas mehr als ein Schüttraummeter“, sagt Meemken. „Alles perfekt organisiert“, sagen die meisten Kunden. „Man muss es nur bis zum Hof schaffen.“
„Fitnesstraining kann man sich sparen“
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Günter und Christel Kunze ist es gelungen. Nun laden sie per Hand. „Geht wegen der Dachkonstruktion des Hängers nicht mit dem Bagger“, erklärt der Gladbecker. Ist aber nicht schlimm. „So können wir besser stapeln, und es passt mehr rein.“ Die Ehefrau nickt und lacht. „Und zum Fitnesstraining muss man auch nicht mehr.“
Der Morgen wird zum Mittag, die Schlange bleibt. Und sie ist auch am Nachmittag noch so lang, dass Ruhr Grün schon eine halbe Stunde vor Schließung des Hofes die Schranke an der Zufahrtsstraße senken muss. Nächsten Freitag geht es weiter – dann zur gewohnten Zeit (ab 13 Uhr) und nur mit Frischholz. Peter hat vor der Abfahrt bereits angekündigt, dann wiederzukommen. Frühzeitig. Nicht aus akuter Not, sondern in weiser Voraussicht. Vorrat anlegen. „Es wird ja“, sagt er, „nicht billiger.“