Witten. Die Heizsaison hat begonnen. Vermieter in Witten achten darauf, Energie zu sparen. Hier und da wird das Thermostat bereits runter gedreht.
Langsam, aber sicher wird es in den Wohnungen insbesondere am Morgen und am Abend kalt. Die Heizsaison hat zwar am 1. Oktober begonnen. Viele der rund 50.000 Haushalte in Witten fragen sich aber, ob sie die Heizung tatsächlich schon anstellen sollen. Einige Vermieter haben bereits reagiert und das Thermostat heruntergedreht, um Energie zu sparen.
So etwa die Siedlungsgenossenschaft Arbeiterheim, die 300 Wohnungen am Sonnenschein betreibt. „Wir heizen mit einer niedrigeren Vorlauftemperatur“, sagt Vorstand Johannes Wilgenbus. Als Beispiel nennt er eine Außentemperatur von null Grad. „Früher lief die Vorlauftemperatur da zum Beispiel auf 60 Grad, jetzt wären es nur 50.“ Für die Mieterinnen und Mieter hat das Folgen. So ist es nicht mehr möglich, die Wohnung auf 25 Grad zu heizen, sondern nur noch bis zu den gesetzlich vorgegeben 21 Grad.
Mieter in Witten können freiwillig mehr zahlen
Zudem setze man die Nachtabsenkung rigoros durch. „Die vorgegebenen 19 Grad werden noch erreicht“, so Wilgenbus. Die Siedlungsgenossenschaft ist bereits im Juli vorgeprescht und hat alle Gasheizungen bis einschließlich 30. September abgeschaltet. „Mittlerweile läuft das System pünktlich zur Heizsaison aber wieder“, sagt der Genossenschaftschef. Hier und da habe es Kritik gegeben, in Einzelfällen sei die Heizung auch wieder früher hochgefahren worden. „Insbesondere bei Familien mit Kleinkindern war das der Fall.“
Die Abschläge wolle man zunächst nicht erhöhen. „Die Mieter können aber freiwillig auf uns zukommen, wenn sie vorausschauend mehr zahlen wollen. Auch, wer in Zahlungsverzug kommt, soll sich bei uns melden“, erklärt Wilgenbus. Weiterhin haben alle Mieterinnen und Mieter einen sogenannten Hydrometer erhalten. Dieser zeigt an, wann ein gutes Verhältnis zwischen Temperatur und Luftfeuchtigkeit erreicht ist. „So haben unsere Mieterinnen und Mieter ein Gefühl, ob bereits ausreichend oder zu viel geheizt ist.“
Anders als die Siedlungsgenossenschaft Arbeiterheim hat die Wohnungsgenossenschaft Witten-Mitte ihre Abschläge bereits erhöht. „Das war aber noch unter dem Eindruck, dass die Gasumlage kommt“, sagt Vorstand Frank Nolte. Diese wurde von der Bundesregierung bekanntlich wieder einkassiert. „Es ist derzeit alles etwas undurchsichtig. Wir müssen sehen, wie wir damit umgehen. Wir entwickeln derzeit einen neuen Plan.“
Die Mieterinnen und Mieter hätten aber den Vorteil, an langfristige Verträge gebunden zu sei. „Wir leben deshalb ein bisschen auf der Insel der Glückseligen.“ Von Preisanhebungen wäre man also nicht so sehr betroffen. Diese würden erst beim Abschluss neuer Verträge greifen. Auch bei der Wohnungsgenossenschaft Witten-Mitte hat man die Heizsysteme bereits nach unten reguliert, um Energie einzusparen.
Stadtwerke Witten haben bereits etliche Kunden informiert
Kritik vom Mieterbund NRW
Der Mieterbund NRW hat Vermieter kritisiert, die ihre Heizanlagen vor dem Start der Heizsaison am 1. Oktober noch nicht angeschaltet hatten. „Sparsamkeit bei der Verwendung von Energie ist das Gebot der Stunde! Aber wir dürfen keine Zweiklassen-Gesellschaft werden, in der die eine Hälfte der Menschen diktiert bekommt, wann sie die Heizung einschalten,“ meint Hans-Jochem Witzke, Vorsitzender des Deutschen Mieterbundes NRW.
Insbesondere Alte, Kranke und Familien mit Kleinkindern hätten ein größeres Wärmebedürfnis.
Das Thema Gasumlage beschäftigt derzeit auch die Stadtwerke. Wie angekündigt, wurden bereits etliche Kundinnen und Kunden darüber informiert, dass sie ab dem 1. Oktober mehr zahlen müssen. „Man merkt, dass die Leute verunsichert sind, was überhaupt auf sie zukommt“, sagt Unternehmenssprecherin Julia Pfannkuch. Klar ist, dass die Umlage jetzt natürlich nicht weitergegeben und auch die Senkung der Gas-Mehrwertsteuer von 19 auf sieben Prozent berücksichtigt werde.
Aber wie sehen es eigentlich die Verbraucherinnen und Verbraucher selbst? Eine Facebook-Umfrage dieser Redaktion gibt ein gemischtes Bild ab. Die einen haben ihre Heizung bereits hochgedreht, andere kuscheln sich lieber in Pulli und warme Decke. „Mir ist das noch zu früh, ich friere nicht so schnell, selbst bei minus fünf Grad bleibt das Schlafzimmerfenster auf Kipp“, schreibt eine Leserin. Zum Glück soll das Wetter in den nächsten Tagen noch einmal wonnige Oktoberwärme bringen.