Witten. Der Ärger wegen herumliegender E-Roller hält in Witten an. Bürger beschweren sich sogar direkt bei den Betreibern. Die wollen jetzt gegensteuern.

Die oftmals herumliegenden oder im Weg stehende E-Scooter sorgen in Witten weiter für Ärger. Inzwischen gehen nicht nur bei der Stadt Beschwerden ein. Auch die Betreiber selbst bekommen den Frust zu spüren. Nun wollen die Unternehmen gegensteuern.

Kürzlich meldete sich ein Leser bei der Redaktion, der an einem einzigen Morgen auf den Bürgersteigen zwischen Heven und dem Bahnhof in Annen 66 Roller gezählt hatte. Sie stellten zwar nicht allesamt ein Hindernis dar. Der Wittener empfindet aber allein die Menge als sehr störend.

Roller in Witten werden zu gefährlichen Stolperfallen

In der Mängel-App der Stadt finden sich während der vergangenen Monate 14 Einträge zu Elektro-Scootern. Bürger hatten sich gemeldet, weil die Fahrzeuge im Weg waren, etwa vor Hauseingängen oder an engen Stellen auf Gehwegen.

In einem Fall war ein Roller sogar im Wasser gelandet. Für Menschen mit einer Sehschwäche können sie zur gefährlichen Stolperfalle werden, sagt Stadtsprecherin Astrid Raith. Aber auch Rollstuhlfahrer oder Nutzer von Rollatoren haben ihre liebe Not, wenn die Scooter mitten auf dem Fußweg stehen. Manche Bürger empfinden die Flitzer schon an sich nervig. Ihrer Ansicht nach verschandeln sie das Stadtbild.

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Betreiber Tier, einer der zwei Anbieter in Witten, hat nach eigenen Angaben seit seinem Start im vergangenen Oktober 20 Beschwerden über die eigene Hotline erhalten. „Das ist angesichts des Zeitraums von einem Jahr und einer Flotte von 250 Fahrzeugen ein durchschnittlicher Wert“, sagt Sprecher Patrick Grundmann.

Gleichwohl sieht Tier ebenso wie der zweite Betreiber Lime Handlungsbedarf. Ein aktuelles Beispiel: Innerhalb von drei Monaten hat die Stadt der Firma Lime (200 Roller in Witten) drei herumliegende E-Scooter gemeldet. Als Mitarbeiter sie abholten, fanden sie diese erheblich beschädigt vor.

Apps weisen auf korrektes Abstellen der E-Scooter eindringlich hin

Najirvan Abbas (31) düst mit seinem eigenen E-Scooter gerne durch die Stadt - hier ist er gerade im Lutherpark unterwegs. Für ihn sind die Roller seit langem ein Ersatz fürs Auto.
Najirvan Abbas (31) düst mit seinem eigenen E-Scooter gerne durch die Stadt - hier ist er gerade im Lutherpark unterwegs. Für ihn sind die Roller seit langem ein Ersatz fürs Auto. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Zwischen 21 und25 Cent pro Minute

Der Mietpreis für einen E-Roller liegt beim Anbieter Lime pro Minute zwischen 20 und 25 Cent, Tier nimmt 21 Cent. Nachdem die Stadt Witten auf die heftige Kritik reagierte und von ihren hohen Gebühren für die Anbieter abgerückt war, hat Tier seine Flotte von 50 auf 250 aufgestockt.

Das Unternehmen Tier ist derzeit in 22 Ländern aktiv, davon 19 in Europa. E-Scooter-Flotten betreibt die Firma in 105 deutschen Städten. Lime wiederum bietet die Roller mittlerweile in 79 deutschen Städten an, weltweit sind es 230. Das Unternehmen sei weiterhin auf Wachstumskurs, heißt es

Inzwischen sind beide Betreiber dazu übergegangen, in ihren Apps auf eine ordnungsgemäße Handhabe eindringlich hinzuweisen. Wer Kunde von Tier wird, kann sich nur dann registrieren, wenn er sich zuvor mehrere Erklärbilder anschaut und weitere Informationen zum korrekten Parken liest. Ein solcher Vorgang werde nach jedem Mieten wiederholt, so Sprecher Patrick Grundmann. „Gleichzeitig arbeiten wir an verschiedenen technischen Lösungen, um beispielsweise das korrekte Abstellen in Echtzeit zu prüfen“. Lime wiederum testet mit einem Pilotprojekt in einigen Städten, ob finanzielle Anreize das korrekte Parken fördern.

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Zudem haben beide Unternehmen ein wachsames Auge auf ihren Fahrzeugbestand. Bei Lime werden nach eigenen Angaben die Roller innerhalb eines Zeitraums von ein bis drei Tagen eingesammelt, um sie wieder aufzuladen. Tier hat gerade erst ganz neue Flitzer zum Einsatz gebracht, die sich direkt vor Ort „betanken“ lassen. Somit habe das Wittener Team die Fahrzeuge genau im Blick, heißt es.

Stadt soll Flächen zum Parken der Flitzer ausweisen

Beide Firmen wünschen sich, dass die Stadt Stellflächen ausweist, auf denen die Roller geparkt werden können. Das würde eindeutig für mehr Klarheit sorgen. Verbotszonen sind in Witten bereits festgelegt. Wer den Roller dort dennoch hinstellt, kann den Mietvorgang nicht abschließen. Er müsse dann weiter für die Nutzung zahlen, erklären beide Firmen.

Geteilt fällt das Echo auf der Facebook-Seite der WAZ zur Frage aus: „E-Roller in Witten: Top oder Flop“. Viele User kritisieren, dass die Roller „überall herumfliegen“, Eingänge behindern oder „die Fahrer über Gehwege heizen“. Es gibt aber auch Lob wie „eine super Sache“. Man könne flexibel und schnell von A nach B kommen.