Witten. Die Herbeder Straße in Witten ist wegen Bauarbeiten gesperrt, Radler durften passieren. Ab Mittwoch nicht mehr – wegen rasenden Rennradfahrern.
Die Herbeder Straße (L924) zwischen Witten-Zentrum und Witten-Heven ist seit Mitte Juli für drei Monate voll gesperrt. Radfahrer und Fußgänger durften die Baustelle aber passieren – und genossen es, die landschaftlich schöne Strecke autofrei zu befahren. Ab Mittwoch (31.8.) ist damit Schluss. Nachdem es zu drei Unfällen zwischen Rennradfahrern und Bauarbeitern gekommen war, sperrt Straßen.NRW das Teilstück komplett. Für Freizeitsportler bringt das große Umwege.
Das i-Tüpfelchen war ein Unfall vor wenigen Tagen, bei dem ein Rennradfahrer schwer verletzt wurde, erinnert sich Straßen.NRW-Sprecher Andreas Berg. Der Radler sei mit hoher Geschwindigkeit durch das Baufeld gerast, als die Arbeiter mit einem Bohrgestänge – einer „Bohrlafette“ – hantierten. Damit lässt der Landesbetrieb zurzeit ein Ankergestänge metertief in die Felswand bohren. Später werden diese ein Netz halten, das Steinschlag verhindern soll. Man kann sich also vorstellen, wie lang diese Bohrer sind. Der Rennradfahrer konnte zwar noch einem Bauarbeiter ausweichen und fuhr dann ungebremst in das Gestänge hinein.
Es fehlte an gegenseitiger Rücksichtnahme
Zuvor hatte es bereits zwei weitere Situationen gegeben, in denen Rennradfahrer die Bauarbeiter „fast über den Haufen gefahren hätten“, so Berg. „Bei mehr gegenseitiger Rücksichtnahme hätten wir die Straße gern weiterhin offen gelassen.“ Die gesperrte Straße hatte sich zu einem Geheimtipp für Radler entwickelt. Fast niemand nutzte den holprigen Gehweg, über den Ruhrtalradler normalerweise geschickt werden, sondern einen Teil der Straße, der nicht abgezäunt war. Für mögliche Rettungseinsätze musste dieser frei gehalten werden.
Umleitung über die Fähre nur bis 19 Uhr
Eine Umleitungsstrecke für den Fuß-und Radverkehr führt in der Zeit von 9 bis 19 Uhr über die Fährverbindung der Ruhrtalfähre. Außerhalb der Fährzeiten ist eine Umleitung über die Straße Kleff ausgeschildert – diese ist so steil, dass Radfahrer nicht begeistert sein werden. „Wir hatten bei der Wabe angefragt, ob die Fahrzeiten der Ruhrtalfähre ausgedehnt werden könnten“, so Andreas Berg. Das sei leider nicht möglich gewesen. Inzwischen werde es so früh dunkel, dass man eine Umleitung über den unbeleuchteten und teils holprigen Ruhrtalradweg niemandem zumuten wollte.
Die Arbeiten dauern voraussichtlich noch bis Anfang Oktober, so Open Grid Europe, die dort – neben der Hangsicherung – eine Erdgasleitung erneuern. Bereits jetzt sorgt die Sperrung der wichtigen Wittener Verkehrsachse für viel Ärger, weil Pkw und Lkw sich durch Hevener Nebenstraßen quälen. Eine Verkehrszählung an der Herbeder Straße hatte dort 13.600 Fahrzeuge in 24 Stunden erfasst.