Witten. Seit die Herbeder Straße in Witten dicht ist, fahren deutlich mehr Autos über den Wannen, klagen Anwohner. Die Straße hat ein doppeltes Problem.
Mit der Herbeder Straße ist seit Dienstag (12.7.) zwischen Witten-Zentrum und Heven eine der wichtigsten Verkehrsadern der Ruhrstadt voll gesperrt. Von der City kommend, ist am Kreisel mit dem Ruhrdeich Schluss, am anderen Ende am Abzweig zu den Ruhrbrücken. Und wo fahren die knapp 14.000 täglich gezählten Fahrzeuge auf der Herbeder Straße jetzt lang?
Noch am ersten Tag der Sperrung fuhr manch ein Autofahrer wohl unbeabsichtigt vor die Sperrung am Kreisverkehr nahe der Ruhr. An Tag drei fließt der Verkehr auf beiden Seiten der Straßensperrung inzwischen normal. Vom Crengeldanz kommend etwa weist ein großes Schild frühzeitig an der Sprockhöveler Straße auf die Sperrung und die Umleitung hin.
Auf dem Wannen reiht sich stellenweise Auto an Auto
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Wer dann weiter Richtung Heven/A43/Seestraße will, muss wenige Meter weiter nach rechts einbiegen und über die Straßen „Im Esch“, Hellweg und Universitätsstraße fahren. So zumindest lautet die offizielle Umgehungsstrecke, die Straßen.NRW auch ausgeschildert hat. Dort fließt der Verkehr ungestört, zumal bei unserem Besuch vor Ort am Donnerstagmittag nicht besonders viele Fahrzeuge unterwegs sind.
Anders sieht es da schon am Wannen aus. Auf der schmalen Straße reihen sich zeitweise Autos, Transporter und Lkw aneinander. Da auf beiden Seiten der Tempo-30-Zone geparkt werden darf, ist es mitunter schwierig, dem Gegenverkehr auszuweichen.
Anwohner: „Hier könnte man einen Actionfilm drehen“
In Heven könne man derzeit einen neuen Actionfilm mit Autos drehen, schreibt uns Familienvater Christian C.. Und zwar mit dem Titel „Auf dem Wannen ist die Hölle los“. „Wir kommen manchmal kaum noch aus der Ausfahrt raus“, sagt der 47-Jährige. Besonders schlimm – wie zu erwarten – sei es morgens und nachmittags im Berufsverkehr. Er schätzt, dass aktuell doppelt so viele Fahrzeuge den Wannen entlangfahren.
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„Eine Katastrophe“ sei die Situation, hören wir mehrfach von Anwohnern und Passanten. Sehr viele Laster seien nun unterwegs, klagt eine 76-Jährige. „Es ist sehr laut geworden“, sagt die Wittenerin. „Wir sagen immer: Die Straße wird so nicht mehr lange halten.“ Auch eine junge Mutter weiß Ähnliches zu berichten. Gerade Lkw und Lieferwagen würden oft die Straße blockieren und sich der Verkehr dahinter stauen. „Und dann gibt es ein Hupkonzert.“ Das passiere auch nachts.
Auch Billerbeckstraße ist gesperrt
Der Wannen ist derzeit doppelt belastet. Denn auch die Billerbeckstraße ist bereits seit März immer wieder wegen Sanierungsarbeiten gesperrt – mit Umleitung über den Wannen. Aktuell werden an der Einmündung zum Wannen die letzten Asphaltierungsarbeiten durchgeführt, so die Stadt. Deshalb fahren einige Busse der Linie 375 voraussichtlich bis Mitte August eine Umleitung – über den Wannen zum Hellweg.
„Die Leute müssen ja irgendwo lang, soweit hab ich auch Verständnis“, sagt Anwohner Christian C.. Er würde sich aber mehr Rücksichtnahme wünschen. Besonders, was das Tempolimit angeht. „Einfach 30 fahren“, appelliert er an die Autofahrer. Und eine andere Anwohnerin hat einen guten Tipp: Den Weg über Im Esch und Hellweg nehmen – also über die Umleitung, die Straßen.NRW für die Herbeder Straße vorgesehen hat. „Das geht tatsächlich deutlich schneller, hier ist es ja fürchterlich.“
Sperrung dauert drei Monate
Open Grid Europe erneuert an der Herbeder Straße derzeit eine Erdgasleitung. Zeitgleich sichert Straßen.NRW den umliegenden Steilhang mit Haken und Netzen gegen Steinschlag ab. Die Bauarbeiten sollen insgesamt drei Monate andauern. Fast zwei Monate lang war die Verbindungsstraße bereits 2018 gesperrt – da aber nur halbseitig. Dank einer Baustellenampel war die Straße in beide Richtungen befahrbar – diese sorgte allerdings auch regelmäßig für lange Rückstaus. Damals hatte die Ruhrkohle einen Hang sichern lassen, weil darunter ein alter Schacht lag. Zunächst wurden Büsche und Bäume gerodet, dann Netze an rund 170 Metallankern befestigt. 2010 war die Straße sogar mehr als ein halbes Jahr voll gesperrt. Wegen Steinschlag und Felssturz aus der Böschung oberhalb der Straße hatte der Landesbetrieb Straßen die Sperrung angeordnet. Fangzäune wurden installiert, zuvor Bäume gefällt und absturzgefährdete Felspartien und Bodenmassen entfernt.