Witten. Knapp eine Woche ist das Freibad in Witten noch geöffnet und somit kürzer als geplant. Nicht jeder kann die Maßnahme der Stadtwerke verstehen.
In knapp einer Woche, und somit deutlich früher als geplant, ist die Freibadsaison in Witten Geschichte. Am Sonntag, 14. August, ist der letzte Öffnungstag, eigentlich wäre es erst im September so weit gewesen. Die Stadtwerke wollen durch die Maßnahme Energie sparen. Das stößt nicht überall auf Verständnis.
Facebook-Nutzerin Petra Günther findet klare Worte und würde sich eher Alternativen wünschen: „Ich finde das unmöglich. Dann lieber die Temperatur noch mal runter oder meinetwegen auch die Preise erhöhen, aber es soll noch mal 30 Grad werden.“ Auch im Umfeld des Freibads hört man von Gästen am Montag, dass es auf die 14 Tage nicht mehr angekommen wäre. Zumindest von denen, die gekommen sind. Der finale Ansturm vor der frühzeitigen Schließung bleibt am Morgen trotz bestem Wetters und Ferien noch aus.
Mutter aus Witten tun die Kinder leid
Elke Koling tun besonders die Kinder leid. „Bereits während der Coronapandemie wurden die Auswirkungen des Lockdowns auf Kinder und Jugendliche massiv unterschätzt“, schreibt uns die Mutter von fünf Kindern. „Der Verlust der Freizeitaktivitäten, das Spielen mit Gleichaltrigen fiel über zwei Jahre ganz oder weitestgehend aus.“ Die letzten Wochen hätten sich für die Kleinsten wieder nach etwas Normalität angefühlt „und nun schließen die Stadtwerke aus vermeintlichen Energiespargründen das aktuell einzig wirklich brauchbare öffentliche Bad in Witten einen Monat früher als geplant.“
Auch Thomas Blumberg kann die Entscheidung nicht nachvollziehen. Er befürchtet, dass sich viele nun eine Alternative suchen und zum Abkühlen in die Ruhr springen. „Ich bin seit Jahrzehnten Wassersportler und kenne die Ruhr. Sie ist als Fließgewässer an vielen Stellen nicht ungefährlich.“ Jeden Sommer warnt auch die DLRG vor den Gefahren des Schwimmens in dem Gewässer. Er hätte sich eine andere Lösung gewünscht. „Der Beschluss, das Bad vorzeitig zu schließen, ist schnell getroffen, aber bitte auch an die Folgen und auch an Alternativen denken“, sagt der Bommeraner.
Wittener wünschen sich alternative Maßnahmen
So hätte man etwa die Wassertemperatur zunächst noch weiter senken oder die Zahl der Warmwasserduschen reduzieren können. Er selbst hätte damit kein Problem. „Ich kenne noch das alte Freibad und bin viele Jahre in Annen ohne beheizte Schwimmbecken geschwommen, teilweise bei Wassertemperaturen deutlich unter 20 Grad.“
Mit der vorzeitigen Schließung kann man laut Stadtwerken rund 5000 Kilowattstunden einsparen. „Das Bad verbraucht täglich so viel Gas wie ein Single-Haushalt im ganzen Jahr“, sagt Geschäftsführer Andreas Schumski. Auch wenn der August warm werden soll, sinke nachts die Außentemperatur, weshalb der Energieverbrauch in jedem Fall noch einmal in die Höhe gehen würde.
Stadtwerke Witten: Entscheidung nicht aus finanziellen Gründen
„Uns geht es nicht darum, Geld zu sparen oder Kosten zu drücken“, sagt Stadtwerkesprecher Matthias Kukla. Es sei einzig und allein wichtig, schon jetzt Gas einzusparen. „Natürlich ist es nicht unbedingt leicht zu verstehen, dass man so eine Maßnahme bei den sommerlichen Temperaturen durchsetzt. Die Gasspeicher füllen sich aber eben schon jetzt nur sehr langsam.“ Um auch Weihnachten im Warmen zu sitzen, müsse man vorbeugend reagieren.
Auch interessant
„Wir verdienen durch die Maßnahme nicht mehr oder weniger Geld“, so Kukla. Apropos: Auch wenn es zuletzt den Anschein machte, dass das Freibad ordentlich genutzt wird, sagen die Zahlen etwas anderes aus. Bislang haben in der Saison nach Angaben der Stadtwerke um die 50.000 Menschen geplanscht und ihre Bahnen gezogen. Zum Vergleich: In Vor-Corona-Jahren waren es rund 100.000.
„Tatsächlich war es an den heißen Tagen schon voll, allerdings sah es an anderen Tagen, wenn es um die 25 Grad warm war, nicht gut aus. Das ist auch für uns enttäuschend“, sagt der Stadtwerkesprecher. Vielleicht wird der Ansturm in dieser Woche ja noch mal größer, bevor am Sonntag Schluss ist. Diese Entscheidung steht übrigens definitiv fest. „Wir werden zumachen“, sagt Kukla. Ein Zurück gibt es trotz der guten Wettervorhersagen nicht mehr.