Witten. Viel Häme hatte es um die Markierungen an der Ecke Pferdebach-/Ardeystraße in Witten gegeben. Wie läuft denn nun der Verkehr an der Kreuzung?

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Viel Lärm um nichts? Am Tag, nachdem die frisch gestaltete Kreuzung Ardeystraße/Pferdebachstraße freigegeben worden ist, fließt der Verkehr scheinbar problemlos in allen vier Richtungen über die neuen Markierungen, die zuvor für viel Spott gesorgt hatten.

Wo die fehlerhafte Markierung in der Johannisstraße gewesen sein könnte, wegen der sich die Öffnung fast zwei Wochen verzögert hatte, lässt sich nur erahnen. Egal. Die Autos stehen in der Johannisstraße ohnehin genau wie eh und je. Zumindest bis sie links abbiegen.

Für diese Markierungen hatte es viel Häme gegeben. Die Fahrstreifen für die Autofahrer, die seitlich von den Radspuren eingefasst sind, sehen von oben aus wie Parkboxen.
Für diese Markierungen hatte es viel Häme gegeben. Die Fahrstreifen für die Autofahrer, die seitlich von den Radspuren eingefasst sind, sehen von oben aus wie Parkboxen. © Grabosch

Denn wer den Verkehr länger betrachtet, der sieht: So ganz leicht zu verstehen scheinen die neuen Markierungen doch nicht zu sein. Viele Autofahrer, die von der Johannisstraße nach links auf die Ardeystraße wollen, zögern in der Mitte der Kreuzung – oder ziehen direkt zu weit nach rechts rüber und landen auf der Busspur.

„Hier musst du gucken, gucken, gucken“, sagt ein älteres Ehepaar, das die Kreuzung erkundet – zu Fuß allerdings. „Das ist hier nichts für alte Leute.“ Ein Taxifahrer hingegen winkt ab: Das mit der Busspur sei am Marienhospital doch das Gleiche. „Aber ist doch kein Problem – da fährt höchstens mal ein Auto hinterm Bus her.“

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Radampeln an neuer Kreuzung in Witten noch außer Betrieb

Und die Radfahrer? Viele sind nicht unterwegs am Freitagmittag. Das „indirekte Linksabbiegen“, das den Wirbel um die Wirrwarr-Kreuzung ausgelöst hatte, können sie eh noch nicht ausprobieren. Die sogenannten „Fahrradtaschen“ sind zwar aufgemalt, aber die dazu gehörigen Ampeln noch außer Betrieb.

Plötzlich kommt doch gleich eine ganze Gruppe die Johannisstraße hochgeradelt, Ausflügler aus Koblenz, wie sich herausstellt. Der Vordermann winkt seine Leute geradeaus, stoppt dann abrupt an den Markierungen. Alle steigen ab. „Das ist hier wirklich eine Katastrophe“, schimpft er. Die Markierungen? „Nein, wir finden den Weg zum Rheinischen Esel nicht, der ist so schlecht beschildert.“ Ein anderes Problem.

Rote Radspuren, so wie hier auf dem Südwall in Dortmund, würden die Verkehrsführung übersichtlicher machen, meint Fahrradbotschafter Andreas Müller.
Rote Radspuren, so wie hier auf dem Südwall in Dortmund, würden die Verkehrsführung übersichtlicher machen, meint Fahrradbotschafter Andreas Müller. © Müller

Fragen wir lieber einen Fahrrad- und Kreuzungsexperten. Wittens Fahrradbotschafter Andreas Müller, der einst als Stadtplaner die Verkehrsführung mit entwickelt hatte, ist recht angetan von der Kreuzung. Er habe zwar seinerzeit eine Lösung ohne „Fahrradtaschen“ vorgeschlagen. „Aber die haben mich inzwischen überzeugt.“ Das Prinzip des „indirekten Linksabbiegens“ hält Müller weiterhin für gut und richtig. Es sei zwar ungewohnt, aber eben sicherer. Viele Städte würden darauf setzen. „Dortmund etwa macht es ganz viel – und es funktioniert“, sagt er.

Fahrradbotschafter plädiert für rote Spuren

Bei aller Zustimmung: Einen Änderungsvorschlag hatte der Fahrradbotschafter trotzdem: „Ich hätte die Fahrradspur – wie in den meisten Städten üblich – rot gemacht, damit konnte ich mich aber nicht durchsetzen.“ Das hätte die Spurführung für Rad- und Autofahrer übersichtlicher gemacht.

Noch besser wäre es, meint Müller, wenn der Radverkehr ganz getrennt von den Autos wäre, auf einer eigenen Spur rechts, so wie in Holland vielerorts. „Aber das geht in Witten leider nicht.“ Der Vorteil: Das indirekte Abbiegen sei objektiv sicher. „Eine völlige Trennung würde aber dazu die subjektive Sicherheit erhöhen.“

Mit der scheint es in der Tat nicht weit her zu sein. Denn ein Blick ein paar hundert Meter weiter hoch zur Kreuzung Ardeystraße/Dortmunder Straße, wo die Radampeln seit zwei Jahren in Betrieb sind, zeigt: Praktisch kein Radfahrer hält davor an. Stattdessen werden Bürgersteig und Autospur genutzt.

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Michael Bärwald ist hingegen ordnungsgemäß auf der Radspur unterwegs – geradeaus und voll des Lobes. „Der eigene Mittelstreifen für Radfahrer ist eine echte Verbesserung“, sagt der 70-Jährige. Die ungewöhnliche Streckenführung für Linksabbieger hat er allerdings noch gar nicht bemerkt. „Ich glaube, das ist gewöhnungs- und informationsbedürftig.“